
Technologien zur Resilienzförderung
Von der Mitarbeiterresilienz hängt ab, wie Teams mit Stress, Veränderungen und Krisen umgehen. Arbeitgeber können diese Eigenschaft bewusst beeinflussen.
Möchten Unternehmen in Zeiten sich verstärkender und häufiger auftretender Krisen bestehen, müssen sie resiliente Strukturen aufbauen. Resilienz beschreibt eine Stärkung der Widerstandskraft gegenüber bedrohlichen Entwicklungen, die sich häufig nur schwer vorhersagen lassen. Doch wie kann eine solche Resilienzförderung aussehen und welche Technologien helfen dabei? Wer sich mit dieser Frage beschäftigt, stößt immer wieder auf das Thema künstliche Intelligenz (KI) und deren Kompetenz in der Analyse, Clusterung und Auswertung besonders großer Datenmengen. KI hilft Unternehmen heute dabei, Störungen in der Lieferkette vorherzusagen und Bedrohungen abzuwehren, die sich gegen die eigenen IT-Systeme richten. Doch auch das Internet der Dinge oder Internet of Things (IoT) sowie Werkzeuge für die Automatisierung sind zu nennen, wenn es um moderne Technologien für die Resilienzförderung geht.
Resilienz und Predictive Analytics
Die Predictive Analytics beschäftigen sich mit der Vorhersage zukünftiger Ereignisse. Das erfolgt unter Anwendung mathematischer Modelle auf große Datenmengen. Zu den wichtigen Methoden, die hier zum Einsatz kommen, gehören das maschinelle Lernen, das Data Mining und statistische Algorithmen. Die Vorhersageanalyse umfasst also eine vorausschauende Komponente und ist daher nicht mit einfacher Korrelation zu verwechseln. In der Praxis bestehen verschiedene Möglichkeiten, Predictive Analytics für die Stärkung der Resilienz zu nutzen.
Möchten Sie zum Beispiel die Resilienz Ihrer Lieferketten verbessern, erweisen sich die Predictive Analytics als sehr nützlich. Die aus einer Echtzeitüberwachung der Supply Chain gewonnenen Daten ermöglichen es in vielen Fällen, Störungen vorherzusehen und auf diese zu reagieren, bevor sie überhaupt auftreten. In der Logistik kommt die Vorhersageanalyse schon lange zum Einsatz, um Bedarf- und Absatzmengen zu steuern und die Kommissionierung entsprechend anzupassen. Wenn Sie dank Predictive Analytics krisenhafte Entwicklungen entlang Ihrer Lieferketten vorhersagen können, lassen sich Transporte besser planen und Ausfälle vermeiden. Hier spielen auch die Informationen von Rückversicherern eine wichtige Rolle. Sie geben häufig frühzeitig Aufschluss darüber, ob bestimmte Produktionsstandorte oder Lieferwege in der Welt bald von Problemen betroffen sein könnten. Wenn Sie ein System zur Verfügung haben, das solche und weitere Informationen auswerten kann, können Sie die Resilienz in Ihrer Unternehmung deutlich verbessern.
Selbstheilende Lieferketten
Die Stabilität der Supply Chain entwickelt sich für Unternehmen immer mehr zu einem der herausgehobenen Erfolgsfaktoren. Störungen der Lieferkette traten in den letzten Jahren pandemie- und krisenbedingt häufiger auf. Wenn es Ihnen gelingt, die Auswirkungen von ausfallenden Lieferanten, blockierten Handelswegen oder Lieferengpässen für sich zu begrenzen, erhalten Sie gegenüber Ihren Mitbewerbern einen Vorteil. Moderne Technologien bieten hier ganz neue Möglichkeiten, sich auf den Krisenfall vorzubereiten und die Supply Chain so zu gestalten, dass sie sich praktisch selbst überwacht und repariert. In diesem Zusammenhang ist die Rede von sogenannten selbstheilenden Lieferketten.
Diversifizierung von Lieferanten
Zu den konventionelleren Strategien zur Gestaltung resilienter Lieferketten gehört die Diversifizierung von Lieferanten, um Abhängigkeiten abzubauen. Möglich ist es auch, die Supply Chain zumindest in Teilen redundant auszulegen. Das selbstheilende Supply-Chain- Management geht darüber aber noch hinaus. Hier kommen gezielt moderne Technologien wie zum Beispiel maschinelles Lernen und die KI zum Einsatz. Eine KI überwacht die Lieferketten, nutzt moderne Methoden der Mustererkennung, um Störungen zu identifizieren, und kann selbstständig Maßnahmen einleiten, um diese Störungen zu beseitigen. Hier spielen automatisierte Abläufe eine wichtige Rolle. Ist das System einmal eingerichtet, können Sie es weitgehend sich selbst überlassen. Es ist auch möglich, dass das System Handlungsempfehlungen ausarbeitet und dem menschlichen Entscheider unterbreitet. Sie behalten also die Kontrolle darüber, wie Sie auf die krisenhafte Situation in Ihrer Lieferkette reagieren möchten.
Das Internet der Dinge
Es stellt sich die Frage, wie Sie eine solche selbstheilende Lieferkette in der Praxis für Ihr Unternehmen etablieren können. Eine entscheidende Rolle spielt das Internet der Dinge (IoT) bei der Umsetzung. Schließlich benötigt die KI Daten, mit denen sie arbeiten kann. Es ist daher erforderlich, Sensoren entlang der Lieferkette unterzubringen, die die benötigten Daten liefern können. Sie erhalten darüber zum Beispiel Echtzeitinformationen zu Ihren Lagerbeständen oder zu den Lieferzeiten. Die KI wertet diese Daten aus und sucht nach Mustern, die auf Probleme hinweisen. Ein entscheidender Vorteil bei dieser Herangehensweise besteht in der hohen Reaktionsgeschwindigkeit. Sie können häufig Anomalien in der Lieferkette erkennen, noch bevor diese sich zu einer echten Krise entwickeln.
Immer auf dem neuesten Stand sein
Viele weitere Informationen können in das Risikomanagement einfließen, die Ihnen dabei helfen, Störungen in der Lieferkette rechtzeitig zu erkennen. Dazu gehören zum Beispiel Nachrichten über Naturkatastrophen. Überflutungen in einer Region, in der sich wichtige Zulieferer Ihres Unternehmens befinden, erfordern vermutlich ein schnelles Handeln und lassen erwarten, dass es bald zu Lieferengpässen kommen könnte. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn Verteilerzentren von Produzenten betroffen wären. Eine selbstheilende Lieferkette ist in der Lage, solche Informationen laufend zu verarbeiten und sich selbstständig auf die neue Situation einzustellen.
Digitale Resilienz stärken mithilfe der KI
Für die Verbesserung der Resilienz im Bereich der Cybersicherheit spielt KI längst eine wichtige Rolle. Angreifer entwickeln immer ausgefeiltere Strategien zum Beispiel für Phishing-attacken. Daher müssen Organisationen auf entsprechende Hilfsmittel zurückgreifen, um darauf reagieren zu können. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen stehen hier zur Verfügung, um umfassende und schnelle Datenauswertungen vorzunehmen und Muster zu erkennen, die auf Bedrohungen hinweisen. Tatsächlich wachsen die Datenmengen rasant, mit denen es die IT-Teams bezüglich der Sicherheit zu tun haben. Das liegt zum Beispiel daran, dass eine Abarbeitung der Workloads zunehmend am Netzwerkrand stattfindet und hier im Rahmen des sogenannten Edge Computings besonders viele Maschinendaten entstehen. Diese können Menschen selbst kaum noch sinnvoll auswerten. KI-Systeme helfen dabei, diese Aufgabe zu bewältigen und damit die Resilienz in Bezug auf Cyberangriffe zu verbessern.
Die KI löst damit auch praktische Probleme, die häufig eine Stärkung der Resilienz behindern. So herrscht gerade im Bereich der Sicherheit vielfach ein starker Mangel an geeigneten Arbeitskräften. Durch den Einsatz von modernen KI-Systemen ist es möglich, in der IT eine höhere Resilienz auszubilden, ohne dafür zusätzliche Mitarbeiter einstellen zu müssen.
Wenn Sie eine solche KI-Strategie im Bereich der Sicherheit umsetzen, steigt jedoch der Bedarf an Telemetriedaten. Erst wenn diese vorliegen, lassen sich Ereignisse im Netzwerk zuverlässig einordnen. Die Erfassung der Telemetriedaten ermöglicht es zum Beispiel, Nutzer im Netzwerk zu identifizieren und einzuschätzen, ob diese eine Bedrohung darstellen oder nicht. Wenn solche Daten im Unternehmen noch nicht vorliegen, gehört zur Verbesserung der digitalen Resilienz auch, in die Observability zu investieren. Unter Observability ist die Eigenschaft eines Systems zu verstehen, dessen komplexe Ereignisketten nachvollziehen und verstehen zu können. Kommt es zu einem Ereignis, möchten Sie wissen, wo dieses seinen Ursprung hat, wer daran beteiligt ist und welche Kommunikationskanäle genutzt wurden. Die Observability und die Sicherheit in der IT hängen also voneinander ab. Besonders resilient sind daher Systeme, die auf der einen Seite über KI für die Auswertungen verfügen und auf der anderen Seite über eine hohe Observability. Letztere stellt die Versorgung der KI mit den benötigten Telemetriedaten sicher. Ohne Investitionen lässt sich das in der Praxis natürlich nicht umsetzen.
Resilienz verbessern durch Automatisierung
Die Automatisierung hilft Unternehmen bei der Resilienzförderung auch dort, wo es auf den ersten Blick vielleicht nicht offensichtlich ist. Tatsächlich sind Automatisierungs-Tools zum Beispiel für die Überwachung besonders mächtig, wenn es darum geht, ein Unternehmen robuster aufzustellen.
Resilienz durch Reshoring
Von Automatisierung profitiert natürlich die Produktion von Industrieunternehmen. In Zeiten gestörter Lieferketten haben sich viele Betroffene dazu entschieden, ihre Produktionsstandorte teilweise wieder zurück in die Heimat zu verlagern. Dieses Phänomen bezeichnen wir als Reshoring. Der Transport zum Beispiel gestaltet sich als weniger anfällig, wenn kürzere Strecken zwischen den Fabriken und den Abnehmern zurückzulegen sind.
Effizientes Reshoring durch Automation
Das Reshoring weist auch einen großen Nachteil in Form von höheren Kosten auf. Diese sind nahezu unvermeidbar, wenn Sie Produktionskapazitäten zum Beispiel von Asien nach Europa zurückverlagern. Dieser Nachteil, der mit der Erhöhung der Resilienz durch Reshoring einhergeht, lässt sich jedoch durch eine gleichzeitige Automatisierung zumindest teilweise ausgleichen. So ist es zum Beispiel möglich, anhand von Automatisierungswerkzeugen eine Remote-Überwachung der Anlagen vorzunehmen, und das in Echtzeit. Eine Anwesenheit des Personals vor Ort ist nicht erforderlich, was die Kosten deutlich senkt. Werksleiter können OEE-Daten (Overall-Equipment-Effectiveness-Daten) für die Einschätzung der Gesamtanlageneffektivität bequem über entsprechende Tools abrufen. Aufwendige Werksrundgänge entfallen und die Verantwortlichen können trotzdem sofort einschätzen, wie es mit der Produktivität von Maschinen oder Industrieanlagen aussieht.
Warum agilere Unternehmen auch resilienter sind
Zwischen der Agilität einer Organisation und deren Resilienz besteht ein enger Zusammenhang. Denn Agilität ist nichts anderes als die Fähigkeit, sich mit seinen Strukturen und Prozessen an neue Situationen flexibel anpassen und auf unvorhergesehene Ereignisse schnell reagieren zu können. Und genau darauf kommt es bei der Resilienz an. Bei der Digitalisierung handelt es sich um eine solche Technologie, die Unternehmen zu einer höheren Anpassungsfähigkeit verhelfen kann. Alle Maßnahmen, die die Agilität verbessern, helfen also auch bei der Stärkung der Resilienz.
Arbeitsmethoden wie Scrum beispielsweise ermöglichen es durch die Schaffung eines leichtgewichtigen Rahmenwerks, Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten. Das fördert auch die Selbstorganisation der Teams. Steuern Mitarbeiter ihre Arbeit autonomer, sind sie in der Regel zufriedener, was wiederum eine wichtige Voraussetzung für eine hohe Resilienz darstellt. Die Einführung von Scrum kann also im Sinne der Resilienzförderung vorteilhaft sein. Scrum umfasst aber auch die kontinuierliche persönliche und berufliche Weiterentwicklung. Wenn es Ihnen anhand moderner Methoden wie Scrum und durch die Nutzung digitaler Werkzeuge wie etwa Onlineplattformen für die interaktive Wissensvermittlung gelingt, Ihren Mitarbeitern neue Fähigkeiten zu vermitteln, können diese mit den Herausforderungen einer sich verändernden Arbeitswelt souveräner umgehen. Sie stärken damit direkt die Resilienz.
Tools für die Förderung der Mitarbeiterresilienz
Digitale Werkzeuge stehen heute für die gezielte Weiterentwicklung Ihrer Mitarbeiter in verschiedenen Bereichen zur Verfügung. Eine Möglichkeit besteht darin, auf Kollaborationswerkzeuge zu setzen und damit die Zusammenarbeit in den Teams zu stärken. Denn der Zusammenhalt der Kollegen untereinander fördert die Resilienz aller Beteiligten. Tools wie etwa Teams helfen gerade bei einer verteilten Belegschaft dabei, trotzdem eine intensive Kommunikation aufrechtzuerhalten. Der Informationsaustausch spielt eine entscheidende Rolle beim Aufbau von Vertrauen und wirkt sich daher resilienzfördernd aus.
Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die Weiterbildungen. Mitarbeiter fühlen sich stärker und selbstbewusster, wenn sie neue Fähigkeiten erwerben und sich Wissen aneignen können. Das sollten Sie durch ein entsprechendes Angebot zum Beispiel in Form von Online-Schulungen fördern. Workshops und speziell auf einzelne Mitarbeiter zugeschnittene Coaching-Programme können in diesem Zusammenhang ebenfalls nützlich sein. Die Digitalisierung bietet hier viele Möglichkeiten. Dazu gehört es zum Beispiel, über Apps auf den Mobilgeräten auch unterwegs an solchen Weiterbildungsangeboten teilzunehmen.
Fazit
Resilienz ist eine wünschenswerte Eigenschaft in vielen Unternehmensbereichen. Die Digitalisierung, die künstliche Intelligenz und die Macht der Daten können dabei unterstützen, die Widerstandsfähigkeit von Organisationen zu verbessern. Automatisierungen helfen dabei, mit dem Fachkräftemangel umzugehen, damit der Betrieb auch bei Personalknappheit weiterhin produktiv bleiben kann. Eine kluge Unternehmensführung versteht es, diese Vorteile für sich zu nutzen und bewusst auf moderne Technologien zu setzen. Das gilt insbesondere auch für Bereiche wie die Cybersicherheit oder eine robustere Gestaltung der Lieferketten. Wer neue Technologien frühzeitig einführt, gelangt schneller zur gewünschten Resilienz und kann Krisen gelassener entgegenblicken.
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