12. April 2012

Devi­sen­märkte im Über­blick

Markt­kom­mentar der quirin bank AG / 1. Quartal 2012

Eine seriöse Prognose über künf­tige Währungs­ent­wick­lungen abzu­geben, gilt seit jeher immer als ein sehr schwie­riges Unter­fangen, da Währungs­kurs­ver­läufe neben einer ganzen Reihe von konjunk­tu­rellen Einflüssen auch von Zins­ent­wick­lungen und poli­ti­schen Entschei­dungen geprägt werden.

Insbe­son­dere die poli­ti­sche Abhän­gig­keit hat ange­sichts der Auswei­tung der Staats­schul­den­krisen spürbar zuge­nommen und erschwert konkrete Währungs­ein­schät­zungen.

Zudem hat man es grund­sätz­lich mit einer Devi­sen­re­la­tion zu tun, was eine Beur­tei­lung von gleich zwei Währungen in Abhän­gig­keit vonein­ander erfor­dert und relativ komplex ist. Ange­sichts der anhal­tenden Turbu­lenzen im Euro-Raum und der damit einher­ge­henden Ängste vor Staats­pleiten und Infla­tion sind heimi­sche Inves­toren immer noch verstärkt auf der Suche nach Anla­ge­al­ter­na­tiven außer­halb der Euro-Zone. Ein Grund für uns – trotz aller Mark­tun­wäg­bar­keiten – ausge­wählte Fremd­wäh­rungen noch einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Grund­sätz­lich gilt: Direkte Wetten auf bestimmte Währungs­ent­wick­lungen mit Hilfe von Invest­ment­zer­ti­fi­katen oder Hebel­zer­ti­fi­katen sind im nur schwer kalku­lier­baren Markt­um­feld aus unserer Sicht weiterhin nicht empfeh­lens­wert. Auch ETF- bzw. Fonds­in­vest­ments, die darauf abzielen, von den Schwan­kungen an den Devi­sen­märkten zu profi­tieren, haben in den letzten beiden Jahren viel­fach enttäuscht – auch hier sehen wir aktuell keine zwin­genden Invest­ment­gründe. Was es bei Aktien-, Anleihe- oder Rohstoff­in­vest­ments in fremden Währungs­räumen zu beachten gilt, möchten wir in der Folge ausführen. Bitte beachten Sie, dass wir uns bei den jewei­ligen 5-Jahres-Charts für eine Darstel­lung aus Sicht der jewei­ligen Fremd­wäh­rung (z. B. 1 US-Dollar entspricht 0,754 Euro) entschieden haben. So wird im Chart­bild deut­li­cher, ob die jewei­lige Fremd­wäh­rung gegen­über dem Euro gestiegen oder gefallen ist. Bei der herkömm­li­chen Chart­be­trach­tung aus Euro-Sicht (z. B. 1 Euro entspricht 1,32 US-Dollar) muss man als Betrachter im Prinzip umge­kehrt denken (fallender Euro entspricht stei­gender Fremd­wäh­rung), was wir an dieser Stelle vermeiden möchten.

US-Dollar (USD): Grund­sätz­lich haben wir es sowohl beim Euro als auch beim US-Dollar mit einer schul­den­kri­sen­ge­plagten Währung zu tun. Wer ist hier nun der Einäu­gige unter den Blinden? – Diese Frage könnte man vor diesem Hinter­grund zu Recht stellen. Die funda­men­talen Aspekte spre­chen aus unserer Sicht dafür, dass die grund­sätz­liche Euro­schwäche der letzten Monate vorerst noch anhalten könnte. Solange sich die euro­päi­sche Politik nicht an die grund­le­genden Probleme in der Euro- Zone heran­wagt (Ungleich­ge­wichte in den Handels­bi­lanzen – Export­über­schüsse versus Import­über­schüsse – erhöhte Rezes­si­ons­ge­fahren durch immer stär­kere Spar­zwänge) und weiter mit halb­her­zigen Über­gangs­lö­sungen durch die Krise laviert (was wir auch zukünftig erwarten), dürfte der Euro keinen nach­hal­tigen Aufwärts­trend gegen­über dem US-Dollar ausbilden können (der Erho­lung seit Jahres­be­ginn zum Trotz). Zudem schließt sich seit einigen Monaten die Zins­schere zwischen den beiden Währungs­räumen, seitdem sich auch die EZB auf dem Zins­sen­kungs­pfad in Rich­tung null befindet. Kurz­fris­tige Anlagen im Euro-Raum werden für die inter­na­tio­nalen Finanz­markt­ak­teure somit zuneh­mend unat­trak­tiver. Ein weiterer Aspekt pro US-Dollar: Bei der konjunk­tu­rellen Entwick­lung haben die Ameri­kaner derzeit die Nase gegen­über der Euro- Zone vorn, Letz­tere weist bereits leicht rezes­sive Tendenzen auf. Bisweilen verste­cken sich die Ameri­kaner gern hinter den anhal­tenden und derzeit auch in den Medien im Vorder­grund stehenden Querelen im Euro-Raum – dabei trägt der US-Staats­haus­halt nicht minder große Schul­den­lasten vor sich her (z. B. in diesem Jahr schät­zungs­weise rund 10 % Haus­halts­de­fizit im Gegen­satz zu rund 6 % in der Euro-Zone). Im Laufe des Jahres dürfte aber auch die US-ameri­ka­ni­sche Schul­den­si­tua­tion wieder stärker ins Rampen­licht rücken. Ob der Weg zum notwen­digen Schul­den­abbau eher mithilfe von Steu­er­an­pas­sungen oder durch staat­liche Ausga­ben­kür­zungen beschritten wird, könnte zu einem der zentralen Streit­punkte im Vorfeld der US-Wahl im November mutieren. Dabei dürfte deut­lich werden, dass auch die Ameri­kaner zu empfind­li­chen Struk­tur­an­pas­sungen gezwungen sind, was zu konjunk­tu­rellen Belas­tungen führt.

An dieser Stelle könnte auch der US-Dollar wieder stärker unter Druck geraten. Ergo wird der US-Dollar aus eigener Kraft kaum substan­ziell ggü. dem Euro aufwerten können. Aus dem schwie­rigen Markt­um­feld für den Euro eine US-Dollar-Speku­la­tion abzu­leiten, ist also alles andere als ein sicheres Geschäft. Wir gehen davon aus, dass die schwer kalku­lier­baren Schwan­kungen im Euro-US-Dollar- Verhältnis auch in den nächsten Monaten anhalten. Kurz­fristig liegen die Vorteile zwar beim US-Dollar, dennoch raten wir dazu, bei Akti­en­en­ga­ge­ments im US-Raum ein wach­sames Auge auf die Währungs­ent­wick­lung zu legen. Bei ETF- oder Fonds­an­lagen können ggf. auch währungs­ge­si­cherte Vari­anten in Betracht gezogen werden. Glei­ches gilt für Rohstoff­an­lagen, die in aller Regel in US-Dollar notieren. Anlei­he­invest­ments in US-Dollar halten wir im aktu­ellen Nied­rig­zins­um­feld für unat­traktiv. Rein chart­tech­nisch gesehen dürften beim US-Dollar dann Anschluss­ge­winne möglich sein, wenn die Marke von 0,80 € (entspricht einem Euro-US-Dollar-Verhältnis von 1,25 US-Dollar) nach oben durch­bro­chen werden kann. Fällt der US-Dollar hingegen unter die Marke von 0,72 € (entspricht einem Euro-USDollar- Verhältnis von 1,389 US-Dollar), droht der US-Währung weiteres tech­ni­sches Abwärts­po­ten­zial.

Briti­sches Pfund (GBP): Groß­bri­tan­nien zählt zwar nicht zur Euro-Zone, die Probleme der briti­schen Wirt­schaft lesen sich aber ähnlich wie die der Euro-Peri­phe­rie­zone: Eine Staats­schul­den­quote von über 80 % drängt auch die Briten zu strikten Spar­pro­grammen. Erschwe­rend kommt hinzu, dass man erheb­liche Summen zur Stüt­zung des zum Teil maroden Banken­sek­tors aufbringen musste. Die Konjunktur steuert darüber hinaus derzeit auf eine Rezes­sion zu. Trotz einer vergleichs­weise hohen Infla­ti­ons­rate von rund 3,5 % hält die briti­sche Noten­bank ihre Nied­rig­zins­po­litik aufrecht. Alles in allem ein Umfeld, in dem sich Pfund-Invest­ments aus unserer Sicht nicht aufdrängen, es sei denn, im Akti­en­be­reich bieten sich Chancen, die es wert sind, das Währungs­ri­siko einzu­gehen. Auch wenn das Pfund in Zeiten stär­kerer Euro-Turbu­lenzen temporär als siche­rerer Hafen ange­steuert wird, dürfte ein nach­hal­tiger Aufwärts­trend gegen­über dem Euro nur schwer zu etablieren sein, zumal nun mit Moody‘s die erste Rating­agentur die AAA-Best­note Groß­bri­tan­niens infrage stellt.

Ange­sichts der engen Verflech­tungen des Landes mit der Euro-Zone über den Außen­handel und durch den Finanz­sektor kann sich das Pfund ohnehin nicht von der Entwick­lung im Euro-Raum frei­ma­chen. Die Chart­technik zeigt eine relativ massive Wider­stands­zone im Bereich von 1,20/1,23 €, die nicht ohne Weiteres über­flü­gelt werden dürfte. Ein Rück­gang unter die Marke von 1,17 € wäre dagegen als tech­ni­sches Verkaufs­si­gnal zu werten.

Japa­ni­scher Yen (JPY): Dass ein Währungs­raum, der mit einem Rekord­schul­den­stand kämpft (rund 220 % in Rela­tion zum BIP) und rezes­sive Tendenzen vorweist, von Inves­toren als sicherer Hafen ange­sehen wird, wirkt auf den ersten Blick paradox. Der Yen wurde aber in den letzten Jahren von Japans Wett­be­werbs­fä­hig­keit begüns­tigt. Unter den sieben großen Indus­trie­staaten (G7) ist Japan neben Deutsch­land seit Jahren das einzige Land mit einem Leis­tungs­bi­lanz­über­schuss.

Zudem profi­tiert der Yen davon, dass Japan bei der Refi­nan­zie­rung seiner hohen Staats­schulden vergleichs­weise wenig von der Gunst der Auslands­in­ves­toren abhängt – Japan refi­nan­ziert sich sehr stark im Inland und kann auf die heimi­schen Gläu­biger zählen. Der Anlei­he­markt erscheint somit deut­lich weniger verletz­lich als beispiels­weise der Euro-Bond­markt. Im laufenden Jahr griffen risi­ko­be­reite Inves­toren zudem bei sog. Carry- Trades (Verschul­dung in Ländern mit Nied­rig­zinsen und Inves­ti­tion in Hoch­zins­län­dern, wie z. B. Austra­lien) verstärkt auf Währungen wie den Euro oder den US-Dollar zurück – eine Entlas­tung für den Yen. Auch die Tatsache, dass sich sowohl in der Euro-Zone als auch in den USA die Leit­zinsen der Null­linie ange­nä­hert haben, begüns­tigte den Yen. Nationen mit hohen Devi­sen­re­serven landeten bei der Suche nach einer hoch­li­quiden Währungs­al­ter­na­tive nicht selten beim Yen. Die japa­ni­sche Wirt­schaft leidet aller­dings unter dem hohen Yen (Stich­wort: verteu­erte Exporte), sodass sich die japa­ni­sche Noten­bank immer wieder genö­tigt sieht, zulasten des Yen an den Devi­sen­märkten zu inter­ve­nieren. Auch wenn dies bis dato noch keine nach­hal­tige Abhilfe geschaffen hat (siehe Chart ggü. Euro), so stellen derar­tige Inter­ven­tionen (bis hin zu einer mögli­chen Währungs­fi­xie­rung à la Schweizer Noten­bank) dennoch eine latente Gefahr für die Stärke einer Währung dar. Jüngst verstärkte die Bank of Japan (BoJ) ihre Inter­ven­ti­ons­ge­bärden wieder. Dies, gepaart mit einer anhal­tend expan­siven Geld­po­litik (jüngst erneut massive Anlei­he­auf­käufe der BoJ und die Beto­nung, die Leit­zinsen auf der Null­linie zu halten), dürfte auch die jüngsten Gewinn­mit­nahmen beim Yen ausge­löst haben. Unterm Strich erachten wir den japa­ni­schen Währungs­raum derzeit für Invest­ments als unin­ter­es­sant. Chart­tech­nisch gesehen könnte sich die Abwärts­be­we­gung des Yen beschleu­nigen, wenn die Unter­stüt­zung bei rund 0,0093 Yen (entspricht einem Euro-Yen-Verhältnis von 107,50 Yen) nicht zügig zurück­er­obert werden kann.

Schweizer Franken (CHF): Der Franken hat seinen Nimbus als klas­si­sche Flucht­wäh­rung vorerst verloren, nachdem die Schwei­ze­ri­sche Natio­nal­bank (SNB) Anfang September 2011 die Währung an den Euro-Kurs gebunden hat. Die Noten­bank will den Mindest­kurs von 0,83 € (bzw. 1,20 CHF) mit aller Konse­quenz durch­setzen und ist notfalls bereit, unbe­schränkt Devisen zu kaufen (und dafür ggf. Schul­auch Schweizer Franken zu drucken).

Die massive Aufwer­tung des Fran­kens hat für die Schweizer Wirt­schaft einschnei­dende Nega­tiv­folgen, weil viele eidge­nös­si­sche Unter­nehmen auf dem Welt­markt nicht mehr konkur­renz­fähig sind (verteu­erte Exporte) und der für das Land wich­tige Tourismus erheb­lich leidet. Zudem schli­chen sich zuletzt vor dem Hinter­grund der stark fallenden Import­preise immer stärker defla­tio­näre Tendenzen in die Alpen­re­pu­blik ein, was den rezes­siven Druck in der Schweiz verstärkt. Im Januar sind die Verbrau­cher­preise um 0,8 % ggü. dem Vorjahr gefallen. Wir gehen davon aus, dass sich die SNB weiter mit aller Macht gegen eine erneute Fran­ken­auf­wer­tung stemmen wird. Infla­tio­näre Tendenzen hat sie akut nicht zu befürchten (eher das Gegen­teil). Vor diesem Hinter­grund zählen Schweizer- Franken-Anleihen aktuell nicht zu unseren Favo­riten, zumal die Renditen boni­täts­starker Schuld­ner­adressen um die Null­linie oszil­lieren und die Aufwer­tungs­fan­tasie des Fran­kens (vorerst) dahin ist. Bei inter­es­santen Schweizer Aktien ist der Währungs­aspekt derzeit zweit­rangig, sofern die Invest­ment­story ausrei­chend Aufwärts­po­ten­zial birgt. Das Chart­bild besitzt ange­sichts der aktu­ellen Kurs­fi­xie­rung nur eine bedingte Aussa­ge­kraft. Dennoch der Hinweis: Fällt der Schweizer Franken unter die Inter­ven­ti­ons­marke von 0,83 €, käme dies einem tech­ni­schen Verkaufs­si­gnal gleich. Ggf. würden sich in diesem Fall ein paar zitt­rige Hände (die darauf gesetzt haben, dass die SNB nicht stand­haft bleibt) aus dem Fran­ken­markt verab­schieden, um Verluste zu begrenzen, was wiederum die Abwärts­be­we­gung des Fran­kens verstärken würde.

Nordi­sche Währungen: Norweger-Krone (NOK)/Schweden-Krone (SEK): Wenn es darum geht, einem Port­folio eine aussichts­reiche Währungs­kom­po­nente beizu­mi­schen, favo­ri­sieren wir bekann­ter­maßen seit einigen Monaten die nordi­schen Währungen. Auf der Anlei­he­seite haben wir dabei Unter­neh­mens­an­leihen solider Schuld­ner­adressen im Fokus und auf der Akti­en­seite sollten breit gestreute Skan­di­na­vien-ETFs bzw. -Fonds bevor­zugt werden. Die Versi­che­rungs­prä­mien gegen einen Kredit­aus­fall (sog. CDS-Prämien) signa­li­sieren, dass die Anleger die Wahr­schein­lich­keit der Zahlungs­aus­fälle Norwe­gens und Schwe­dens derzeit geringer einschätzen als die von Deutsch­land oder Frank­reich. An den beiden Schwer­ge­wichten Euro­lands haften hierbei offen­sicht­lich die Even­tu­al­ver­bind­lich­keiten aus den Euro-Rettungs­schirmen. Dagegen plat­ziert sich Norwegen als Nicht-EU-Land mit einer CDS- Prämie von 34 Basis­punkten (0,34 %) als sicherster Emit­tent der Welt (0,86 % für Deutsch­land-CDS). Der aus Ölex­porten gespeiste Reichtum Norwe­gens schottet das Land relativ gut gegen die Folgen der Euro-Staats­schul­den­krise ab.

So summiert sich der Haus­halts­über­schuss (wohl­ge­merkt Über­schuss) in 2011 auf statt­liche 9,3 %. Dazu kommt der relativ über­schau­bare Schul­den­stand von rund 41 % im Verhältnis zum BIP. Die Arbeits­lo­sen­quote bewegt sich ledig­lich bei rund 3,5 %. Die spru­delnden Einnahmen aus dem Ölge­schäft (Norwegen ist die siebt­größte Ölex­por­teur der Welt) helfen nicht nur beim Schul­auch denabbau, sondern speisen auch den seit 1990 bestehenden norwe­gi­schen Staats­fonds. Dieser zählt mit rund 570 Mrd. US-Dollar (Ende 2011) zu den größten der Welt. Damit besitzt die norwe­gi­sche Regie­rung einen enormen fiskal­po­li­ti­schen Spiel­raum, um z. B. bei sinkenden Ölpreisen rück­läu­fige Erträge aus dem Ölge­schäft zu kompen­sieren oder die heimi­sche Wirt­schaft in konjunk­tu­rellen Abschwung­phasen zu stützen. Im laufenden Jahr sollte die norwe­gi­sche Wirt­schaft weiter wachsen (nach 1,6 % in 2011). Die Exper­ten­schät­zungen sind hier aller­dings recht breit gefä­chert und bewegen sich zwischen 1 und 3 %. In Anbe­tracht der anhal­tenden Euro-Krise (Stich­wort: norwe­gi­scher Export in die Euro-Zone) und um die poli­tisch nicht gerade erwünschte Aufwer­tung der Norweger-Krone zu bremsen, entschied sich die Noten­bank Ende letzten Jahres für eine recht üppige Leit­zins­sen­kung um 0,5 auf 1,75 %. Dennoch behält die Krone gegen­über dem Euro einen Zins­vor­teil. Ein gewisses Risi­ko­po­ten­zial birgt die Entwick­lung des norwe­gi­schen Immo­bi­li­en­marktes. Der IWF machte hier zuletzt Über­hit­zungs­ge­fahren aus. Dazu kommt eine vergleichs­weise hohe Privat­ver­schul­dung (die in diesem Jahr auf das Doppelte der verfüg­baren Einkommen klet­tern könnte). Unterm Strich zählen wir die Norweger- Krone aber länger­fristig weiterhin zu den wenigen inter­es­santen Währungen. Nach der zuletzt recht zügigen Aufwärts­be­we­gung, in deren Folge die Krone gegen den Euro ein Neun­jah­res­hoch erreichte, hat sich aber die Wahr­schein­lich­keit von kurz­fris­tigen Gewinn­mit­nahmen erhöht. Wer bereits zeitig zu güns­tigen Kursen einge­stiegen ist, sollte abwägen, ob er nicht zwischen­zeit­lich einmal Kasse machen möchte. Unter chart­tech­ni­schen Aspekten hat die Norweger-Krone zwar mit der Über­win­dung des einge­zeich­neten hori­zon­talen Wider­standes ein neues Kauf­si­gnal gene­riert, ist aber ande­rer­seits relativ stark über­kauft. Von dieser Warte aus wäre ein Rück­setzer sogar gesund. Die schwe­di­schen Nach­barn haben zwar kein Öl, aber eine ebenso leis­tungs­fä­hige Wirt­schaft. Auch die Schweden locken mit einem soliden Staats­haus­halt, in dem es (leichte) Über­schüsse gibt. Der Schul­den­stand beträgt weniger als 40 % des BIPs. Am Anlei­he­markt werden die gesunden Finanzen belohnt, das Drei­fach-A-Rating des schwe­di­schen Staates ist nicht in Gefahr. Struk­tu­relle Stärken der schwe­di­schen Volks­wirt­schaft sind zudem eine gute Ausbil­dung der leis­tungs­be­reiten Bevöl­ke­rung und eine hohe Inves­ti­ti­ons­be­reit­schaft in Human­ka­pital, Forschung und Entwick­lung sowie die mode­rate Besteue­rung von Unter­nehmen.

Wirt­schaft­lich müssen die Schweden aller­dings mit einer stär­keren Abküh­lung als die Norweger kämpfen (wobei sie aller­dings auch von einem deut­lich höheren Wachs­tums­ni­veau kommen). Denn: Schweden kann sich trotz aller Stärken der Euro-Krise nicht gänz­lich entziehen. Der Abschwung der Welt­kon­junktur trifft die in den letzten Jahren erfolgs­ver­wöhnte Wirt­schaft hart, zumal die Exporte etwa 45 % des BIPs ausma­chen. Glaubt man den Prognosen, dann wird sich das BIP-Wachstum 2012 von 4,1 % auf unter 1 % abschwä­chen – bleibt eine Eska­la­tion der Euro-Krise aus, sind hier aber durchaus posi­tive Über­ra­schungen denkbar. Die schwe­di­sche Noten­bank hat seit letzten Dezember den Leit­zins in zwei Trip­pel­schritten um jeweils 0,25 % auf 1,50 % gesenkt, auch weil ein zu großes Zins­ge­fälle und damit zu starker Aufwer­tungs­druck auf die Krone auf jeden Fall vermieden werden soll und weil man die Wirt­schaft stimu­lieren möchte. Auch wenn die Rendi­te­dif­fe­renz zur Euro-Zone geschrumpft ist, halten wir Schweden-Kronen-Anleihen weiterhin für inter­es­sant. Solange die Euro-Poli­tiker in der Staats­schul­den­krise nur Über­gangs­lö­sungen schaffen, sollten Flucht­wäh­rungen wie die Schweden-Krone weiter gesucht sein. Der Chart zeigt, dass auch die Schweden-Krone seit Ende letzten Jahres einen vergleichs­weise zügigen Anstieg hinter sich hat und eine Konso­li­die­rungs­be­we­gung bevor­stehen dürfte. Die Aussagen zur Norweger-Krone gelten hier analog.

Austral-Dollar (AUD): Der austra­li­sche Dollar ist die welt­weit am fünft­meisten gehan­delte Währung und dient vielen Inves­toren als Anla­ge­ve­hikel, um auf die Wirt­schafts­ent­wick­lung Chinas zu wetten. Der Grund dafür ist die große Bedeu­tung des Rohstoff­sek­tors für die Volks­wirt­schaft des fünften Konti­nents und die räum­liche Nähe zur prospe­rie­renden Region Südost­asien. Das Kalkül ist, dass Austra­lien umso mehr Kupfer, Kohle oder Eisenerz expor­tiert, je stärker China wächst. Der Rohstoff­boom des vergan­genen Jahr­zehnts hat den austra­li­schen Dollar zu einer begehrten Währung gemacht.

Er gilt daher neben dem kana­di­schen Dollar als die Rohstoff­wäh­rung. Schwä­chelt jedoch die globale (bzw. insbe­son­dere die chine­si­sche) Konjunktur (wovon wir nach wie vor ausgehen), bremst das auto­ma­tisch das Wachstum in dem rohstoff­rei­chen Land. Daher war von vielen Markt­be­ob­ach­tern erwartet worden, dass die austra­li­sche Noten­bank ange­sichts der Risiken für das welt­weite Wirt­schafts­wachstum und eines mode­raten Infla­ti­ons­aus­blicks ihren Leit­zins erneut senken wird. Sie beließ ihn aller­dings über­ra­schend bei 4,25 %, was der Währung jüngst noch­mals spür­baren Auftrieb verlieh. Der Austral-Dollar steht schließ­lich im Mittel­punkt der bereits in der Yen-Bespre­chung erwähnten Carry-Trades. Diese hoch­ris­kanten Geschäfte werden jedoch wieder aufge­löst, sobald die Risi­ko­be­reit­schaft an den Finanz­märkten sinkt. In Austra­lien selbst wird die Stärke der einhei­mi­schen Währung durchaus kritisch gesehen. Denn je stärker die Landes­wäh­rung wird, desto mehr verliert die Wirt­schaft an Konkur­renz­fä­hig­keit, weil Exporte teurer werden. Wer Austral-Dollar-Anleihen hält, sollte aus unserer Sicht an (währungs­sei­tige) Gewinn­mit­nahmen denken (vor allem bei höheren Depot­ge­wich­tungen), zumal wir die globale Konjunk­tur­ent­wick­lung weiterhin skep­tisch sehen. Die Leit­zins­sen­kung dürfte zudem nicht aufge­hoben, sondern nur aufge­schoben sein. Auch die höheren Rohstoff­preise recht­fer­tigen unseres Erach­tens die steile Aufwer­tung nicht. Selbst wenn sich das globale Konjunk­tur­um­feld in 2012 weiter aufhellen sollte, sollten dem Austral-Dollar-Höhen­flug Grenzen gesetzt sein – der Aussie dürfte einen güns­ti­geren Konjunk­tur­ver­lauf zu einem guten Teil bereits einge­preist haben. Der Ausbruch über den Wider­stand bei rund 0,77 € hat dem Austral-Dollar noch einmal Rücken­wind verliehen und auf ein Allzeit­hoch ggü. dem Euro beför­dert. Nach der seit Ende 2008 (mit kurzen Unter­bre­chungen) anhal­tenden inten­siven Rallye (Kurs­plus seitdem knapp 70 %) ist auch unter tech­ni­schen Gesichts­punkten eine Korrek­tur­be­we­gung wahr­schein­li­cher geworden (und auch notwendig, um eine Über­hit­zung zu vermeiden).

Kanada-Dollar (CAD): Die zweite große Rohstoff­wäh­rung sieht sich ähnli­chen Risiken wie der Austral-Dollar ausge­setzt. Dass Kanada nach Saudi-Arabien die welt­weit größten Erdöl­re­serven besitzt, könnte ein Vorteil sein, sofern die geopo­li­ti­schen Span­nungen (Stich­wort Iran) anhalten und die Ölno­tie­rungen dadurch weiterhin gestützt werden. Kritisch sehen wir aller­dings die sehr enge Verknüp­fung Kanadas mit der US-Wirt­schaft, die auf abseh­bare Zeit kaum auf einen nach­hal­tigen Wachs­tums­pfad zurück­kehren dürfte.

Nach­fra­ge­rück­gänge der US-Verbrau­cher nach Import­gü­tern treffen also Nationen wie Kanada über­pro­por­tional. Invest­ments im Kanada-Dollar zählen – analog zum Austral-Dollar – nach wie vor nicht zu unseren favo­ri­sierten Währungs­bei­mi­schungen. Der tech­ni­sche Ausbruch aus der im Chart einge­zeich­neten Drei­ecks­for­ma­tion ist grund­sätz­lich positiv für den Kanada-Dollar zu werten. Wir gehen aller­dings davon aus, dass die Spitzen der letzten Monate (Mitte 2010 und Anfang 2011) im Bereich von 0,78/0,80 € kurz­fristig nur über­wunden werden können, wenn sich die Euro-Krise wieder spürbar verschlim­mert. Stär­kere Verluste drohen dann, wenn der Kanada- Dollar unter seinen kurz­fris­tigen Aufwärts­trend rutscht, der im Bereich von 0,72 € verläuft.

Schwel­len­län­der­wäh­rungen: Schwel­len­län­der­in­vest­ments in den betref­fenden Lokal­wäh­rungen sind für den risi­ko­be­reiten Anleger durchaus als Beimi­schung geeignet (sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anlei­he­seite), wobei hier grund­sätz­lich breit gestreute Anla­ge­ve­hikel (ETFs/Fonds) bevor­zugt werden sollten.

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