15. Februar 2024

Mitar­bei­ter­re­si­lienz

Von der Mitar­bei­ter­re­si­lienz hängt ab, wie Teams mit Stress, Verän­de­rungen und Krisen umgehen. Arbeit­geber können diese Eigen­schaft bewusst beein­flussen.

Resi­lienz ist ein aus der Psycho­logie stam­mendes Konzept, mit dessen Hilfe sich beschreiben lässt, wie ein Indi­vi­duum mit Krisen­si­tua­tionen umgeht. Das latei­ni­sche Wort „resi­lire“ bedeutet so viel wie „abprallen“. Wer über eine hohe Resi­lienz verfügt, kann mit Rück­schlägen besser umgehen und bringt die Fähig­keit mit, aus Krisen gestärkt hervor­zu­gehen. Es ist offen­sicht­lich, dass dieser Eigen­schaft in einem profes­sio­nellen Umfeld eine beson­dere Bedeu­tung zukommt. Für Unter­nehmen ist es heute normal, dass sie viel­fäl­tige Trans­for­ma­ti­ons­pro­zesse durch­laufen. Die Teams müssen lernen, mit Verän­de­rungen umzu­gehen und es zu verkraften, wenn ein Karrie­reweg einmal nicht gerad­linig verläuft. Doch was können Unter­nehmen tun, um die Resi­lienz zu stärken und ihre Mitar­beiter auf Heraus­for­de­rungen besser vorzu­be­reiten?

Was ist Mitar­bei­ter­re­si­lienz?

Mitar­bei­ter­re­si­lienz beschreibt die Fähig­keit Ihrer Mitar­beiter, mit Krisen im Unter­nehmen erfolg­reich umzu­gehen und Verän­de­rungen positiv für sich zu gestalten. Mitar­beiter mit hoher Resi­lienz können mit Stress und Arbeits­druck besser umgehen. Selbst in Ausnah­me­si­tua­tionen gelingt es ihnen, weiterhin produktiv zu bleiben und ihre Aufgaben wie vorge­sehen zu erfüllen. Sie passen sich neuen Gege­ben­heiten leichter an. Kommt es zu einer Krise, nutzen sie diese, um sich mitzu­ver­än­dern und weiter­zu­ent­wi­ckeln.

Verfügt ein Unter­nehmen über eine hohe Mitar­bei­ter­re­si­lienz, macht es sich insge­samt wider­stands­fä­higer und kann sich an Verän­de­rungen schneller anpassen. Die Resi­lienz der einzelnen Mitar­beiter hat also direkten Einfluss auf die Resi­lienz der Orga­ni­sa­tion insge­samt. Es ist daher nahe­lie­gend, in diesen Bereich zu inves­tieren und die psychi­schen Abwehr­kräfte des eigenen Teams zu stärken.

Das 7-Säulen-Modell der Resi­lienz

Resi­lienz ist ein komplexes psycho­lo­gi­sches Phänomen, das sich unter­schied­lich beschreiben lässt. Ein gängiges Modell geht davon aus, dass die Resi­lienz eines Indi­vi­duums auf den folgenden sieben Säulen beruht:

Opti­mismus

Resi­li­ente Mitar­beiter bringen eine posi­tive Grund­ein­stel­lung ihrer Arbeit und dem Leben allge­mein gegen­über mit. Auf ihren Opti­mismus im Sinne einer wert­vollen Ressource können sie jeder­zeit zurück­greifen. Wer diese Haltung besitzt, zeigt auch nach einem erlit­tenen Rück­schlag eine hohe Bereit­schaft, seine Arbeit fort­zu­setzen.

Annehmen

Zur Resi­lienz gehört es, neue Situa­tionen zu akzep­tieren und Verän­de­rungen anzu­nehmen. Mitar­beiter mit dieser Eigen­schaft können loslassen und akzep­tieren es, dass Trans­for­ma­tion auch Verlust bedeuten kann. Solche Team­mit­glieder sind eher bereit, ihre eigenen Pläne anzu­passen und sich auf neue Abläufe einzu­lassen.

Lösungen suchen

Wenn sich eine Situa­tion im Unter­nehmen ändert, sind häufig neue Lösungen gefragt. Resi­li­ente Ange­stellte begeben sich sogleich auf die Suche nach solchen Lösungen und können sich daher besser anpassen. Statt sich damit zu beschäf­tigen, warum etwas passiert ist, fragen sie sich, was sie jetzt tun können, um die Situa­tion zu verbes­sern. Für resi­li­ente Mitar­beiter ist es typisch, dass sie auch in Krisen ihr analy­ti­sches Denken beibe­halten.

Opfer­rolle ablegen

Sollten Verän­de­rungen im Unter­nehmen dazu führen, dass ein Mitar­beiter sich erst einmal verschlech­tert, weist er als resi­li­entes Indi­vi­duum die Opfer­rolle dennoch von sich. Diese Menschen sehen sich eher in der Eigen­ver­ant­wor­tung und sie treffen gerne aktive Entschei­dungen, statt die Verän­de­rungen passiv über sich ergehen zu lassen.

Soziale Einbin­dung

Resi­li­ente Menschen sind häufig im Unter­nehmen sozial besser einge­bunden. Das bedeutet, dass sie Krisen nicht alleine bewäl­tigen müssen, sondern gemeinsam mit anderen angehen können. Solchen Mitar­bei­tern fällt es leichter, Kraft­re­serven zu mobi­li­sieren, weil sie sich anderen anver­trauen können. Sie blicken zuver­sicht­li­cher in die betrieb­liche Zukunft.

Selbst­wahr­neh­mung

Resi­li­ente Mitar­beiter sind zur Selbst­re­fle­xion fähig und können sich und ihre Situa­tion besser einschätzen. Das hilft dabei, Krisen zu bewäl­tigen. Sie können ziem­lich genau einschätzen, welche Kapa­zi­täten sie mitbringen und wie sie diese für die Krisen­be­wäl­ti­gung nutzen können.

Posi­tive Zukunfts­pla­nung

Mitar­beiter mit hoher Resi­lienz haben Vertrauen in die Unter­neh­mung und gehen davon aus, dass Verän­de­rungen letzt­lich dazu führen, dass diese in der Zukunft besser dasteht als heute. Sie haben auch ein großes Vertrauen in die eigenen Fähig­keiten und in ihr Team. Alles das hilft dabei, mit Heraus­forderungen erfolg­rei­cher umzu­gehen.

Welche Bedeu­tung hat die Mitar­bei­ter­re­si­lienz für Unter­nehmen?

Unter­nehmen haben grund­sätz­lich ein Inter­esse daran, ihre Produk­ti­vität auf einem hohen Niveau zu halten. Das muss unab­hängig davon gelingen, wie die Umge­bungs­va­ria­blen aussehen. Störungen der Liefer­ketten, wirt­schaft­liche Flauten, tech­ni­sche Disrup­tionen und eine Viel­zahl anderer Bedro­hungen und Krisen treten heute in immer kürzeren zeit­li­chen Abständen auf. In einem solchen Umfeld kommt der Anpas­sungs­fä­hig­keit einer Unter­neh­mung eine beson­dere Bedeu­tung zu. Und diese hängt wiederum von der Flexi­bi­lität und Anpas­sungs­fä­hig­keit auf der Ebene der Teams und der indi­vi­du­ellen Mitar­beiter ab.

Wenn Sie die Mitar­bei­ter­re­si­lienz stärken, erhöhen Sie damit die Arbeits­moral in Ihrem Unter­nehmen. Denn resi­li­ente Ange­stellte sind zufrie­dener, zeigen ein gestei­gertes Enga­ge­ment und bleiben ihrem Arbeit­geber damit länger treu. Das ist wichtig, wenn Ihr Unter­nehmen zum Beispiel mit einer hohen Fluk­tua­tion in der Beleg­schaft konfron­tiert ist oder es sich als Heraus­for­de­rung darstellt, neue Arbeits­kräfte zu gewinnen. Menschen mit höherer Arbeits­zu­frie­den­heit haben auch eine gerin­gere Neigung, wegen Krank­heit auszu­fallen. Sie können daher mit Verbes­se­rungen in diesem Bereich auch die Fehl­zeiten verrin­gern.

Von einer hohen Mitar­bei­ter­re­si­lienz profi­tiert nicht nur der Einzelne, der diese Eigen­schaft mitbringt. Sie kann auf das gesamte Team abstrahlen und daher zu einer Entwick­lung eines posi­tiven sozialen Umfelds am Arbeits­platz beitragen. Wenn Sie an dieser Stelle inves­tieren, multi­pli­zieren sich die posi­tiven Effekte even­tuell sehr schnell.

Wie Arbeit­geber die psychi­sche Wider­stands­kraft ihrer Teams stärken

Wer versteht, was Mitar­bei­ter­re­si­lienz bedeutet und auf welchen Faktoren sie beruht, hat es leichter, Stra­te­gien zu deren Stär­kung zu entwi­ckeln. Wir stellen Ihnen Heran­ge­hens­weisen vor, wie Sie die psychi­sche Wider­stands­fä­hig­keit Ihrer eigenen Teams gezielt verbes­sern können.

Coping-Stra­te­gien entwi­ckeln

Hierbei handelt es sich um Bewäl­ti­gungs­stra­te­gien, die in vielen Zusam­men­hängen eine Rolle spielen können. Es geht immer um die Frage, wie ein Indi­vi­duum mit belas­tenden Ereig­nissen oder schwie­rigen Lebens­um­ständen umgeht. Im Unter­nehmen kann das zum Beispiel die Bewäl­ti­gung von Stress betreffen. Sie können Ihren Mitar­bei­tern gezielt helfen, indem Sie Coping-Stra­te­gien entwi­ckeln, mit denen sich Emotionen besser regu­lieren lassen und Stress besser bewäl­tigen lässt. Zu nennen sind hier zum Beispiel Atem­übungen oder auch die Methode der progres­siven Muskel­ent­span­nung. Möchten Ihre Mitar­beiter ihre eigenen Coping-Stra­te­gien entwi­ckeln, können Sie ihnen dafür einen entspre­chend ausge­bil­deten Coach zur Seite stellen. Es ist wichtig, in Krisen­si­tua­tionen solche Bewäl­ti­gungs­stra­te­gien zur Verfü­gung zu haben. Daher kann es sich lohnen, früh­zeitig in diesen Bereich zu inves­tieren und die Teams entspre­chend vorzu­be­reiten, damit sie bei Bedarf auf ihre fertigen Coping-Stra­te­gien zurück­greifen können.

Team­buil­ding

Unter­nehmen sollten in alle Maßnahmen inves­tieren, die zur Stär­kung des Team­zu­sam­men­halts beitragen. Über­legen Sie sich, welche Akti­vi­täten die Team­bin­dung stärken und das Arbeits­klima in Ihrem Betrieb verbes­sern. Zu nennen sind hier zum Beispiel gemein­same Ausflüge oder Team­buil­ding-Spiele. Für Team­buil­ding-Spiele sollten Sie die entspre­chenden Räum­lich­keiten zur Verfü­gung stellen. Es ist wichtig, dass sich die Arbeits­kol­legen auch auf einer persön­li­chen Ebene näher­kommen. Die gemein­samen Akti­vi­täten sollten in einer ange­nehmen und unge­zwun­genen Atmo­sphäre statt­finden. Stellen Sie sicher, dass alle Mitglieder eines Teams auch tatsäch­lich an den Akti­vi­täten teil­nehmen. Grund­sätz­lich sollten Sie alles unter­nehmen, um die sozialen Bezie­hungen am Arbeits­platz zu stärken. Je inten­siver die sozialen Bindungen ausfallen, desto wider­stands­fä­higer sind Ihre Ange­stellten gegen­über Stress und können Rück­schläge besser wegste­cken.

Weiter­bil­dungen

Voraus­schau­ende Unter­nehmen sollten die persön­liche Entwick­lung ihrer Mitar­beiter fördern. Ein wich­tiges Instru­ment dafür sind Weiter­bil­dungen. Diese können Sie zum Beispiel in Form von Work­shops anbieten. Schu­lungen, Online­kurse sowie speziell auf die einzelnen Ange­stellten zuge­schnit­tene Mento­ring-Programme sind in diesem Zusam­men­hang zu nennen. Mitar­beiter sind norma­ler­weise immer daran inter­es­siert, neue Fähig­keiten zu lernen und ihr Wissen zu erwei­tern. Daher zeigen sie häufig eine hohe Bereit­schaft, an Weiter­bil­dungs­maß­nahmen teil­zu­nehmen. Der posi­tive Neben­ef­fekt besteht darin, dass der Lern­pro­zess auch das Selbst­ver­trauen stärkt. Und das dient wiederum der Verbes­se­rung der Resi­lienz. Ihre Mitar­beiter wissen, dass sie etwas können und dass sie Verän­de­rungen positiv begegnen können. Weiter­bil­dungen wie zum Beispiel Work­shops sollten daher inte­graler Bestand­teil einer jeden Unter­neh­mens­stra­tegie zur Mitar­bei­ter­re­si­lienz sein. Hier lassen sich schnell Erfolge erzielen.

Work-Life-Balance fördern

Die Gesund­heit Ihrer Ange­stellten hat einen hohen Einfluss auf deren Resi­lienz. Wer sich im körper­li­chen und geis­tigen Gleich­ge­wicht befindet, kann zum Beispiel mit Stress­si­tua­tionen leichter umgehen. Es ist daher wichtig, einen Ausgleich zur Arbeit zu schaffen und dafür zu sorgen, dass das Privat­leben Ihrer Mitar­beiter nicht zu kurz kommt. Die Förde­rung der Work-Life-Balance kann dabei auf sehr unter­schied­li­chen Wegen erfolgen. Eine Möglich­keit besteht zum Beispiel im Ausbau von Remote-Arbeits­plätzen. Die Arbeit lässt sich flexi­bler und ange­nehmer gestalten, wenn die Möglich­keit besteht, zumin­dest einige Stunden oder Tage in der Woche von zu Hause aus zu arbeiten. Eine Förde­rung ist auch möglich durch die Schaf­fung von Fitness- und anderen Ange­boten. Sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Mitar­beiter erholen können. Weiterhin spielen Ange­bote für die Kinder­be­treuung eine wich­tige Rolle.

Trans­pa­rent kommu­ni­zieren

Die Resi­lienz fällt höher aus, wenn Sie Ihre Mitar­beiter stets über alle Entwick­lungen im Unter­nehmen auf dem Laufenden halten. Ihre Beleg­schaft muss den Führungs­kräften vertrauen können. Die Kommu­ni­ka­tion spielt dabei eine wesent­liche Rolle. Denn fehlende Infor­ma­tionen verun­si­chern die Ange­stellten und lassen sie glauben, dass eine Situa­tion gefähr­li­cher sei, als es tatsäch­lich der Fall ist. Häufig belastet gerade die Unsi­cher­heit beson­ders stark und weniger die Verän­de­rung, die auf die Beleg­schaft zukommt. Ein trans­pa­renter Kommu­ni­ka­ti­ons­stil trägt dazu bei, das Vertrauen zu stärken und die Resi­lienz zu verbes­sern. Wichtig ist es, Entschei­dungen möglichst zeitnah an die Teams weiter­zu­geben. Achten Sie darauf, dass entspre­chende Kommu­ni­ka­ti­ons­ka­näle zur Verfü­gung stehen.

Führungs­kräfte stärken

Die Führungs­kräfte gehören zu den wich­tigsten Mitar­bei­tern in Ihrem Unter­nehmen. Im Krisen­fall ist es beson­ders wichtig, gerade diese umfas­send zu infor­mieren und ihnen alle für die Krisen­be­wäl­ti­gung erfor­der­li­chen Ressourcen zur Verfü­gung zu stellen. Denken Sie auch daran, dass den Führungs­kräften zumeist eine Vorbild­funk­tion zukommt. Die Mitar­bei­ter­re­si­lienz hängt daher auch davon ab, ob die Führungs­kräfte einen stabilen Eindruck machen und ob sie einen respekt­vollen und offenen Umgang pflegen. Sollte es während der Verän­de­rungs­pro­zesse zu Fehlern kommen, sollten die Führungs­kräfte die Ange­stellten dafür nicht bestrafen. Statt­dessen sollten sie die Chancen betonen, die sich daraus für einen Lern­pro­zess ergeben.

Fazit

Unsi­cher­heiten gehören am modernen Arbeits­platz dazu. Wenn Mitar­beiter eine hohe Resi­lienz aufweisen, können sie damit besser umgehen. Sie bleiben auch in Zeiten der Verän­de­rungen und der Trans­for­ma­tion zuver­sicht­lich und erhalten ihre hohe Produk­ti­vität aufrecht. Ihr Unter­nehmen kann etwas dafür tun, dass Ihre Teams sich in diesem Bereich verbes­sern. Denn es exis­tieren verschie­dene Stra­te­gien, wie sich die psychi­schen Wider­stands­kräfte stärken lassen. Eine Förde­rung auf der orga­ni­sa­to­ri­schen Ebene ist gerade dort möglich, wo es um die Schaf­fung eines unter­stüt­zenden Umfelds geht. Für Menschen spielen die Bezie­hungen am Arbeits­platz eine entschei­dende Rolle dabei, wie stark das Vertrauen in das Unter­nehmen ausge­prägt ist und wie hoch die Bereit­schaft ausfällt, Verän­de­rungen aktiv mitzu­ge­stalten. Erfolg­reiche Unter­nehmen verstehen es daher, ihre Mitar­beiter auf der persön­li­chen Ebene weiter­zu­ent­wi­ckeln. Team­buil­ding-Akti­vi­täten und Coping-Stra­te­gien helfen eben­falls dabei, die so wich­tige Mitar­bei­ter­re­si­lienz zu opti­mieren und damit die Orga­ni­sa­tion insge­samt weniger krisen­an­fällig zu machen.


Sie haben Fragen?

Spre­chen Sie gerne Ihre nächst­ge­le­gene HSP-Kanzlei an.

Sie haben Fragen?

Spre­chen Sie uns gerne an.