Außergewöhnliche Belastungen berechnen
Was ist eine außergewöhnliche Belastung? Laut EStG liegt dieser Sonderfall immer dann vor, wenn Sie besonders hohe zwangsläufige Aufwendungen erbringen müssen. Das bedeutet, dass Ihre Aufwendungen höher ausfallen als bei den meisten anderen Steuerpflichtigen, die ähnliche Einkommens- und Vermögensverhältnisse haben und in gleichen Familienverhältnissen leben. Andernfalls spricht das Finanzamt von einer zumutbaren Belastung.
Die Differenz zwischen außergewöhnlicher und zumutbarer Belastung ist steuerlich absetzbar. Wie hoch fällt diese aus? Der Rechner ermittelt auf Grundlage Ihrer Eingaben die zumutbare und die außergewöhnliche Belastung in Ihrem Fall.
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Weitere InformationenRechner für außergewöhnliche Belastungen: Hintergrundwissen
Was ist eine zwangsläufige Aufwendung? Auch hier gibt es eine klare Definition: Die Ausgabe muss aus tatsächlichen, rechtlichen oder sittlichen Gründen unvermeidbar sein. Wichtig ist zudem, dass der Betrag angemessen ausfällt. Werbungskosten, Betriebsausgaben und Sonderausgaben zählen nicht zu den außergewöhnlichen Belastungen, sie werden gesondert betrachtet.
Außergewöhnliche Belastungen: Beispiele aus der Praxis
Um die außergewöhnlichen Belastungen zu verstehen, ist ein konkretes Beispiel hilfreich, etwa Krankheitskosten. Viele kennen den Eigenanteil, der etwa für Zahnersatz oder bestimmte Medikamente anfällt. Diese Belastung ist zwangsläufig und außergewöhnlich. Gleiches gilt, wenn Ihnen Pflegekosten oder Pflegeheimkosten für nahe Verwandte entstehen. Voraussetzung ist allerdings, dass die entsprechende Summe nicht von einer Versicherung gedeckt ist, sondern von Ihnen getragen wird.
Was sind zumutbare Belastungen?
Wenn Sie außergewöhnliche Belastungen absetzen möchten, müssen Sie zunächst die Höhe der zumutbaren Belastungen ermitteln. Erst wenn Ihre Aufwendungen den zumutbaren Betrag übersteigen, können Sie diese in Höhe der Differenz geltend machen. Anders ausgedrückt: Zumutbare Belastungen sind der Teil der außergewöhnlichen Belastungen, für den Sie keine Rückerstattung der Steuer erhalten.
Die Höhe der zumutbaren Belastung hängt vom Familienstand ab. Die höchste zumutbare Belastung entfällt auf kinderlose Singles, danach kommen Verheiratete ohne Kinder. Eltern mit bis zu zwei Kindern haben einen nochmals niedrigeren Satz, wobei es unerheblich ist, ob sie verheiratet sind oder nicht. Für Eltern mit drei und mehr Kindern gilt der niedrigste Satz für die zumutbare Belastung.
Zumutbare Belastung seit 2017: Bundesfinanzhof senkt Steuerlast
Im Jahr 2017 gab es eine wichtige Änderung zur Berechnung der zumutbaren Belastung. Bis dahin wurde der jeweils höhere Prozentsatz auf die Jahreseinkünfte als Bemessungsgrundlage herangezogen. Folge: Wer geringfügig höhere Einnahmen als der Schwellenwert hatte, musste den höheren Prozentsatz voll tragen. Im März 2017 entschied der Bundesfinanzhof, dass dieses Vorgehen falsch ist. Seither werden die Einkunftsstufen separat betrachtet. Der erhöhte Prozentsatz betrifft also nur den Teil des Einkommens, der den Schwellenwert übersteigt. Im nachfolgenden Beispiel wird das anhand konkreter Zahlenwerte gezeigt.
Beispielrechnung für außergewöhnliche Belastungen 2021
Angenommen, Sie haben ein Kind und sind verheiratet. Ihr Einkommen im Jahr 2021 beträgt 30.000 Euro. Der Satz für die Kirchensteuer liegt bei 9 Prozent. Wegen einer Sehstörung hatten Sie eine außergewöhnliche Belastung in Höhe von 3.000 Euro für die Behandlung zu tragen. Wie hoch ist der Anteil, den Sie steuerlich geltend machen können?
Nach der neuen Berechnung sind dies 2.253,40 Euro. Zum Vergleich: Nach alter Regelung wären es nur 2.100 Euro. Diese Summe ergibt sich aus der zumutbaren Belastung. Diese beträgt für den konkreten Fall 746,60 Euro. Hierbei wurde die Entscheidung des Bundesfinanzhofes berücksichtigt, die zumutbare Belastung anteilig zu berechnen:
- 15.340 Euro mit 2 % = 306,80 Euro
- Restliches Einkommen mit 3 % = 439,80 Euro
- 306,80 Euro + 439,80 Euro = 746,60 Euro
Als Vergleichswert: Vor der Änderung der Berechnung hätte die Höhe der zumutbaren Belastung 900 Euro betragen. Folglich ist die Summe, die Sie im genannten Beispiel absetzen könnten, höher. Die aktuelle Regelung führt zu einer Steuerersparnis von 609,14 Euro.
Tipp zur außergewöhnlichen Belastung
Da die Differenz zwischen zumutbarer und außergewöhnlicher Belastung steuerlich geltend gemacht werden kann, ist es sinnvoll, mehrere Aufwendungen in ein Steuerjahr zu legen, sofern dies möglich ist.
Außergewöhnliche Belastung: Fragen und Antworten
Muss ich eine Mehrbelastung in der Steuererklärung nachweisen?
Grundsätzlich gilt, dass die Außergewöhnlichkeit nachgewiesen werden muss. Beispiel Allergikerkost: Wenn jemand bestimmte Lebensmittel nicht essen darf und auf spezielle Produkte zurückgreifen muss, kann eine außergewöhnliche Belastung daraus entstehen. Allerdings muss der oder die Betreffende nachweisen, dass die entsprechende Ernährung teurer ist als eine normale Kost.
Sind Ausbildungskosten für Kinder eine außergewöhnliche Belastung?
Hierfür gibt eine eigene Regelung unter § 33a EStG (Außergewöhnliche Belastung in besonderen Fällen). Dort werden die Ausbildungskosten für Kinder anerkannt. Es gibt sogar spezielle Regelungen zu verschiedenen Eventualitäten: Kosten für das Erststudium und eine unbezahlte Ausbildung lassen sich als außergewöhnliche Belastung in der elterlichen Steuererklärung absetzen. Hat das Kind ein eigenes Einkommen aus der Ausbildung, kann es die ihm entstehenden Ausbildungskosten als Werbungskosten geltend machen. In der Regel reicht jeweils ein formloser Antrag, da die Mehrbelastung hier nicht mehr nachgewiesen werden muss.
Sind Krankheitskosten außergewöhnliche Belastungen?
Prinzipiell besteht die Möglichkeit, Krankheitskosten als außergewöhnliche Belastung abzusetzen. Im Detail gibt es hierzu für zahlreiche Krankheitsbilder individuelle Regelungen. Daraus geht hervor, welche Aufwendungen sich absetzen lassen. Für zahlreiche Krankheiten sind entsprechende Vorgaben vorhanden. Ein Sonderfall tritt jedoch ein, wenn eine seltene Kombination mehrerer Leiden vorliegt. Dann ist es sinnvoll, einen individuellen Antrag zu stellen. Wichtig für alle Betroffenen ist, dass die Krankheit ausreichend dokumentiert wird. Gleiches gilt für Behinderungen, hier gibt es entsprechende Einstufungen mit Vermerk im Behindertenausweis. Wer eine Lungenkrankheit nachweisen kann, hat zum Beispiel die Möglichkeit, Umzugskosten in eine Region mit anerkannt linderndem Klima als Sonderausgabe geltend zu machen.
Sind vorbeugende Gesundheitskosten außergewöhnliche Belastungen?
Das kommt auf den Einzelfall an, vom Prinzip her ist es möglich. Ein Beispiel: In einem Gebäude wird potentiell gesundheitsgefährdender Asbest entdeckt. Wer zum Schutz der Gesundheit eine Renovierung veranlasst, kann die entstehenden Kosten als außergewöhnliche Belastung geltend machen. Oft ist es einen Versuch wert, Ausgaben anerkennen zu lassen. Der Antrag erzeugt keine Kosten, im Fall eines negativen Bescheids ergeben sich daher keine weiteren Nachteile. Auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit, dass eine unvermeidbare Ausgabe, die keinen persönlichen Mehrwert erbringt, als außergewöhnliche Belastung gilt. So lassen sich die Kosten zumindest um den damit verbundenen Steuersatz reduzieren.
Wie viel kann ich absetzen, gibt es eine Höchstgrenze?
Die Differenz zwischen außergewöhnlicher Belastung und zumutbarer Eigenbelastung lässt sich in voller Höhe absetzen. Der entsprechende Betrag wird vom Gesamteinkommen abgezogen. Was dann übrig bleibt, wird entsprechend versteuert. Hierbei ist keine Höchstgrenze vorgeschrieben, was die Absetzbarkeit anbelangt.
Ist es sinnvoll, mehrere außergewöhnliche Belastungen in einem Jahr anzumelden?
Ja, definitiv. Es ist sogar empfohlen, möglichst viele außergewöhnliche Belastungen in einem Jahr zu sammeln. Der Grund: Erst wenn die außergewöhnlichen Belastungen Ihre zumutbaren Eigenbelastungen übersteigen, haben Sie einen Vorteil. Daher ist es gut, wenn die Summe der einzelnen Aufwendungen in einem Jahr hoch ausfällt.
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