Factoring
Ausreichende Liquidität ist für Unternehmen ein wichtiges Thema. Laut einer Studie des Kreditversicherers Euler Hermes sind schlechte Zahlungsmoral von Kunden (82 %), Managementfehler, z. B. fehlendes Controlling (79 %), nicht erkannte Finanzierungslücken (76 %) oder ein unzureichendes Debitorenmanagement (64 %) die Hauptgründe für Forderungsausfälle und Insolvenzen.
Angesichts dieser Entwicklung kann das alternative Finanzierungsinstrument Factoring ein probates Mittel sein, die eigene Unternehmung zu stabilisieren und zu stärken.
Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen fortlaufend an ein Factoring-Institut, den sogenannten Factor. Dieser vergütet dem Kunden, zum Beispiel der Kanzlei, sofort den Gegenwert seiner Forderung und übernimmt mit dem Forderungsankauf auch das volle Ausfallrisiko. Auf diese Weise gewinnt der Kunde finanziellen Spielraum, Sicherheit und mehr Zeit, um sich auf das eigentliche Geschäft zu konzentrieren.
Factoring hat sich als Dienstleistung in den vergangenen Jahren fest im deutschen Mittelstand etabliert. An die 10.000 Unternehmen sichern mithilfe von Factoring inzwischen ihre Liquidität. War das Finanzierungsinstrument vor wenigen Jahren in erster Linie größeren Unternehmen vorbehalten, setzt heute insbesondere auch der kleine Mittelstand auf Factoring als Liquiditätsbringer, gerade auch in Zeiten stürmischer Finanzmärkte. Factoring ergänzt als Finanzierungsinstrument die traditionellen Kredite, insbesondere dann, wenn Banken basierend auf den Regelungen für Basel II bei der Kreditvergabe sehr kritisch prüfen und in zahlreichen Fällen auch einschränken oder ganz ablehnen.
Welche Vorteile bietet Factoring?
- Sofortiger Liquiditätszufluss: kurzfristige und planbare Bereitstellung von Liquidität
- Ausfallschutz: 100%iger Schutz vor Forderungsausfällen
- Übernahme des Debitorenmanagements in Absprache mit dem Unternehmen nach einem abgestimmten (Mahn-)Rhythmus: Ersparnis von Zeit und Kosten
- Einkaufsvorteile: Nutzung von Skonti, Senkung von Einkaufskosten
- Wettbewerbsvorteil: Gewährung längerer Zahlungsziele für die eigenen Kunden
- Umsatzkongruente Finanzierung: Bereitstellung nötiger Liquidität für Wachstumsphasen
- Bilanzverkürzung und damit Verbesserung der Eigenkapitalquote: für Basel II und Ratings
Wie funktioniert Factoring? Mit Factoring gewinnt der Unternehmer zusätzliche Liquidität aus seinen Außenständen. Nach Leistung an seinen Abnehmer werden die zugehörigen Rechnungsdaten an die VR FACTOREM übermittelt. Diese kauft die Forderungen im Rahmen vorab definierter Kauflimite an. Mit diesem Forderungsankauf übernimmt die VR FACTOREM das volle Ausfallrisiko. Bis zu 90 % des Kaufpreises werden dem Betrieb sofort ausbezahlt.
Der Rest wird zunächst als Sicherheit für eventuelle Rechnungskürzungen seitens der Abnehmer einbehalten. Dieser Sicherheitseinbehalt wird bei Zahlung durch den Abnehmer oder spätestens 120 Tage nach Fälligkeit ausgezahlt. Beim Full-Service-Verfahren übernimmt die VR FACTOREM das gesamte Forderungsmanagement inklusive Mahn- und Inkassowesen.
DATEV und VR FACTOREM, der zentralen Factoring-Dienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken, haben sich im Rahmen einer Kooperation zusammengeschlossen und bieten Mandanten zusammen mit einer technischen Lösung für den Datenaustausch zwischen Factor und Unternehmen an. Übergreifend betrachtet gibt es zwei Ansatzpunkte:
- Steuerberater können Factoring für die Mandanten nutzen, die ihnen die Finanzbuchführung übertragen haben.
- Mandantenbetriebe/Unternehmen können Factoring für die eigene Finanzbuchführung vor Ort nutzen.
Factoring mit DATEV und VR FACTOREM:
- Automatisierte, tagesaktuelle Datenübertragung: Arbeitsentlastung und Aktualität in DATEV (Kanzlei-)Rechnungswesen
- Direkte Nutzung der Factoring-Schnittstelle aus DATEV (Kanzlei-)Rechnungswesen: Reduktion der Gefahr fehlerhafter Eingaben und Vermeidung doppelter Eingaben
- Automatische Rückübermittlung sowie Verarbeitung in das Rechnungswesen der Kanzlei/des Mandanten und Erzeugung von Buchungsvorläufen: Arbeitsentlastung, Zeitersparnis und höhere Transparenz in der laufenden Buchführung
Was sind die Voraussetzungen? Für Unternehmen gelten als Einstiegsvoraussetzungen die folgenden Kriterien:
- Seit mindestens zwei Jahren am Markt tätig
- Ein stabiler Umsatz mit gewerblichen Kunden
- Jahresumsatz von Mandantenbetrieben mindestens 500 TEUR
- Möglichst breite Streuung der Kundenbasis (< 25 % des Umsatzes beim größten Kunden)
Die technische Grundlage für diese Anwendung von Factoring sind für in der Steuerberaterkanzlei gebuchte Mandanten die Programme DATEV Kanzlei-Rechnungswesen und für vor Ort buchende Unternehmen DATEV Rechnungswesen. Aus diesen Produkten heraus erfolgt eine automatisierte und sichere Datenübermittlung zwischen Kanzlei, Unternehmen und VR FACTOREM. Wesentlicher Vorteil ist die technische Unterstützung: Debitoren- und OPOS-Daten („Offene Posten“-Daten) werden durch ein speziell auf die Anforderungen des Factorings angepasstes Modul im Programm DATEV (Kanzlei-)Rechnungswesen via Schnittstelle elektronisch „auf Knopfdruck“ zu VR FACTOREM übermittelt.
Was ist das Besondere? Besonders – und Stand heute einzigartig – ist dabei, dass diese Schnittstelle auch die von VR FACTOREM zurückgemeldeten Daten verarbeiten kann und daraus detaillierte automatische Buchungsvorläufe generiert. Der manuelle Aufwand ist somit so weit wie möglich reduziert, die Transparenz für den Kunden in der laufenden Buchführung deutlich erhöht. Gleichzeitig lassen sich durch die Schnittstelle auch Fehlerquellen, wie z.B. Eingabe- oder Übertragungsfehler, minimieren.
Für das Unternehmen bedeutet dies:
- Einfacher Aufruf der Schnittstelle aus dem DATEV (Kanzlei-)Rechnungswesen
- Optimale Programmkompatibilität
- Einmalige Erfassung von Grunddaten als Basis für verschiedene Kontrollfunktionen der Schnittstelle und die Erzeugung von Buchungssätzen
- Übersicht bereitgestellter Debitoren-Stammdaten (Datenbasis = Rechnungswesen)
- Limitbeantragung und Datenexport alles aus einem Fenster heraus
- Übersicht aller zur VRF exportierten und übertragenen offenen Posten
- Statusanzeige und Ankaufbetrag pro Posten
- Verschiedenste Protokolle zur täglichen Unterstützung
Quelle: Quelle und weitere Informationen: www.datev.de/factoring