
Digitale Zeitschlucker entschärfen
Mit zunehmender Digitalisierung der Arbeitswelt sind wir täglich einer Flut von digitalen Benachrichtigungen ausgesetzt. Was privat möglicherweise willkommen ist oder im schlimmsten Falle lediglich nervt, kann im geschäftlichen Bereich ein richtiger Zeitfresser mit handfesten Nachteilen sein. Um die Produktivität nicht zu gefährden, bedarf es Strategien, die digitale Nachrichtenflut zu zähmen.
Die digitale Nachrichtenflut kann zwar einerseits zu einer Erhöhung der Produktivität führen, andererseits stellt sie auch eine Bedrohung der Arbeitseffizienz dar. Der Grad zwischen Produktivitätssteigerung und Effizienzbedrohung ist schmal. Um sicherzustellen, dass digitale Medien tatsächlich als Instrumente der Produktivitätssteigerung eingesetzt werden, stellen Unternehmen idealerweise gewisse Regeln auf, um ihr Personal beim Einsatz dieser Medien zu unterstützen. Im Sinne von New Work sollten Unternehmen ihren Teams beim Thema des digitalen Medieneinsatzes ein grundsätzliches Vertrauen entgegenbringen.
Eine Studie der Wiesbaden Business School aus dem Jahr 2013 zeigte eine Steigerung der Produktivität für 39 % der Teilnehmer, wenn Social Media unternehmensintern genutzt wird. Jedoch werden die sozialen Plattformen von vielen Firmen auch als größtes Risiko für einen produktiven Arbeitsalltag gesehen. Die Grenze zwischen geschäftlicher und privater Nutzung ist schmal, die Gefahr für Ablenkungen groß. Soll Social Media andere Kommunikationsformen im Unternehmen ersetzen und jederzeit nutzbar sein, ist eine gute Selbstorganisation nötig. Daher sollten Unternehmen einen gemeinsamen Weg mit ihren Beschäftigten finden, wie digitale Medien nicht zu Zeitfressern, sondern zum Produktivitätsbooster werden.
Social Media, E-Mail, Messenger & Co
Sobald das Smartphone morgens zur Hand genommen wird, warten zahlreiche E-Mails, Kurznachrichten, Twitter- und Facebook-Posts darauf, gelesen zu werden. Berufstätige bekommen durchschnittlich etwa 30 E-Mails pro Tag, die beantwortet oder zumindest gelesen werden müssen. Dazu kommen oft über 50 WhatsApp-Nachrichten plus Facebook-, Instagram- und/oder Twitter-Beiträge, die angeschaut und „gelikt“ werden sollen. Nicht wenige nutzen schon die Zeit am Frühstückstisch dazu, sich auf den neusten Stand zu bringen. Inzwischen ist es fast unmöglich geworden, der digitalen Nachrichtenflut zu entkommen. Für die Beschäftigung mit den Mitteilungen werden nicht selten ein bis zwei Stunden täglich benötigt. Zeit, sich mental auf die eigentliche Arbeit einzustellen, bleibt kaum. Auch im Büro werden oft die ersten zehn Minuten des Arbeitstages damit verbracht, sich mit Neuigkeiten auf den Social-Media-Kanälen zu versorgen oder die Antworten auf die bereits versendeten Nachrichten zu lesen.Digitale Zeitschlucker sind ein Problem und viele Unternehmen konkurrieren mit Social Media & Co. um die Energie und Konzentration ihrer Beschäftigten – und damit um deren Produktivität. Sie sehen die Effizienz des Unternehmens gefährdet. Verbote bringen jedoch nichts. Studien haben sogar gezeigt, dass sie die Produktivität hemmen, da die Zufriedenheit der Mitarbeiter deutlich sinkt. Die Motivation für die Arbeit und die Identifikation mit dem Unternehmen leidet, wenn der Durst nach digitaler Konnektivität nicht gestillt werden darf. Firmen machen sich für neue Mitarbeiter deutlich attraktiver, wenn sie selbst auf Social-Media-Plattformen aktiv sind und diese auch unternehmensintern für die Kommunikation etablieren. Doch wie entgeht man der Ablenkungsfalle und schafft es, die private Nutzung während der Arbeitszeit gering zu halten?
Auswirkungen auf die Produktivität
Immer mehr Unternehmen integrieren Social Media in den Arbeitsalltag und erlauben kurzzeitig private Internetsuchen vorzunehmen, soziale Plattformen zu konsultieren oder mit der Familie zu chatten. In der richtigen Dosis fördert dies die Zufriedenheit und die Produktivität. Zudem können Social-Media-Kanäle hilfreich sein, um neue Kontakte zu knüpfen und Personal zu rekrutieren. Führt die Social-Media-Nutzung jedoch häufig zu Ablenkung, hat das negative Auswirkungen.
Eine Umfrage aus den USA hat ergeben, dass über 50 % der Arbeitnehmer bis zu eine Stunde ihrer Arbeitszeit für Social-Media-Aktivitäten nutzen. Alle zwölf Minuten greift der Mensch nach seinem Smartphone, sagen Untersuchungen aus Großbritannien. Offenbar bieten Facebook, WhatsApp und YouTube das größte Ablenkungspotenzial. Die Folge ist klar: Reduziert sich die Zeit, die für die Arbeit genutzt wird, sinkt auch die Produktivität. Weiterhin bemängeln viele, dass die ständige Ablenkung durch neue Nachrichten die Aufmerksamkeitsspanne, zu der ein Mensch fähig ist, kontinuierlich und dauerhaft vermindert. Aufgaben, die längere Konzentrationsphasen erfordern, könnten in Zukunft Schwierigkeiten bereiten.
Der digitalen Nachrichtenflut entkommen: Methoden der Selbstorganisation
Interne Schulungen können helfen, die Probleme des Effizienzverlusts anzugehen. Lehrgänge zur Verbesserung der Selbstwahrnehmung können die Gefahr des Zeitverlustes und der Produktivitätssenkung vermindern. Zeitfallen, wenig zielführende Aufgaben und Ablenkungen werden schneller als solche erkannt und können bewusst vermieden werden. Nützlich ist auch, die wichtigsten Produktivitätshemmer zu identifizieren und Lösungsvorschläge anzubieten oder diese gemeinsam zu erarbeiten. Schluckt zum Beispiel die Beantwortung zahlreicher E-Mails zu viel Zeit, können feste Zeitfenster etabliert werden, in denen sich ausschließlich dieser Aufgabe gewidmet wird. Zusätzlich sollte eine Einteilung nach Priorität erfolgen, sodass wichtige Nachrichten zuerst abgearbeitet werden.
Nicht jede Methode des Zeitmanagements und der Selbstorganisation ist für jeden gleich wertvoll. Zunächst sollte herausgefunden werden, welche Methode der eigenen Arbeitsweise und Persönlichkeit entgegenkommt. Manche Menschen arbeiten beispielsweise hervorragend mit einem Timer, andere setzt die zeitliche Frist zu sehr unter Druck und sie denken eher an den Countdown als an die Aufgabe, die es zu erledigen gilt. Haben Sie die richtige Methode für sich entdeckt, werden Sie sehen, wie schnell Sie wieder zu mehr Produktivität gelangen.
Produktivitätshacks: Methoden für ein effektives Zeitmanagement
Selbstbeobachtung: der erste Schritt zu mehr Produktivität
Wer wissen möchte, welche Aufgabe täglich wie viel Zeit schluckt, kann eine Selbstbeobachtung durchführen. Dies ist oft der erste Schritt zu mehr Produktivität. Die Beobachtung der eigenen Zeitnutzung sollte mindestens über zwei Tage, besser jedoch über eine Woche erfolgen. Dabei wird dokumentiert, wann mit einer Aktivität begonnen wird und wann sie beendet ist. Die meisten Menschen sind überrascht, wie viel Zeit sie täglich mit (unproduktiven) Social-Media-Aktivitäten oder dem Lesen von Werbemails verlieren. Etwa drei Stunden pro Tag sind der Durchschnitt.
Feste Zeiten für die Nutzung von Social-Media-Kanälen einrichten
Profile auf sozialen Plattformen auf einem aktuellen Stand zu halten und kontinuierlich Präsenz zu zeigen, um Follower zu halten, kostet Zeit. Hier hilft es, feste Zeiten einzurichten, in denen die Updates geschrieben werden. Ob das zwei Stunden jeden Samstag sind oder täglich zwanzig Minuten nach der Arbeit macht im Prinzip keinen Unterschied. Wichtig ist, dass der Zeitrahmen eingehalten und effektiv genutzt wird. Profilbesucher gewöhnen sich schnell an die neue Frequenz und werden akzeptieren, dass die Erreichbarkeit nicht jederzeit gegeben ist.
Freunde und Familie über Arbeitszeiten informieren
Wird man auch während der Arbeitszeit kontinuierlich mit privaten WhatsApp-Nachrichten bombardiert, kann es nötig werden, ein paar Regeln aufzustellen. Liegt das Smartphone auf dem Schreibtisch und blinkt ständig der Bildschirm, weil eine neue Mitteilung eingegangen ist, schaut man sich diese üblicherweise auch an. Oft beantwortet man sie sogar. Die Konzentration wird gestört und die Arbeit ist unterbrochen. Wer dies vermeiden möchte, sollte Freunde und Verwandte über seine Arbeitszeiten informieren und sie bitten, in dieser Zeit nur in Notfällen Kontakt aufzunehmen.
App-Timer konfigurieren und nutzen
App-Timer sind sinnvolle Hilfsmittel, um die Nutzung digitaler Kanäle einzuschränken. Wer für eine bestimmte Zeit konzentriert arbeiten möchte, wählt sie, um Social-Media- oder Nachrichten-Apps für diesen Zeitraum zu deaktivieren. Schon allein das Wissen, dass solche Apps für einen festgelegten Zeitraum nicht nutzbar sind, hilft dabei, sich wieder auf arbeitsrelevante Aufgaben zu fokussieren.
Die Pomodoro-Technik
Einige Studien haben gezeigt, dass kurze Ablenkungen zwischen arbeitsintensiven Phasen die Produktivität steigern und innovative Ideen fördern können. Menschen, die sich in einem solchen Schema wohlfühlen, erfahren eine Effizienzsteigerung mit der Pomodoro-Technik. Hierbei wird mit einer Stoppuhr gearbeitet. Es erfolgt ein kontinuierlicher Wechsel zwischen 25-minütigen konzentrierten Arbeitsphasen und fünfminütigen Pausen. Andere Menschen dagegen arbeiten effektiver, wenn sie in einen Flow-State geraten. Für sie wäre die ständige Unterbrechung der Konzentration kontraproduktiv.
E-Mail-Account aufräumen
Schnell passiert es, dass man sich für den einen oder anderen Newsletter angemeldet hat. Viele E-Mails bevölkern so täglich das Postfach und ringen mit schlagzeilenverdächtigen Betreffzeilen um die Aufmerksamkeit. Stellen Sie fest, dass Sie regelmäßig auf solche Newsletter klicken, sollten Sie sich fragen, welche der Nachrichten relevante Informationen enthalten. Alle anderen Newsletter dürfen abgemeldet werden. Wer auf bestimmte „Nachrichtenbriefe“ nicht verzichten möchte, kann sich verschiedene Ordner einrichten. So werden automatisch wichtige von weniger wichtigen Mitteilungen getrennt.
Erkennen, wann Social Media und Informationsbedarf zur Sucht werden
Dass die Nutzung von Social Media zur Sucht werden kann, die unproduktives Verhalten nach sich zieht, ist bekannt. Schon das Öffnen einer Werbemail kann zu einer Dopamin-Ausschüttung führen, was ein Belohnungsempfinden auslöst. Das gute Gefühl lässt jedoch schnell nach und es wird nach der nächsten Mitteilung gesucht. Wer zu häufig pro Tag nach dem Smartphone greift, um sich zu versichern, dass auch keine Nachricht verpasst wird, sollte sich fragen, ob vielleicht eine Sucht dahintersteckt und frühzeitig eingreifen.
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