
Nachhaltigkeit und Unternehmensnachfolge – wie sich Unternehmen zukunftssicher aufstellen
Wie berührt die Nachhaltigkeit die Unternehmensnachfolge? Wir zeigen, wie ökologische und soziale Themen in den Nachfolgeprozess zu integrieren sind.
Wenn die Übergabe eines Unternehmens ansteht, entscheidet sich nicht selten dessen wirtschaftliche Zukunft. Das gilt gerade für kleine und mittlere Unternehmen bzw. für familiengeführte Betriebe. Während in der Vergangenheit bei der Nachfolgeplanung vor allem betriebswirtschaftliche Kriterien im Vordergrund standen, ergeben sich heute Herausforderungen ganz neuer Art, die für zusätzliche Komplexität sorgen. Hierbei geht es um den Umgang der Unternehmung mit immer mehr in den Fokus rückenden sozialen und ökologischen Themen. Es stellt sich die Frage, wie ein Übergang gelingen kann unter Wahrung der Verantwortung, die eine Organisation für die Umwelt, die Gesellschaft und eine transparente Unternehmensführung (ESG) übernehmen möchte.
Die langfristige Wettbewerbsfähigkeit hängt davon ab, ob die Unternehmensnachfolge gelingt und alle Nachhaltigkeitsanforderungen Berücksichtigung finden. Die Kundenanforderungen verändern sich und Käufer schauen kritischer darauf, wie verantwortungsbewusst ein Unternehmen mit sozialen und ökologischen Themen umgeht. Gleichzeitig werden die regulatorischen Anforderungen strenger. Zu berücksichtigen sind hier zum Beispiel die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die damit notwendig gewordene Nachhaltigkeitsberichterstattung. Zudem liegen mittlerweile teilweise klare Definitionen dafür vor, was in Bezug auf das wirtschaftliche Handeln als ökologisch nachhaltig anzusehen ist. Zu nennen wäre hier etwa die EU-Taxonomie-Verordnung. Nachhaltige Investitionen lassen sich damit leichter identifizieren. Bei der Nachfolge ist es daher entscheidend, dass solchen Fragestellungen eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Unternehmen müssen ab jetzt ESG-Kriterien in die Nachfolgeplanung strategisch integrieren, um langfristig gut aufgestellt zu sein. Und sie müssen eine wertebasierte Nachfolge vornehmen, damit sie ihre Zukunft resilient und sicher gestalten können.
Nachhaltige Geschäftsmodelle weitergeben
Heute ist es kaum noch möglich, die Unternehmensnachfolge zu planen, ohne den Aspekt der Nachhaltigkeit einzubeziehen. Im Idealfall erfolgt bei einem Generationenwechsel die Weitergabe eines nachhaltigen Geschäftsmodells und aller Werte und Strategien, die damit verbunden sind. Wenn die sozialen und ökologischen Herausforderungen wachsen, nimmt die Nachhaltigkeit automatisch einen höheren Stellenwert ein. Es lohnt sich daher, einen Blick darauf zu werfen, welche Vorteile konkret mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell verbunden sind:
Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit: Wer sein Unternehmen konsequent an sozialen und Umweltthemen ausrichtet, erscheint als ein attraktiver Akteur für Fachkräfte, Kunden und Investoren. Das sind wichtige Voraussetzungen, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmung abzusichern.
Erlangung von Marktvorteilen: Sowohl die Kunden des Unternehmens als auch die Geschäftspartner legen Wert auf den Aspekt der Nachhaltigkeit. Dieses Kriterium rückt zum Beispiel bei der Auswahl von Lieferanten immer mehr in den Vordergrund. Wer hier erfolgreich ist und sich mit seiner Firma nachhaltig aufstellen kann, erlangt gegenüber dem Wettbewerb deutliche Vorteile.
Stärkung der Unternehmenskultur: Wer ein wertorientiertes Arbeitsumfeld fördern möchte, darf den Aspekt der Nachhaltigkeit nicht vernachlässigen. Dieser ist entscheidend, wenn es zum Beispiel um die langfristige Bindung von Mitarbeitern oder deren Motivation geht.
Best Practices in der nachhaltigen Unternehmensübergabe
Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist ohne jeden Zweifel überall in der Gesellschaft gestiegen. Wer sich zum Beispiel als junger Mensch einen attraktiven Arbeitgeber wünscht, achtet auf diesen Punkt besonders. Der Erfolg in der Unternehmensnachfolge hängt damit entscheidend davon ab, ob es gelingt, Nachhaltigkeitsaspekte in den Übergabeprozess zu integrieren. Wie üblich haben sich auch hier wichtige Maßnahmen oder Best Practices herausgebildet, die bei einem solchen Prozess unbedingt auch in Ihrem Unternehmen Berücksichtigung finden sollten:
Dokumentieren Sie Ihre Strategie: Eine nachhaltige Unternehmensstrategie sollten Sie dokumentieren und transparent darstellen. Berücksichtigen Sie dabei alle umweltbezogenen Maßnahmen und vergessen Sie die sozialen und ethischen Standards nicht, die Sie in Ihrer Firma etabliert haben. Eine solche Dokumentation ist wichtig, um den Wissenstransfer so reibungslos wie möglich zu gestalten. Bei dieser Maßnahme handelt es sich übrigens auch um eine Investition in das Vertrauen aller Beteiligten, den Übergabeprozess erfolgreich gestalten zu können.
Bilden Sie Ihre Mitarbeiter weiter: Um den Transfer von Fachwissen weiter zu verbessern, sollten Schulungen zum Thema Nachhaltigkeit selbstverständlich sein. Bieten Sie spezielle Workshops und Seminare an und führen Sie interne Schulungen durch. Hier ist es ideal, wenn Sie den Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Generationen im Betrieb anregen. Fördern Sie den internen Dialog und stellen Sie offene Kommunikationswege sicher.
Binden Sie die Nachfolger frühzeitig ein: Die zukünftigen Führungskräfte sollten Sie so früh wie möglich in alle Projekte mit Nachhaltigkeitsbezug einbinden. Es ist wichtig, dass die Führungskräfte die ökologischen und sozialen Ziele der Unternehmung verstehen und verinnerlichen.
Greifen Sie auf das Wissen externer Berater zurück: Wenn Sie die Best Practices für die Weitergabe nachhaltiger Geschäftsmodelle bestmöglich adaptieren möchten, lohnt sich die Zusammenarbeit mit externen Beratern. Nachhaltigkeitsexperten bieten mit ihrem Blick von außen klare Vorteile, wenn es darum geht, den Übergabeprozess zu optimieren und für diesen neue Impulse zu geben.
Denken Sie daran, dass Nachhaltigkeitsrisiken auch immer Finanzrisiken darstellen. Denn Umweltthemen können negative Auswirkungen auf den Geschäftserfolg haben, wenn Sie diese nicht ausreichend bearbeiten und sich vorbereiten. Von einer Nachhaltigkeitsaspekte integrierenden Nachfolgeplanung profitieren Sie also auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Und das sollte Motivation genug sein, sich mit diesem Thema tiefergehend zu befassen.
ESG-Kriterien als Teil der Nachfolgestrategie
Unternehmen sehen sich immer wieder mit Chancen und Risiken konfrontiert, die nicht finanzieller Natur sind. Auch diese sollten sich im Idealfall bewerten lassen. Dafür ist besonders das Konzept der Environmental Social Governance (ESG) einschlägig. Es führt die drei Dimensionen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) zusammen und hilft dabei, langfristige Risiken frühzeitig zu erkennen und die Strategie daran anzupassen. Auch im Zusammenhang mit der Unternehmensnachfolge gewinnt dieses Konzept an Bedeutung. Wer die ESG-Kriterien erfüllt, ist langfristig mit seiner Unternehmung besser aufgestellt und kann den Erfolg auch nach der Übergabe sicherstellen.
Bei der strategischen Planung und Übergabe von Unternehmen spielen Umweltaspekte mittlerweile eine zentrale Bedeutung. Dabei soll nicht nur die Übernahme von ökologischer Verantwortung Ausdruck finden. Es geht um zentrale Fragen wie die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität zum Beispiel für Investoren. Gelingt es Ihnen, Umweltaspekte systematisch in Ihre Prozesse zu integrieren, leisten Sie viel für die Risikominimierung und die Compliance. Wer eine lückenlose Umweltbilanz vorweisen kann, sieht sich später geringeren oder gar keinen Haftungsrisiken ausgesetzt. Zudem kann er regulatorische Anforderungen etwa bezüglich seiner Lieferketten besser erfüllen. All das sind im Rahmen der Unternehmensnachfolge natürlich erhebliche Pluspunkte. Es geht darum, dem Nachfolger keine Hypotheken zu hinterlassen, sondern ihm im Gegenteil Startvorteile zu verschaffen. An der Berücksichtigung von ESG-Kriterien führt daher kein Weg vorbei.
In diesem Zusammenhang sollten wir auch auf Fragen wie die Innovationsförderung oder die Zukunftsfähigkeit eingehen. Neue Geschäftsfelder eröffnen sich vielfach dort, wo Unternehmen in umweltfreundliche Technologien sowie nachhaltige Prozesse investieren. Damit stärken sie gleichzeitig die Innovationskraft. Je höher die Innovationsbereitschaft aber ausfällt, desto mehr Chancen ergeben sich für die Unternehmensnachfolge. Denn hierbei handelt es sich um die beste Zeit für den Wandel. Die mit einer Unternehmensübergabe verbundenen Chancen können Sie bzw. Ihre Nachfolger also dann am besten nutzen, wenn Sie vorher die Innovationskraft Ihres Unternehmens gefördert haben.
Warum die Integration von ESG-Kriterien unverzichtbar ist
Viele Investoren blicken auf die Einhaltung ökologischer und sozialer Standards und beziehen die ESG-Kriterien mittlerweile ganz selbstverständlich in die Gesamtbewertung ein. Es handelt sich hierbei also nicht um eine Form von Luxus. Nachhaltigkeitsaspekte spielen heute bei der Unternehmensnachfolge eine entscheidende Rolle. Die Nachfolger wünschen sich, dass die zu übernehmende Unternehmung die wichtigen nachhaltigen Praktiken implementiert hat. Denn nur so ist sichergestellt, dass sich in der Zukunft keine negativen Umweltauswirkungen ergeben und sich alle Chancen nutzen lassen, die sich zum Beispiel aus den erneuerbaren Energien heraus ergeben.
Doch auch die soziale Dimension von ESG ist wichtig. Dabei geht es um die Frage, welche Auswirkungen die Unternehmensaktivität auf die Mitarbeiter und Kunden sowie auf die Gesellschaft insgesamt hat. Zu einer erfolgreich gestalteten Unternehmensnachfolge gehört es heute, die soziale Gerechtigkeit im Betrieb zu fördern und eine Bewertung der Beziehung zu den Mitarbeitern vorzunehmen. Doch auch eine effektive Führung und hohe Transparenz sind wichtig. Die Nachfolger sollten die bestehenden Governance-Mechanismen analysieren und verstehen lernen. Nur so ist gewährleistet, dass auch zukünftig effektive Kontrollen möglich sind und die Transparenz und Integrität gewahrt bleiben.
Bei ESG geht es also um die Bewertung der sozialen und ökologischen Verantwortung von Unternehmen. Leistet die Firma einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Wirtschaft? Hier ist am besten aufgestellt, wer die ESG-Kriterien so frühzeitig wie möglich in den Nachfolgeprozess integriert.
Umwelt- und Sozialverantwortung als Entscheidungskriterium
Bei der Unternehmensnachfolge geht es immer um Fragen der wirtschaftlichen Stabilität oder der Sicherung von Arbeitsplätzen. Deren Beantwortung ist bereits komplex genug, reicht heute aber nicht mehr aus. Wenn sich die Stakeholder zunehmend an nachhaltigen Werten orientieren, ist auch das bei der Unternehmensübergabe zu berücksichtigen. Sie müssen also die ökologische und soziale Verantwortung in den Nachfolgeprozess integrieren. Und das betrifft zum einen die Auswahl der Nachfolger als auch die strategische Ausrichtung des Unternehmens, nachdem die Übergabe abgeschlossen ist.
Nachhaltigkeit als Auswahlkriterium für die Nachfolge: Gerade bei KMU ist es entscheidend, dass sich die Nachfolger mit der Firmenphilosophie identifizieren. Während sich die Branchenkenntnisse oder die wirtschaftliche Kompetenz eines Kandidaten im Rahmen klar definierter Auswahlkriterien einfacher erfassen lassen, fällt das in Hinblick auf die Haltung zur Nachhaltigkeit schon schwerer. Kann der Nachfolger die bisher festgelegte Nachhaltigkeitsstrategie umsetzen und weiterentwickeln? Auf keinen Fall darf das Vertrauen verloren gehen, dass Kunden, Partner und Investoren aufgebaut haben und das sich aus der Umwelt- und Sozialverantwortung ableitet. Diese muss auch ein Nachfolger als wesentlichen Bestandteil der Unternehmensstrategie auffassen. Im Übergabeprozess ist also sicherzustellen, dass eine Identifikation mit den Werten stattfindet oder dass sich diese noch in gewünschter Weise verankern lassen.
Nachhaltigkeit als Leitprinzip über den Zeitpunkt der Übergabe hinaus: Ist der Prozess der Unternehmensübergabe einmal abgeschlossen, sollte die Nachhaltigkeitsstrategie eine konsequente Fortsetzung finden. Denn eine erfolgreiche Nachfolge endet nicht mit der Übergabe. Vielmehr geht es jetzt darum, den langfristigen Erfolg der Strategie abzusichern. Und dafür ist es wichtig, Fragen der Nachhaltigkeit so früh wie möglich zu besprechen und Führungskräfte über die bestehenden nachhaltigen Strukturen im Betrieb in Kenntnis zu setzen, damit sie diese bewahren können. Auf welche ressourcenschonenden Prozesse setzt die Unternehmung zum Beispiel in der Produktion? Was wurde bisher geleistet für die Sicherstellung klimafreundlicher Lieferketten? Auf welche Weise setzt sich die Firma für faire Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern ein? Und welches gesellschaftliche Engagement findet statt, um den eigenen Nachhaltigkeitskurs zu unterstreichen? Sorgen Sie dafür, dass die Nachfolger Ihre Bestrebungen in diesem Bereich verstehen und sich diese zu eigen machen. Damit lässt sich der langfristige Erfolg nach der Übergabe am besten absichern.
Ohne jeden Zweifel ist die Unternehmensnachfolge eine der bedeutendsten strategischen Entscheidungen, die Unternehmen treffen müssen. Kann die Organisation fortbestehen und dabei ihre soziale und ökologische Ausrichtung beibehalten? Ein ESG-Check gehört heute im Auswahlverfahren für Nachfolger unbedingt dazu. Denn die Eignung in diesem Bereich entscheidet darüber, ob das Unternehmen auch in Zukunft für Mitarbeiter, Kunden und Investoren attraktiv sein und sein positives Image behalten kann. Umwelt- und Sozialaspekte sollten klar definiert und in den Unternehmensrichtlinien verankert sein.
Bei einer ESG-basierten Nachfolgeplanung stellen sich einige Fragen. Sie müssen zum Beispiel beantworten, welche Nachhaltigkeitsziele für das Unternehmen essenziell sind. Das kann zum Beispiel die CO2-Reduktion sein. Zudem müssen Sie festlegen, welche ESG-Prinzipien auch unter neuer Führung beizubehalten sind. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass nach erfolgter Übergabe eventuell eine Anpassung der Strategie an aktuelle ESG-Anforderungen notwendig sein könnte. Sind diese Fragen beantwortet, können Sie den potenziellen Nachfolger einem ESG-Werte-Check unterziehen, um seine Haltung zur Unternehmensphilosophie zu ermitteln.
Bei externen Nachfolgern oder Investoren hingegen kann eine ESG-Due-Diligence notwendig sein. Es ergeben sich folgende Überlegungen:
- Transparenz: Verfolgt das Unternehmen eine klare Nachhaltigkeitsstrategie?
- Impact-Analyse: Welche Auswirkungen hat die Unternehmensübergabe auf die laufenden Nachhaltigkeitsprogramme?
- Compliance: Hält das Unternehmen die relevanten Umwelt- und Sozialstandards ein?
Fazit
Ohne Übertreibung lässt sich die Nachfolge als entscheidender Wendepunkt für ein Unternehmen bezeichnen. Das war in der Vergangenheit so und gilt zukünftig noch mehr. Denn nun sind Nachhaltigkeitsaspekte konsequent bei der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. In einigen Fällen könnte davon sogar der Fortbestand der Firma abhängen. Die Wirtschaft ist insgesamt stärker an Nachhaltigkeit orientiert als früher. Talente auf dem Markt für Fachkräfte suchen sich ihre Arbeitgeber sehr bewusst anhand entsprechender Kriterien aus und dulden es kaum, wenn diese ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung nicht nachkommen. Für Investoren ist es mittlerweile Alltag, ESG-Kriterien bei der Bewertung einfließen zu lassen. Nehmen Sie also eine nachhaltige Nachfolgeplanung vor und begreifen Sie diese als strategischen Vorteil.
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