Stereotype vermeiden, Unternehmenserfolg fördern
Für die Position eignet sich keine Frau. Das sollte kein älterer Kollege machen. Menschen mit körperlichen Einschränkungen passen nicht zu uns. Kennen Sie solche Vorurteile auch? Es gibt eine lange Liste von Stereotypen, die in der Gesellschaft verbreitet sind – und die entsprechend auch die Arbeitswelt beeinflussen. Für Unternehmen ist das aus verschiedenen Gründen schlecht.
Nicht nur der Ruf leidet, wenn Missstände öffentlich bekannt werden – auch das Engagement der Mitarbeiter, die Produktivität und weitere wesentliche Faktoren werden in Mitleidenschaft gezogen. Erfolgreiche internationale Firmen zeigen, wie ein Konzept gegen Diskriminierung den Mitarbeitenden hilft und zur selben Zeit die wichtigsten Kennzahlen in ungeahnte Höhen treibt.
Wie wirken sich Stereotype und Vorurteile auf das Unternehmen aus?
Wenn es in der Belegschaft stereotype Vorstellungen und Vorurteile gibt, kann das auf ganz unterschiedlichen Ebenen negative Auswirkungen haben. Sie alle schaden letztlich dem Unternehmen und seinen wirtschaftlichen Zielen. Die folgende Übersicht zeigt, welche Probleme häufig auftreten und welchen Schaden sie anrichten:
- Verringerung des Mitarbeiterengagements
- Geringere Produktivität
- Steigerung der Mitarbeiterfluktuation
- Reputationsverlust des Unternehmens
- Schrumpfendes Auftragsvolumen
- Geringere Innovationskraft
Sinkendes Mitarbeiterengagement durch schlechtes Betriebsklima
Ausgrenzung, Diskriminierung und selbst mangelnde Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher Kultur oder verschiedenen Geschlechts führen zu einer sinkenden Motivation. Ein schlechtes Betriebsklima, durch Vorurteile ausgelöst, verhindert zum Beispiel die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Individuen. Das führt zu einem Verlust an Chancen, zugleich sinkt das Engagement der Mitarbeitenden – alles zum Nachteil des Unternehmens.
Verminderte Produktivität durch gestörte Kommunikation
Ebenfalls aus mangelnder Wertschätzung und gestörter Kommunikation resultieren häufig Produktivitätsverluste. Dies betrifft alle Abteilungen: Kreative, die in ihrem Schaffensprozess gehemmt sind, leiden unter einem Betriebsklima, das von Vorurteilen geprägt ist, genauso wie körperlich Arbeitende und Beschäftigte in der Verwaltung.
Hohe Fluktuation der Mitarbeitenden als Folge eines toxischen Klimas
Eine weitere Folge eines schlechten Betriebsklimas ist eine hohe Fluktuation in der Belegschaft. Es ist offensichtlich, dass Menschen Unternehmen eher meiden, in denen sie sich nicht wertgeschätzt, nicht gleichberechtigt und nicht gut aufgenommen fühlen. Eine spürbare Folge: stetiger Personalmangel. Hinzu kommen Schwierigkeiten beim Recruiting, wenn das schlechte Betriebsklima bekannt wird.
Rufschaden wegen Vorurteilen
Ein Bekanntwerden von Vorurteilen und stereotypen Haltungen in einem Unternehmen führt darüber hinaus in vielen Fällen zu einem Reputationsschaden für die Firma. Die Gesellschaft verlangt genauso wie einzelne Mitarbeitende ein Umfeld von Diversität und Inklusion. Wenn Fälle bekannt werden, in denen ein Unternehmen diskriminierend handelt, bleiben nicht nur die Bewerbungen neuer Talente aus – auch die Umsätze können zurückgehen.
Verpasste Aufträge
Schäden durch Vorurteile und stereotypes Denken zeigen sich außerdem indirekt. Bekannt ist, dass vielfältige Belegschaften sich durch höhere Innovationskraft und Kreativität auszeichnen – aus dem Grund, dass die unterschiedlichen Erfahrungen und kulturellen Hintergründe eine pluralistische Denkweise ermöglichen. Umgekehrt führt ein monolithisches Team zum Verlust dieser Fähigkeiten. Gerade auf globalen Märkten, die sich durch eine Vielfalt an Kulturen auszeichnen, kann es so passieren, dass Aufträge nicht gewonnen werden.
Weniger Innovationen
Aus den genannten Gründen sind Unternehmen, deren Belegschaft nur eindimensional denkt, im Mittel deutlich weniger innovativ. Das wirkt sich auf die Produktqualität genauso aus wie auf den Wettbewerb mit anderen Firmen, die innovative Lösungen präsentieren.
Wie überwinden Unternehmen Stereotype und Vorurteile am Arbeitsplatz?
Wie die vorangegangenen Überlegungen zeigen, ist es wichtig, Stereotypendenken zu überwinden – im Sinne eines wertschätzenden Miteinanders ebenso wie in Hinblick auf die wirtschaftlichen Unternehmensziele. Grundsätzlich lässt sich sagen: Es gibt viele Möglichkeiten, Inklusion, Diversität und ein gutes Betriebsklima zu fördern. Wie Best Practices zeigen, lohnt es sich, einen individuellen Weg zu finden. Die folgenden Ideen können Ihnen dabei helfen, Strategien zu erarbeiten, die in Ihrem Unternehmen funktionieren. Weiter unten finden Sie außerdem konkrete Beispiele, wie andere Unternehmen Diversität und Vielfalt fördern.
- Sensibilisierung
- Mentoring
- Transparenz
- Externes Coaching
- Meldestellen
Sensibilisierung der Mitarbeitenden und Führungskräfte als Basis
Was ist überhaupt ein Vorurteil – woran erkenne ich es und wie vermeide ich es? Tatsächlich ist es wichtig, das Wissen rund um das wichtige Thema Diversität zu fördern. Konkrete Schulungen sind eine Möglichkeit, dies in die Tat umzusetzen. In den Workshops geht es darum, ein Bewusstsein für mögliche Vorurteile zu schaffen und Personen entsprechend zu sensibilisieren. In der Regel ist es sinnvoll, sowohl die Belegschaft als auch die Führungskräfte entsprechend zu schulen. Ausgehend von einem Workshop ist es auch möglich, einen regelmäßigen Austausch für eine inklusive Arbeitskultur zu etablieren. Grundsätzlich gilt: Erst das Bewusstsein für Vorurteile ermöglicht es, diese aktiv zu vermeiden und abzubauen.
Mentoring-Programme
Um Talente aus der Belegschaft zu fördern, die möglicherweise strukturell benachteiligt werden, haben sich Mentoring-Programme als hilfreiches Instrument bewährt. Dabei geht es darum, Talente zu identifizieren, zu stärken und ihnen dabei zu helfen, ihre Karriere weiterzuentwickeln. Der daraus resultierende Gewinn an Qualifikationen kommt der Einzelperson ebenso zugute wie der gesamten Belegschaft und dem Unternehmen. Ein klassisches Beispiel für ein solches Mentoring-Programm sind Förderprogramme für Frauen in der Führung. Dabei unterstützt eine erfahrene weibliche Führungskraft ein neues Talent dabei, die Karriere zu beginnen.
Transparente Richtlinien
Wer wird befördert, wann und für welche Leistungen? Transparenz hilft dabei, Ungleichbehandlung zu vermeiden und Vorurteilen vorzubeugen. Im Idealfall haben alle Mitarbeitenden die gleichen Chancen, befördert zu werden. Das führt automatisch zu einer steigenden Motivation und zunehmendem Engagement. Der Grund ist einfach: Wer eine realistische Chance sieht, für bessere Leistungen belohnt zu werden, investiert mehr in dieses Ziel.
Externe Bewertungen
Im großen Bereich der Diskriminierungsvorbeugung ist es häufig sinnvoll, zusätzlich zur innerbetrieblichen Expertise auch Erfahrung von außen hinzuzuziehen. Es gibt eine Reihe von Coaching-Angeboten, die sich speziell an Betriebe richten, die Diversität fördern möchten. Zugleich zeigt eine solche Bewertung von externer Seite mögliche Defizite auf – und ein Coach gibt zugleich Empfehlungen, um das Problem zu lösen.
Meldestellen
Grundsätzlich soll der Kampf gegen Diskriminierung und das Engagement für eine vielfältige Belegschaft immer auf einem freiwilligen Konsens beruhen. Das ist ein entscheidender Schlüssel für den Erfolg: Erst wenn das Bewusstsein für Vorurteile in den Köpfen der Belegschaft verankert ist, kommt es zu einem echten Umdenken. Trotzdem ist es sinnvoll, auch vonseiten der Führung einzugreifen, wenn es zu Diskriminierungsfällen kommt. Um in solchen Situationen agieren zu können, ist eine Meldestelle hilfreich. Mitarbeitende können sich (anonym) dorthin wenden, wenn sie eine diskriminierende Behandlung erfahren haben. Dann ist es am besten, speziell geschulte Fachkräfte zu haben, die darauf entsprechend reagieren können.
Mit einer kombinierten Strategie gegen Vorurteile und Stereotype
Wie verankern Sie ein stereotypfreies Denken in Ihrem Unternehmen? Die genannten Strategien sind jeweils gute Ansätze. Im Einzelfall ist es immer am besten, einen individuellen Plan zu erarbeiten. Schließlich befindet sich jedes Unternehmen in einer einzigartigen Situation und es ist ein anderes Unterfangen, im regional beheimateten Handwerksbetrieb für Inklusion zu sorgen als in einer Agentur, in der die Individuen aus der Ferne zusammenarbeiten. Im Handwerksbetrieb sind zum Beispiel Treffen für das Teambuilding möglich, in der Agentur wären eher digitale Konzepte gefragt. Die folgenden Beispiele aus der Praxis zeigen, wie Unternehmen auf der ganzen Welt die Themen Inklusion, Gleichberechtigung und Vielfalt am Arbeitsplatz umsetzen. Lassen Sie sich gerne davon inspirieren.
Einsatz für Vielfalt und Inklusion bei der DHL Group
Ein deutsches Unternehmen, das eine deutlich sichtbare DEIB-Strategie (aus dem Englischen für Diversity, Equity, Inclusion, Belonging) verfolgt, ist die DHL Group. Sichtbar wird das Engagement unter anderem an Regenbogenfahnen, welche die klassischen Fahnen vor Standorten zum Teil ersetzen. Selbstverständlich geht es bei Bemühungen gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz nicht nur um Zeichen, vielmehr sind Taten und Werte wichtig. Letztere hat die DHL Group in einer Charta zusammengefasst. Darin ist zum Beispiel festgeschrieben, dass sich das Unternehmen bemüht, Führungskräfte zu befähigen, inklusive Verhaltensweisen vorzuleben.
Die Strategie der DHL Group beschränkt sich darüber hinaus nicht auf das eigene Unternehmen. Es gehört auch zu den erklärten Zielen, mit Partnern und Organisationen zusammenzuarbeiten, um Vielfalt zu fördern. Auch das ist ein starkes Zeichen an die eigene Belegschaft sowie an die Kundinnen und Kunden.
IBM: ein Vorreiter der Technikbranche
IBM gehört zu den Pionieren der Technikwelt, aber auch zu den Vordenkern im Bereich der Gleichstellung. Gerade im Segment der IT-Technik spielten Frauen über Jahrzehnte eine untergeordnete Rolle, waren in Vorständen und Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. Um in diesem wichtigen Segment Gleichberechtigung zu fördern, wurde ein eigenes Programm zur Förderung von Frauen etabliert, und zwar schon im Jahr 1930. Heute gibt es eine ganze Reihe von Initiativen aus diesem Bereich.
Eine davon ist der CyberDay4Girls. Hier tritt das Unternehmen gezielt an Mädchen im Alter von zehn bis 18 Jahren heran, um sie frühzeitig für eine Karriere in der Technikwelt zu begeistern und ihre Talente zu fördern. Ebenso gibt es Programme für die LGBTQ+-Community, für Veteranen und viele weitere Gruppen.
Procter & Gamble arbeitet gegen Stereotype
Ein besonderes Beispiel ist Procter & Gamble. Auch dieses internationale Unternehmen hat sich konkrete Ziele für eine inklusive, gleichberechtigte Arbeitswelt gesetzt. Die Aktionen vereinen sich unter dem Motto „we are unique and we are united“. Zu Deutsch sinngemäß: Wir sind jeder für sich einzigartig und wir sind vereint. Dieser Leitspruch fasst das Wesen und die Vorteile von Diversitätsstrategien sehr gut zusammen. Wenn sich jeder und jede in der Belegschaft auf seine oder ihre Stärken konzentrieren kann und alle gleichermaßen geschätzt werden, entsteht aus dem Wir-Gefühl ein innovatives und leistungsstarkes Team.
Was heißt das konkret? Es gibt zum Beispiel eine spezielle Elternzeitregelung in Europa. Sie besagt, dass auch in Ländern, in denen es keine gesetzlichen Regelungen dazu gibt, die Väter 18 Wochen nach der Geburt oder Adoption ihres Kindes bezahlten Urlaub nehmen dürfen. Was das Beispiel Procter & Gamble bemerkenswert macht, ist der Einsatz gegen Stereotype in der Werbung. So gibt es Studien, wonach Frauen in der Werbung häufiger negativ dargestellt werden. Als eines der größten Unternehmen der Welt arbeitet Procter & Gamble dagegen an.
Inclusion Week bei Johnson & Johnson
Inklusion und Diversität haben viel mit Lernen, Kommunikation und Sensibilisierung zu tun. Oder um es mit anderen Worten auszudrücken: Für eine vorurteilsfreie Belegschaft ist es wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen. Wie das funktionieren kann, zeigt das Beispiel Johnson & Johnson. Eigens für den Austausch hat das Unternehmen die Inclusion Week geschaffen. Es handelt sich um eine Woche, in der diverse Workshops und Vorträge angeboten werden. Dadurch möchte Johnson & Johnson neue Perspektiven eröffnen, den Austausch fördern und wichtige Themen rund um Inklusion und Zusammenarbeit thematisieren. Zudem gibt es weitere Programme, etwa zu Woman Leadership und für junge Familien.
Fazit: Stereotype überwinden, neue Erfolge gemeinsam feiern
Stereotype und Vorurteile am Arbeitsplatz können vorkommen – das hat viel mit der Geschichte unserer Gesellschaften zu tun. Entscheidend ist, die Vorurteile abzubauen, um dadurch zu einem gleichberechtigten und vorurteilsfreien Miteinander zu kommen. Wie das funktioniert, zeigen verschiedene Beispiele aus der ganzen Welt. Konkret ist es am besten, einen individuellen Weg zu finden, der zum eigenen Unternehmen passt. Das Spektrum der Möglichkeiten ist groß. Es reicht von Workshops und Mentoring-Programmen über Angebote für potenziell benachteiligte Gruppen bis hin zu Events wie der Inclusion Week von Johnson & Johnson.
Dass Unternehmen auf Inklusion und Diversität setzen sollten, ist nicht nur eine Frage der Werte. Auch das Betriebsklima, die Produktivität, die Innovationskraft und damit die Zukunft des Betriebs profitieren von einer offenen Kommunikationskultur und einer chancengleichen Talentförderung.
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