Innovationstechniken: So generieren Sie mehr Ideen für Ihr Unternehmen!
Jeder Mensch ist kreativ – eine alte Weisheit. Aber Kreativität lässt sich nicht auf Knopfdruck erzeugen – auch das ist bekannt. Trotzdem gibt es einige Hilfsmittel, mit denen die Kreativität der Mitarbeiter in einem Unternehmen angespornt werden kann. Sie werden als Innovations- oder Kreativitätstechniken bezeichnet. Diese Techniken können in jeder Art von Unternehmen angewandt werden, unabhängig von dessen Branche oder Größe.
Was versteht man unter Innovationstechniken?
Unter Innovationstechniken werden spezielle Verfahren verstanden, die darauf abzielen, neue Ideen zu generieren und somit Neuerungen hervorzubringen. In der Praxis wird sehr häufig alternativ der Begriff „Kreativitätstechniken“ verwendet.
Menschen und Unternehmen können auch ohne Anwendung dieser Techniken kreativ und innovativ sein. Die systematische Anwendung von Innovationstechniken erleichtert es in der Praxis jedoch, das kreative Potenzial einzelner Mitarbeiter und ganzer Organisationen zu entfalten.
Innovations- bzw. Kreativitätstechniken werden heutzutage in einer Vielzahl an Institutionen aus Wirtschaft, Politik und Bildung eingesetzt, um gezielt neue Ideen und Problemlösungen zu entwickeln. Zur Anwendung von Innovationstechniken eignen sich beispielsweise Innovationsprojekte oder Innovationsworkshops. Der Vorteil der meisten Innovationstechniken ist, dass sie kein Geld kosten und nur wenig Zeit in Anspruch nehmen. Somit eignen sich derartige Techniken nicht nur für die Anwendung in Großunternehmen, sondern sind auch für kleine und mittelgroße Firmen sinnvoll.
Was bringen Innovationstechniken?
In vielen, vor allem kleineren Unternehmen herrscht immer noch eine gewisse Skepsis hinsichtlich der systematischen Anwendung von Innovationstechniken. Oftmals hängt ihnen – völlig zu Unrecht – der Ruf eines esoterischen oder gar lächerlichen „Getues“ nach.
Vielen Mitarbeitern in Unternehmen ist gar nicht bewusst, dass jeder Mensch auf seine persönliche Art und Weise kreativ ist. Kreativität ist beileibe nicht nur hochbegabten oder -gebildeten Menschen vorbehalten. Noch viel wichtiger: Kreativität spielt sich häufig im Verborgenen ab und muss nur an die Oberfläche gebracht werden. Ein Großteil der Unternehmen lässt das Kreativitäts- und Innovationspotenzial ihrer Mitarbeiter brachliegen, weil es keine Initiativen gibt, dieses Potenzial anzuzapfen. Unternehmen wie Google haben dieses Problem bereits vor Jahren erkannt und darauf reagiert. Google lässt beispielsweise seine Mitarbeiter einen Teil ihrer Arbeitszeit darauf verwenden, eigenen Ideen nachzugehen.
Allen Unternehmen auf der Welt ist gemein, dass sie tagtäglich mit sogenannten „unstrukturierten Problemen“ zu tun haben. Damit ist gemeint, dass ein Problem im Ist-Zustand bekannt ist und ebenso der angestrebte Soll-Zustand. Der Lösungsweg zwischen Ist- und Soll-Zustand ist hingegen unklar. Innovationstechniken eigenen sich in der Praxis hervorragend dafür, Ideen zur Findung von Lösungswegen zu generieren. Sie werden sehen, dass sich Ihre Mitarbeiter in vielen Fällen bereits über Lösungswege den Kopf zerbrochen haben und in manchen Fällen sogar konkrete Lösungsansätze haben.
Innovationstechniken sind vor diesem Hintergrund ein sehr einfaches, kostengünstiges und zeitsparendes Mittel. Systematisches Nachdenken ist schließlich immer noch die beste und günstigste Art, etwas zu verbessern.
Trotzdem sollte Ihnen in Bezug auf Innovationstechniken immer bewusst sein, dass Kreativität eine komplexe Interaktion aus Begabung, Können, Motivation, Wissen, Persönlichkeitseigenschaften und Umgebungsbedingungen darstellt. Kreativität kann demnach auch nicht durch die Anwendung von Innovationstechniken „mit der Brechstange“ erzwungen werden. Diese Art von Techniken leisten lediglich eine Hilfestellung bei der Findung neuer Ideen. Erfolgsgarantien gibt es selbstverständlich bei keiner der nachfolgend dargestellten Techniken.
Welche Arten von Innovationstechniken gibt es?
Intuitive Techniken
Intuitive Innovationstechniken basieren auf dem Konzept der Gedankenassoziation. Durch die Aktivierung unterbewussten Wissens, also Wissens, an das man nicht aktiv denkt, sollen neue Ideen gefunden werden. Intuitive Techniken helfen folglich dabei, eingefahrene Denkmuster zu verlassen und sich auf neuen Denkpfaden zu bewegen.
Das Ziel von intuitiven Innovationstechniken ist die Erzeugung einer großen Masse von Ideen in sehr kurzer Zeit. Intuitive Techniken eignen sich besonders gut für die Anwendung innerhalb von Gruppen und können mehrere hundert Ideen innerhalb einer Stunde liefern.
Die Sortierung, Bewertung, Ausarbeitung und Umsetzung der zahlreichen Ideen sind übrigens nicht mehr Teil der intuitiven Innovationstechniken. Diese Arbeiten können in der Folge mit anderen Techniken durchgeführt werden.
Bei intuitiven Innovationstechniken wird meist zwischen mündlichen/lauten und schriftlichen/ruhigen Techniken unterschieden. Welche Technik im praktischen Einsatz in einem Unternehmen am sinnvollsten ist, hängt von der Zahl und der Art der Teilnehmer ab. Grundsätzlich gilt, dass mündliche Techniken zu einer gegenseitigen kreativen Befruchtung der Teilnehmer führen, während schriftliche Techniken eher schüchternen und introvertierten Menschen entgegenkommen.
Brainstorming
Brainstorming ist zweifellos die weltweit bekannteste intuitive Innovationstechnik. Sie wurde bereits im Jahre 1939 vom US-amerikanischen Autor und Werbefachmann Alex F. Osborn erfunden. Die Beliebtheit des Brainstormings gründet sich darauf, dass die Durchführung der Technik denkbar einfach und in praktisch jedem Rahmen möglich ist.
Brainstorming wird in einer Gruppe mit mehr oder weniger Teilnehmern durchgeführt. Die Idee hinter dem Brainstorming ist, dass durch die Nutzung des Synergieeffekts zwischen den Teilnehmern mehr Ideen generiert werden. Hätte eine Einzelperson in Bezug auf ein Problem zehn Ideen, würde sie in der Gruppe mehr als zehn Einfälle haben.
Um ein Brainstorming in der Praxis zum Erfolg werden zu lassen, sollten die Teilnehmer die folgenden Regeln beachten:
Alles ist erlaubt! Es gibt keine guten und keine schlechten Ideen, jeder Einfall ist erlaubt und brauchbar. Die Teilnehmer können ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Analysiert und bewertet werden die Ideen erst in einer späteren Phase.
Wertungen sind verboten! Kommentare, Korrekturen und Kritik durch die anderen Teilnehmer sind in einem Brainstorming kontraproduktiv.
Es gibt kein Urheberrecht! Das Aufgreifen und Ausbauen von Ideen anderer Teilnehmer ist erwünscht. Die Gruppe schafft mehr Innovation als die Summe der Teilnehmer.
Möglichst viel in kurzer Zeit! Beim Brainstorming geht (ausnahmsweise) Quantität vor Qualität. Je mehr Ideen innerhalb kurzer Zeit generiert werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Problem auch gelöst wird.
Nach der Durchführung des Brainstormings erfolgt die Sichtung, Strukturierung und Bewertung der einzelnen Ideen. Zuerst werden die Ideen in inhaltlich zusammengehörigen Gruppen zusammengefasst. Anschließend werden die einzelnen Ideen bewertet. Dabei geht es um Fragen, wie realistisch und wie schnell bestimmte Ideen in der Praxis umgesetzt werden können. Die Bewertung kann sowohl vom Teilnehmerkreis des Brainstormings als auch von einem anderen Personenkreis vorgenommen werden.
Mind Mapping
Mind Maps basieren auf dem Prinzip der Assoziation. Ausgehend von einem zentralen Begriff, hilft Mind Mapping dabei, Gedanken frei zu entfalten, diese in Kategorien einzuteilen und wiederum in Beziehung zum zentralen Begriff zu setzen. Die Technik des Mind Mappings lässt sich für nahezu jeden Sachverhalt einsetzen, was ihre weite Verbreitung und ihre Beliebtheit erklärt.
Mind Mapping kann sowohl alleine als auch in der Gruppe praktiziert werden. Die Anwendung der Technik ist denkbar einfach. Zur Erschließung einer Mind Map wird lediglich ein Blatt Papier und ein Stift benötigt. In der Mitte der Seite wird der zu behandelnde zentrale Begriff dargestellt. Von diesem Hauptthema aus werden Gedanken bzw. Unterpunkte entwickelt, die mit Linien mit dem Hauptthema verbunden werden. Von diesen Unterpunkten können in der Folge weiterführende Linien ausgehen, die die Gedanken weiter detaillieren. So entsteht mit der Zeit eine Art Landkarte der Gedanken rund um ein bestimmtes Thema. Um eine komplexere Mind Map möglichst übersichtlich zu gestalten, kann für einzelne Gedanken bzw. Unterpunkte die gleiche Farbe verwendet werden. Auch das Einfügen zusätzlicher Symbole, wie beispielsweise Pfeile, Ausrufe- oder Fragezeichen, ist erlaubt.
Der große Vorteil des Mind Mapping ist, dass die Visualisierung von Sachverhalten in dieser Form dem Speichermechanismus des menschlichen Gehirns sehr entgegenkommt und deshalb relativ gut verinnerlicht werden kann. Überflüssiger Text hat auf einer Mind Map keinen Platz, weshalb die Essenz eines Themas besonders gut zum Ausdruck kommt.
Brainwriting
Beim Brainwriting notieren die einzelnen Teilnehmer zu Beginn alle Ideen, die ihnen zu einem definierten Thema einfallen. Sobald einem Teilnehmer nichts mehr einfällt, legt er seine Notizkarte in die Mitte des Tisches in den sogenannten Pool. Aus diesem Pool nimmt er sich dann eine dort liegende Karte eines anderen Teilnehmers. Auf eine weitere Karte schreibt der Teilnehmer im Anschluss alle Ideen, die ihm zur Ideenkarte des anderen Teilnehmers einfallen. Beim Brainwriting ist es ausdrücklich erwünscht, die Ideen anderer Teilnehmer zu verfeinern oder gar zu verändern. Der Prozess ist abgeschlossen, wenn alle Teilnehmer alle Beiträge des Teilnehmerkreises gesichtet und bearbeitet haben.
Im Anschluss daran folgt die Auswertung der Ideen. Alle Karten werden vorgelesen und in gleiche oder ähnliche Ideen gruppiert. Diese werden in einem nächsten Schritt nach Realisierbarkeit und Realisierungsaufwand geordnet. Durch eine Diskussion in der Teilnehmerrunde wird/werden schließlich die Idee(n) ausgewählt, die die beste(n) Erfolgswahrscheinlichkeit(en) versprechen.
Innovative Techniken
Im Unterschied zu intuitiven Innovationstechniken, die durch eine sehr freie Ideenfindung charakterisiert sind, zeichnen sich diskursive Techniken durch eine äußerst systematische Vorgehensweise aus. Bei dieser Form der Ideenfindung werden Lösungsversuche systematisch in einzelnen und logisch ablaufenden Schritten durchgeführt.
Bei diskursiven Techniken wird ein Problem vollständig beschrieben, indem es analytisch in kleinste Einheiten zerlegt wird. Das bringt den Vorteil mit sich, dass sich Aufgaben leichter erfassen lassen und Lösungen Schritt für Schritt erarbeitet werden können. Im Unterschied zu intuitiven Innovationstechniken liefern diskursive Techniken in der Regel deutlich weniger Ideen. Dafür sind sie jedoch wesentlich systematischer und zielorientierter.
Morphologischer Kasten
Der sogenannte „Morphologische Kasten“ ist die wahrscheinlich bekannteste diskursive Innovationstechnik. Die vom Schweizer Astrophysiker Fritz Zwicky entwickelte Technik ist ein hervorragendes Mittel, um Schritt für Schritt komplexe Problemstellungen zu durchdringen und alle infrage kommenden Lösungen vorurteilslos zu analysieren. Der Morphologische Kasten eignet sich vor allem für die Entwicklung von Produktinnovationen.
Kernstück der Technik ist eine mehrdimensionale Matrix. Für eine bestimmte Fragestellung werden die bestimmenden Merkmale festgelegt und untereinandergeschrieben. So können beispielsweise für die Entwicklung einer neuen Produktverpackung die Größe, die Stärke, die Form, das Material und der Öffnungsmechanismus als Merkmale dienen. Danach werden alle möglichen Ausprägungen des jeweiligen Merkmals rechts daneben geschrieben. Dadurch entsteht eine Matrix, in der jede Kombination der Ausprägungen aller Merkmale eine mögliche Lösung für das Problem sein kann.
Die Auswahl der besten Ausprägungen der einzelnen Merkmale kann auf zwei Arten erfolgen. Entweder systematisch durch eine Beschränkung der Anzahl der Merkmale und Ausprägungen oder intuitiv, in dem aus jeder Zeile eine Ausprägung ausgewählt und diese als Lösungsalternative betrachtet wird. Der Auswahlprozess wird mehrfach durchgeführt und die dabei ausgewählten Alternativen im Anschluss miteinander verglichen.
Ursache-Wirkungs-Diagramm
Eine weitere, sehr weit verbreitete diskursive Innovationstechnik ist das Ursache-Wirkungs-Diagramm. Da die bekannteste Form dieses Diagramms (das Fischgrät-Diagramm) auf den japanischen Wissenschaftler Kaoru Ishikawa zurückgeht, wird es häufig als Ishikawa-Diagramm bezeichnet. Das Ursache-Wirkungs-Diagramm ist eine grafische Darstellung von Ursachen, die zu einem bestimmten Ergebnis bzw. Problem führen. Es eignet sich sehr gut dafür, alle Problemursachen zu identifizieren und deren Abhängigkeiten darzustellen. Ursprünglich wurde das Diagramm zur Analyse von Qualitätsproblemen entwickelt, später jedoch auch auf viele andere Problemfelder übertragen.
Die Erstellung eines Ursache-Wirkungs-Diagramms erfolgt in fünf Schritten. Ausgangspunkt des Diagramms ist ein Pfeil nach rechts, an dessen Spitze ein möglichst prägnant formuliertes Problem steht (z.B. „unser Unternehmen hat ein schlechtes Image“). Auf den Hauptpfeil stoßen schräg die Pfeile der Haupteinflussgrößen für das benannte Problem. Die Zahl dieser Haupteinflussgrößen ist nicht beschränkt und abhängig vom formulierten Problem.
In Schritt 2 werden die Haupt- und Nebenursachen der jeweiligen Haupteinflussgrößen erarbeitet. Sie werden in Form kleinerer Pfeile bei der Linie der dazugehörigen Haupteinflussgröße dargestellt. Dadurch ergibt sich das charakteristische Fischgrätmuster des Diagramms. Im nächsten Schritt werden alle Ursachen auf Vollständigkeit überprüft. Im vorletzten Schritt werden die verschiedenen Ursachen anhand ihrer Wahrscheinlichkeit gewichtet. Und im fünften und letzten Schritt wird die als wahrscheinlichste identifizierte Ursache für das Problem auf ihre Richtigkeit überprüft.
Fazit: Innovation lässt sich antreiben
Kreativität und Innovationen lassen sich in Unternehmen zwar nicht erzwingen, aber dennoch antreiben. Das Spektrum anwendbarer Innovationstechniken ist sehr breit, weshalb sich für jede Art von Unternehmen passende Techniken finden lassen. Zudem sind Innovationstechniken keineswegs nur sinnvolle Werkzeuge für größere Unternehmen. Auch in kleinen und mittelgroßen Firmen sollten sie ein fester Bestandteil der Unternehmensführung sein. Sie werden sehen, wie viel Kreativität in Ihren Mitarbeitern steckt – sie muss häufig nur zutage gefördert werden.
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