Heute unmöglich, morgen Standard? Relative Utopien im Wandel der Zeit
Fliegende Autos und eine Kolonie auf dem Mars. Klingt utopisch? Das stimmt. Aber ein Computer, der Sprachbefehle versteht, gehört heute zum Alltag. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das jedoch ebenso unvorstellbar wie Telefonieren mit 3-D-Hologrammen heute. Zukunftsträume sind daher immer relativ zum technischen oder gesellschaftlichen Fortschritt. Was bedeutet das für die Zukunft – welche Utopien könnten sich erfüllen?
Was ist eine Utopie?
Der Begriff der Utopie stammt aus dem Griechischen und bedeutet in etwa „ohne Ort“. Vereinfacht handelt es sich um einen (Zukunfts-)Traum – etwas, das so nicht existiert. Meist wird die Utopie politisch betrachtet und steht für ein Ideal. Die klassenlose Gesellschaft ist die Utopie der Sozialisten. Ein sich völlig selbstständig regulierender Markt eine Utopie der Liberalen. Utopien gibt es aber ebenso in vielen anderen Bereichen des Denkens: Technik, Medizin, Naturwissenschaften und Co.
Alles ist relativ – auch die Utopie
Was als „unmöglich“ gilt, ist fast immer eine Frage der Umstände. Gesellschaftlich haben sich viele Utopien bereits verwirklicht. Die Französische Revolution forderte Gleichheit für alle – heute ist dieser Grundsatz in der Verfassung verankert. Die Arbeiterklasse im 19. Jahrhundert träumte von einer Sozialversicherung – mittlerweile eine Selbstverständlichkeit in Deutschland. Gleiches gilt für einen der ältesten Menschheitsträume: das Fliegen. Was würden wohl die Spötter der ersten Fluggeräte beim Anblick einer 747 sagen? Die Beispiele zeigen: Eine Utopie ist immer relativ.
Utopien als Wegbereiter der Welt von morgen
Welche Entwicklungen gibt es in den nächsten Jahrzehnten? Utopien spielen hierfür eine zentrale Rolle. Sie beinhalten Wünsche und Hoffnungen und sind ein Motor des Fortschritts. Gäbe es keine Träume von einer besseren Welt, wäre die Menschheit auf dem Niveau der Steinzeit stehen geblieben. Erst der Wunsch, die Lebensumstände zu verbessern und das Dasein zu erleichtern, spornt Menschen und die Wissenschaft an.
Zukunftsforscher und Science-Fiction
Wie sieht die Welt von morgen aus? Das versuchen viele zu ergründen. Manche fantasieren in Büchern und Filmen über die Möglichkeiten der Zukunft. Daraus hat sich ein ganzes Genre entwickelt: die Science-Fiction. Raumschiff Enterprise und George Orwells „1984“ sind prominente Beispiele. Übrigens auch dafür, dass viele Utopien Wirklichkeit werden: Vergleichen Sie doch einmal das Klapphandy mit dem Communicator von Captain Kirk.
Mittlerweile ist Science-Fiction nicht nur das Betätigungsfeld von kreativen Autoren. Auch die echte Wissenschaft setzt sich mit der Zukunft auseinander. Zukunftsforscher versuchen zu prognostizieren, wie sich die Welt entwickelt. Das umfasst technische Aspekte ebenso wie gesellschaftliche.
Realistische Utopien von heute
Das führt zu der Frage: Welche Zukunftsträume von heute könnten Realität werden? Mittlerweile sind Menschen den Fortschritt gewöhnt und es fällt leichter, darüber nachzudenken. Zudem sind Forscher und Entwickler heute weiter, als viele wissen. Sie arbeiten ganz real an der Welt der Zukunft. Im Folgenden gibt es einen Einblick in die Labore von Google, Daimler und Co. Die dortigen Ideen zeigen, wie es in einigen Jahrzehnten auf der Erde aussehen könnte.
Der Korrektheit zuliebe: Realistische Utopie ist ein Scheinwiderspruch, denn eigentlich beschreibt die Utopie etwas Unreales. Die Überlegungen zur relativen Utopie zeigen aber: Die Forschung macht vieles möglich.
Schon keine Utopie mehr: autonomes Fahren
Einfach zurücklehnen und sich fahren lassen. Für Autofahrer ist das ein Traum – noch. Mit dem 5-G-Netz ist der nächste Meilenstein auf dem Weg zu selbstfahrenden Autos genommen. Auf Teststrecken sind Fahrzeuge ohne menschlichen Eingriff sicher unterwegs. Das heißt: Das autonome Fahren ist keine Frage der Möglichkeiten, sondern nur noch eine Frage der Zeit. Insofern ist es keine echte Utopie, sondern eine Realität, die gerade im Begriff ist, sich zu manifestieren.
Das Beispiel zeigt sehr gut, dass die Realisierung einer Utopie Herausforderungen mit sich bringt. Autonomes Fahren scheiterte lange Jahre nicht an der Computertechnik, sondern an der Infrastruktur: Schnelle Datenverbindungen sind dafür unverzichtbar. Ebenso sind Versicherungen und Politik herausgefordert, Rahmenbedingungen für das autonome Fahren zu schaffen.
Medizinisches Wunder: Organe aus dem 3-D-Drucker
Im Bereich der Medizin gibt es traditionell viele Zukunftshoffnungen. Ein spektakuläres Projekt, an dem weltweit mehrere Gruppen forschen, sind künstliche Organe. Mediziner versprechen sich davon, zukünftig viele Krankheiten einfacher behandeln und sogar heilen zu können. Einer der Vorteile: Mit der passenden Technik wäre es möglich, „körpereigene“ Organe zu klonen. Die würden nicht abgestoßen und müssten nicht gespendet werden.
CO2-neutrales Leben
Der Klimawandel ist als Thema in vielen Bereichen des Lebens präsent. Wie lässt sich die Erderwärmung stoppen? Eine Frage, die besser zeitnah beantwortet werden sollte. Der Traum in dieser Hinsicht: das Leben komplett nachhaltig zu gestalten. Das bedeutet, keine Ressourcen zu verbrauchen und keine klimaschädlichen Emissionen freizusetzen.
Aktuell ist die Menschheit davon noch weit entfernt. Allerdings sind erste Schritte auf dem Weg in die klimafreundliche Zukunft bereits sichtbar. Zwei Beispiele: Solaranlagen und E-Autos. Auch in anderen Bereichen gehen die Entwicklungen voran. Deutlich utopischer ist zum Beispiel die Idee eines solaren Segelfliegers im Jumbojet-Format. Doch selbst hierzu gibt es bereits erste Prototypen.
Fleisch aus dem Reagenzglas
Dass Utopien alle Lebensbereiche betreffen, zeigt das nächste Beispiel. Das klassische Steak kommt vom Rind, klar. Aber kommt es in Zukunft vielleicht aus dem Labor? Wissenschaftler arbeiten an einer Methode, Fleisch ohne Tiere und ohne CO2-Emissionen zu produzieren. Reale Ergebnisse waren bereits reif für den Teller: 2013 gab es in den Niederlanden den ersten Burger mit In-vitro-Fleisch.
Das Urteil der Tester: ein bisschen trocken, aber sonst in Ordnung. Einziges Manko seinerzeit war der Preis. Ein Burger kostete in etwa so viel wie ein Einfamilienhaus. Allerdings gab es auch Zeiten, in denen ein 1-MB-Speicher so groß war wie ein Auto.
Menschen aus dem Labor
Apropos Labor: Ein weiteres großes Themenfeld für die Zukunft ist Gentechnik. Von der Entschlüsselung der DNA bis zum ersten geklonten Schaf vergingen nur etwa 50 Jahre. Kaum vorstellbar, was in weiteren 50 Jahren möglich sein wird.
Allerdings sind Entwicklungen in diesem Bereich häufig umstritten. Der geklonte Mensch ist daher ein Beispiel für eine moralisch fragwürdige Utopie. Technisch ließe sich ein solches Projekt nach Überzeugung vieler Experten mittlerweile umsetzen.
Eine notwendige Utopie: die Stadt der Zukunft
Sie möchten, dass Ihre Ideen verwirklicht werden? Dann ist die Stadtplanung ein ideales Betätigungsfeld. Manche Utopien sind nicht nur Träumerei, sondern eine Notwendigkeit. Zum Beispiel zeigt sich der Trend zu Megacitys.
Immer mehr Menschen leben auf der Erde, immer mehr von ihnen zieht es in die Städte. Prognosen besagen, dass Städte wie Lagos in Zukunft so viele Menschen beherbergen werden wie ganz Deutschland.
Damit geht ein enormes Problem einher: Wie lassen sich so viele Personen an einem Ort versorgen, unterbringen, verwalten? Entwürfe von einer urbanen Zukunft müssen daher dringend realisiert werden. Es gilt als gefährlich, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen. Hier geht es darum, Utopien zu entwickeln, die umgesetzt werden sollen.
Echte Zukunftsmusik: programmierbare Materie
Vom Zukunftspragmatismus zurück in die Welt der unglaublichen Möglichkeiten. Stellen Sie sich vor, Ihr Sofa verwandelt sich auf Knopfdruck in ein neues. Oder Sie laden eine Software herunter, die Ihrem Backofen neue Fähigkeiten (und neue Bauteile) verleiht. Das ist die Idee hinter programmierbarer Materie. Im Gegensatz zu den anderen Beispielen liegt die Umsetzung wohl in weiter Ferne. Erste Forschungen und Entwicklungen zeigen jedoch, dass hier vieles möglich sein könnte. Notwendige Voraussetzung dafür wären Roboter in mikroskopischer Größe …
Eine umfassende Utopie: Nanotechnologisierung
… und genau das ist der Anknüpfungspunkt zur nächsten Utopie: die stetige Verkleinerung der Technik. Ein Beispiel, das jeder kennt: Vom Computer bis zum Mini-Laptop sind Speicher, Laufwerke und Prozessoren immer kleiner geworden. Bei der Nanotechnologie wird es jedoch noch viel, viel kleiner.
Geforscht wird in diesem Bereich an fast allem: Nanoroboter für die Behandlung von Patienten, selbstreparierende Oberflächen, sich selbst reproduzierende Mikromaschinen. Es ist anzunehmen, dass davon nicht alles Realität wird – aber einiges.
Ortsunabhängige Arbeit
Utopien betreffen nicht nur Technik und Medizin. Auch gesellschaftlich gibt es viele spannende Entwürfe für die Zukunft. Ein zentrales Thema hierbei ist die Entwicklung der Arbeit. Wie arbeiten Menschen in 100 Jahren? Ein Trend ist der Abschied vom klassischen Büro. Wenn irgendwann einmal Holo-Konferenzen und Gedankenübertragung an den Computer möglich sein sollten – warum dann noch an einem zentralen Ort treffen, um gemeinsam zu arbeiten? Vielleicht lösen solche Entwicklungen auch andere Probleme, zum Beispiel die Hyperurbanisierung. Wenn Menschen an jedem Ort der Welt alles machen können, ist es nicht nötig, in enger Nachbarschaft zu leben.
Utopien, die (höchstwahrscheinlich) ein Traum bleiben
Das war eine ganze Reihe von Beispielen für Utopien, die Wirklichkeit werden können. Allerdings gibt es auch Träume, die wahrscheinlich genau das bleiben werden. Auf die Gefahr hin, von der Zukunft eines Besseren belehrt zu werden, hier einige Beispiele für vermutlich nie erfüllbare Utopien.
Beamen: in Sekunden von Ort zu Ort
Beam me up, Scotty. Wer hatte noch nie den Traum, jetzt sofort an einen weit entfernten Ort zu reisen? Das Beamen soll genau das erlauben. Das Prinzip funktioniert ungefähr so: Materie wird in all ihre Einzelteile zerlegt, in Form einer Welle mit Lichtgeschwindigkeit transportiert und am Ziel wieder zusammengesetzt. So weit, so theoretisch möglich. Aber: Nach den Gesetzen der Quantenphysik ist es nicht möglich, einzelne Elementarteilchen zu markieren. Mit anderen Worten: Es gibt keinen Bauplan, nach dem die Milliarden von Milliarden von Milliarden Einzelteile wieder zusammengesetzt werden können. Das Reisen mit Lichtgeschwindigkeit bleibt daher wohl ein Traum.
Gespräche mit Außerirdischen
Es ist nach Überzeugung vieler Wissenschaftler keine Frage, ob es Leben außerhalb der Erde gibt. Rein statistisch müsste es unzählige Planeten wie die Erde geben. Es gibt sogar höchst offizielle Programme, um mit Lebewesen außerhalb des Sonnensystems in Kontakt zu treten. Ein prominentes Beispiel sind die Golden-Record-Schallplatten. An Bord der Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 transportieren sie einen Einblick in die menschliche Kultur ins Weltall. Zudem funken verschiedene Institute entfernt gelegene Sonnensysteme an.
Das Problem bei all dem ist die Entfernung. Zum nächsten stellaren Nachbarn der Sonne, Proxima Centauri, sind es immerhin 4,24 Lichtjahre. So würde es gute acht Jahre dauern, bis auf ein „Hallo“ ein „Auch hallo“ zurückkommt. Zusätzlich besteht beim Kontakt die Herausforderung, die jeweils andere Sprache zu verstehen. Ein echtes Gespräch sieht anders aus.
Fliegende Autos
Nun gut, technisch ist es vermutlich möglich, Autos zum Fliegen zu bringen, etwa mit der Konstruktion eines Hubschraubers. Die Vorstellung, dass der Stadtverkehr zukünftig in drei Dimensionen fährt (oder besser fliegt), ist aus einem anderen Grund unwahrscheinlich: das entstehende Chaos. Wie gelangen die Autos von oben nach unten? Was passiert, wenn eines abstürzt? Das alles scheinen Herausforderungen zu sein, die sich nicht lösen lassen. Und selbst wenn doch: Letztlich bleibt die Frage zu klären, ob der Ertrag den Einsatz rechtfertigt. Spätestens hier scheint das fliegende Auto keine Option mehr zu sein.
Wie geht es weiter mit Utopien?
Welche Utopien werden Wirklichkeit? Das kann nur die Zeit zeigen. Was heute nach Zukunftsmusik klingt, mag in zehn Jahren schon Realität sein – vielleicht aber auch erst in 100 Jahren. Daher ist der Begriff der relativen Utopie sinnvoll. Entscheidend für den Fortschritt ist eins: Dass es überhaupt Utopien gibt.
Also keine Angst vor visionären Ideen! Nur mit ihnen lässt sich die Welt der Zukunft aktiv gestalten.
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