
Mitarbeiterresilienz
Von der Mitarbeiterresilienz hängt ab, wie Teams mit Stress, Veränderungen und Krisen umgehen. Arbeitgeber können diese Eigenschaft bewusst beeinflussen.
Resilienz ist ein aus der Psychologie stammendes Konzept, mit dessen Hilfe sich beschreiben lässt, wie ein Individuum mit Krisensituationen umgeht. Das lateinische Wort „resilire“ bedeutet so viel wie „abprallen“. Wer über eine hohe Resilienz verfügt, kann mit Rückschlägen besser umgehen und bringt die Fähigkeit mit, aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Es ist offensichtlich, dass dieser Eigenschaft in einem professionellen Umfeld eine besondere Bedeutung zukommt. Für Unternehmen ist es heute normal, dass sie vielfältige Transformationsprozesse durchlaufen. Die Teams müssen lernen, mit Veränderungen umzugehen und es zu verkraften, wenn ein Karriereweg einmal nicht geradlinig verläuft. Doch was können Unternehmen tun, um die Resilienz zu stärken und ihre Mitarbeiter auf Herausforderungen besser vorzubereiten?
Was ist Mitarbeiterresilienz?
Mitarbeiterresilienz beschreibt die Fähigkeit Ihrer Mitarbeiter, mit Krisen im Unternehmen erfolgreich umzugehen und Veränderungen positiv für sich zu gestalten. Mitarbeiter mit hoher Resilienz können mit Stress und Arbeitsdruck besser umgehen. Selbst in Ausnahmesituationen gelingt es ihnen, weiterhin produktiv zu bleiben und ihre Aufgaben wie vorgesehen zu erfüllen. Sie passen sich neuen Gegebenheiten leichter an. Kommt es zu einer Krise, nutzen sie diese, um sich mitzuverändern und weiterzuentwickeln.
Verfügt ein Unternehmen über eine hohe Mitarbeiterresilienz, macht es sich insgesamt widerstandsfähiger und kann sich an Veränderungen schneller anpassen. Die Resilienz der einzelnen Mitarbeiter hat also direkten Einfluss auf die Resilienz der Organisation insgesamt. Es ist daher naheliegend, in diesen Bereich zu investieren und die psychischen Abwehrkräfte des eigenen Teams zu stärken.
Das 7-Säulen-Modell der Resilienz
Resilienz ist ein komplexes psychologisches Phänomen, das sich unterschiedlich beschreiben lässt. Ein gängiges Modell geht davon aus, dass die Resilienz eines Individuums auf den folgenden sieben Säulen beruht:
Optimismus
Resiliente Mitarbeiter bringen eine positive Grundeinstellung ihrer Arbeit und dem Leben allgemein gegenüber mit. Auf ihren Optimismus im Sinne einer wertvollen Ressource können sie jederzeit zurückgreifen. Wer diese Haltung besitzt, zeigt auch nach einem erlittenen Rückschlag eine hohe Bereitschaft, seine Arbeit fortzusetzen.
Annehmen
Zur Resilienz gehört es, neue Situationen zu akzeptieren und Veränderungen anzunehmen. Mitarbeiter mit dieser Eigenschaft können loslassen und akzeptieren es, dass Transformation auch Verlust bedeuten kann. Solche Teammitglieder sind eher bereit, ihre eigenen Pläne anzupassen und sich auf neue Abläufe einzulassen.
Lösungen suchen
Wenn sich eine Situation im Unternehmen ändert, sind häufig neue Lösungen gefragt. Resiliente Angestellte begeben sich sogleich auf die Suche nach solchen Lösungen und können sich daher besser anpassen. Statt sich damit zu beschäftigen, warum etwas passiert ist, fragen sie sich, was sie jetzt tun können, um die Situation zu verbessern. Für resiliente Mitarbeiter ist es typisch, dass sie auch in Krisen ihr analytisches Denken beibehalten.
Opferrolle ablegen
Sollten Veränderungen im Unternehmen dazu führen, dass ein Mitarbeiter sich erst einmal verschlechtert, weist er als resilientes Individuum die Opferrolle dennoch von sich. Diese Menschen sehen sich eher in der Eigenverantwortung und sie treffen gerne aktive Entscheidungen, statt die Veränderungen passiv über sich ergehen zu lassen.
Soziale Einbindung
Resiliente Menschen sind häufig im Unternehmen sozial besser eingebunden. Das bedeutet, dass sie Krisen nicht alleine bewältigen müssen, sondern gemeinsam mit anderen angehen können. Solchen Mitarbeitern fällt es leichter, Kraftreserven zu mobilisieren, weil sie sich anderen anvertrauen können. Sie blicken zuversichtlicher in die betriebliche Zukunft.
Selbstwahrnehmung
Resiliente Mitarbeiter sind zur Selbstreflexion fähig und können sich und ihre Situation besser einschätzen. Das hilft dabei, Krisen zu bewältigen. Sie können ziemlich genau einschätzen, welche Kapazitäten sie mitbringen und wie sie diese für die Krisenbewältigung nutzen können.
Positive Zukunftsplanung
Mitarbeiter mit hoher Resilienz haben Vertrauen in die Unternehmung und gehen davon aus, dass Veränderungen letztlich dazu führen, dass diese in der Zukunft besser dasteht als heute. Sie haben auch ein großes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in ihr Team. Alles das hilft dabei, mit Herausforderungen erfolgreicher umzugehen.
Welche Bedeutung hat die Mitarbeiterresilienz für Unternehmen?
Unternehmen haben grundsätzlich ein Interesse daran, ihre Produktivität auf einem hohen Niveau zu halten. Das muss unabhängig davon gelingen, wie die Umgebungsvariablen aussehen. Störungen der Lieferketten, wirtschaftliche Flauten, technische Disruptionen und eine Vielzahl anderer Bedrohungen und Krisen treten heute in immer kürzeren zeitlichen Abständen auf. In einem solchen Umfeld kommt der Anpassungsfähigkeit einer Unternehmung eine besondere Bedeutung zu. Und diese hängt wiederum von der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit auf der Ebene der Teams und der individuellen Mitarbeiter ab.
Wenn Sie die Mitarbeiterresilienz stärken, erhöhen Sie damit die Arbeitsmoral in Ihrem Unternehmen. Denn resiliente Angestellte sind zufriedener, zeigen ein gesteigertes Engagement und bleiben ihrem Arbeitgeber damit länger treu. Das ist wichtig, wenn Ihr Unternehmen zum Beispiel mit einer hohen Fluktuation in der Belegschaft konfrontiert ist oder es sich als Herausforderung darstellt, neue Arbeitskräfte zu gewinnen. Menschen mit höherer Arbeitszufriedenheit haben auch eine geringere Neigung, wegen Krankheit auszufallen. Sie können daher mit Verbesserungen in diesem Bereich auch die Fehlzeiten verringern.
Von einer hohen Mitarbeiterresilienz profitiert nicht nur der Einzelne, der diese Eigenschaft mitbringt. Sie kann auf das gesamte Team abstrahlen und daher zu einer Entwicklung eines positiven sozialen Umfelds am Arbeitsplatz beitragen. Wenn Sie an dieser Stelle investieren, multiplizieren sich die positiven Effekte eventuell sehr schnell.
Wie Arbeitgeber die psychische Widerstandskraft ihrer Teams stärken
Wer versteht, was Mitarbeiterresilienz bedeutet und auf welchen Faktoren sie beruht, hat es leichter, Strategien zu deren Stärkung zu entwickeln. Wir stellen Ihnen Herangehensweisen vor, wie Sie die psychische Widerstandsfähigkeit Ihrer eigenen Teams gezielt verbessern können.
Coping-Strategien entwickeln
Hierbei handelt es sich um Bewältigungsstrategien, die in vielen Zusammenhängen eine Rolle spielen können. Es geht immer um die Frage, wie ein Individuum mit belastenden Ereignissen oder schwierigen Lebensumständen umgeht. Im Unternehmen kann das zum Beispiel die Bewältigung von Stress betreffen. Sie können Ihren Mitarbeitern gezielt helfen, indem Sie Coping-Strategien entwickeln, mit denen sich Emotionen besser regulieren lassen und Stress besser bewältigen lässt. Zu nennen sind hier zum Beispiel Atemübungen oder auch die Methode der progressiven Muskelentspannung. Möchten Ihre Mitarbeiter ihre eigenen Coping-Strategien entwickeln, können Sie ihnen dafür einen entsprechend ausgebildeten Coach zur Seite stellen. Es ist wichtig, in Krisensituationen solche Bewältigungsstrategien zur Verfügung zu haben. Daher kann es sich lohnen, frühzeitig in diesen Bereich zu investieren und die Teams entsprechend vorzubereiten, damit sie bei Bedarf auf ihre fertigen Coping-Strategien zurückgreifen können.
Teambuilding
Unternehmen sollten in alle Maßnahmen investieren, die zur Stärkung des Teamzusammenhalts beitragen. Überlegen Sie sich, welche Aktivitäten die Teambindung stärken und das Arbeitsklima in Ihrem Betrieb verbessern. Zu nennen sind hier zum Beispiel gemeinsame Ausflüge oder Teambuilding-Spiele. Für Teambuilding-Spiele sollten Sie die entsprechenden Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Es ist wichtig, dass sich die Arbeitskollegen auch auf einer persönlichen Ebene näherkommen. Die gemeinsamen Aktivitäten sollten in einer angenehmen und ungezwungenen Atmosphäre stattfinden. Stellen Sie sicher, dass alle Mitglieder eines Teams auch tatsächlich an den Aktivitäten teilnehmen. Grundsätzlich sollten Sie alles unternehmen, um die sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz zu stärken. Je intensiver die sozialen Bindungen ausfallen, desto widerstandsfähiger sind Ihre Angestellten gegenüber Stress und können Rückschläge besser wegstecken.
Weiterbildungen
Vorausschauende Unternehmen sollten die persönliche Entwicklung ihrer Mitarbeiter fördern. Ein wichtiges Instrument dafür sind Weiterbildungen. Diese können Sie zum Beispiel in Form von Workshops anbieten. Schulungen, Onlinekurse sowie speziell auf die einzelnen Angestellten zugeschnittene Mentoring-Programme sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Mitarbeiter sind normalerweise immer daran interessiert, neue Fähigkeiten zu lernen und ihr Wissen zu erweitern. Daher zeigen sie häufig eine hohe Bereitschaft, an Weiterbildungsmaßnahmen teilzunehmen. Der positive Nebeneffekt besteht darin, dass der Lernprozess auch das Selbstvertrauen stärkt. Und das dient wiederum der Verbesserung der Resilienz. Ihre Mitarbeiter wissen, dass sie etwas können und dass sie Veränderungen positiv begegnen können. Weiterbildungen wie zum Beispiel Workshops sollten daher integraler Bestandteil einer jeden Unternehmensstrategie zur Mitarbeiterresilienz sein. Hier lassen sich schnell Erfolge erzielen.
Work-Life-Balance fördern
Die Gesundheit Ihrer Angestellten hat einen hohen Einfluss auf deren Resilienz. Wer sich im körperlichen und geistigen Gleichgewicht befindet, kann zum Beispiel mit Stresssituationen leichter umgehen. Es ist daher wichtig, einen Ausgleich zur Arbeit zu schaffen und dafür zu sorgen, dass das Privatleben Ihrer Mitarbeiter nicht zu kurz kommt. Die Förderung der Work-Life-Balance kann dabei auf sehr unterschiedlichen Wegen erfolgen. Eine Möglichkeit besteht zum Beispiel im Ausbau von Remote-Arbeitsplätzen. Die Arbeit lässt sich flexibler und angenehmer gestalten, wenn die Möglichkeit besteht, zumindest einige Stunden oder Tage in der Woche von zu Hause aus zu arbeiten. Eine Förderung ist auch möglich durch die Schaffung von Fitness- und anderen Angeboten. Sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Mitarbeiter erholen können. Weiterhin spielen Angebote für die Kinderbetreuung eine wichtige Rolle.
Transparent kommunizieren
Die Resilienz fällt höher aus, wenn Sie Ihre Mitarbeiter stets über alle Entwicklungen im Unternehmen auf dem Laufenden halten. Ihre Belegschaft muss den Führungskräften vertrauen können. Die Kommunikation spielt dabei eine wesentliche Rolle. Denn fehlende Informationen verunsichern die Angestellten und lassen sie glauben, dass eine Situation gefährlicher sei, als es tatsächlich der Fall ist. Häufig belastet gerade die Unsicherheit besonders stark und weniger die Veränderung, die auf die Belegschaft zukommt. Ein transparenter Kommunikationsstil trägt dazu bei, das Vertrauen zu stärken und die Resilienz zu verbessern. Wichtig ist es, Entscheidungen möglichst zeitnah an die Teams weiterzugeben. Achten Sie darauf, dass entsprechende Kommunikationskanäle zur Verfügung stehen.
Führungskräfte stärken
Die Führungskräfte gehören zu den wichtigsten Mitarbeitern in Ihrem Unternehmen. Im Krisenfall ist es besonders wichtig, gerade diese umfassend zu informieren und ihnen alle für die Krisenbewältigung erforderlichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Denken Sie auch daran, dass den Führungskräften zumeist eine Vorbildfunktion zukommt. Die Mitarbeiterresilienz hängt daher auch davon ab, ob die Führungskräfte einen stabilen Eindruck machen und ob sie einen respektvollen und offenen Umgang pflegen. Sollte es während der Veränderungsprozesse zu Fehlern kommen, sollten die Führungskräfte die Angestellten dafür nicht bestrafen. Stattdessen sollten sie die Chancen betonen, die sich daraus für einen Lernprozess ergeben.
Fazit
Unsicherheiten gehören am modernen Arbeitsplatz dazu. Wenn Mitarbeiter eine hohe Resilienz aufweisen, können sie damit besser umgehen. Sie bleiben auch in Zeiten der Veränderungen und der Transformation zuversichtlich und erhalten ihre hohe Produktivität aufrecht. Ihr Unternehmen kann etwas dafür tun, dass Ihre Teams sich in diesem Bereich verbessern. Denn es existieren verschiedene Strategien, wie sich die psychischen Widerstandskräfte stärken lassen. Eine Förderung auf der organisatorischen Ebene ist gerade dort möglich, wo es um die Schaffung eines unterstützenden Umfelds geht. Für Menschen spielen die Beziehungen am Arbeitsplatz eine entscheidende Rolle dabei, wie stark das Vertrauen in das Unternehmen ausgeprägt ist und wie hoch die Bereitschaft ausfällt, Veränderungen aktiv mitzugestalten. Erfolgreiche Unternehmen verstehen es daher, ihre Mitarbeiter auf der persönlichen Ebene weiterzuentwickeln. Teambuilding-Aktivitäten und Coping-Strategien helfen ebenfalls dabei, die so wichtige Mitarbeiterresilienz zu optimieren und damit die Organisation insgesamt weniger krisenanfällig zu machen.
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