Betrieblicher Klimaschutz: Herausforderung, Verpflichtung und Wettbewerbsvorteil
Klimaschutz im Unternehmen ist eine facettenreiche Aufgabe. Wie gelingt er wirtschaftlich und nachhaltig?
Was bedeutet betrieblicher Klimaschutz in der heutigen Zeit? Unternehmen stehen im Spannungsfeld zwischen öffentlicher Erwartungshaltung, gesetzlichen Vorgaben und wirtschaftlichen Überlegungen. Diese Aspekte setzen scheinbar nicht miteinander vereinbare Anreize, doch mit dem richtigen Konzept lassen sich alle drei Anforderungsgruppen vereinen. Betrieblicher Klimaschutz geht dabei weit über die Solaranlage auf dem Dach hinaus. Er beschreibt ein Zusammenspiel verschiedener Aspekte innerhalb des Unternehmens. Interessant dabei ist: Klimafreundliche Betriebe verschaffen sich Vorteile in vielen Bereichen, vom Image bis zum Recruiting junger Fachkräfte. Lesen Sie im Folgenden, wie umfassend sich Klimaschutz auf ein Unternehmen auswirkt und welche Möglichkeiten es gibt, ihn effektiv und effizient zugleich umzusetzen.
Was ist betrieblicher Klimaschutz?
Betrieblicher Klimaschutz ist ein Teil des betrieblichen Umweltschutzes. Er ist darauf ausgerichtet, möglichst wenige, im Idealfall keine potenziell klimaschädlichen Emissionen zu erzeugen – und diese zu kompensieren, wenn sie auftreten. Da die Auswirkungen auf die Umwelt je nach Branche sehr unterschiedlich sind, trifft dies auch auf die Klimaschutzmaßnahmen zu.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Klimaschutz kein rein technisches Thema mehr ist. Längst gehören Bemühungen, klimafreundlich zu arbeiten, zur Außendarstellung von Unternehmen. Wer echte Klimaneutralität nachweist, kann damit einen Wettbewerbsvorteil erzielen – im Wettbewerb um Kunden ebenso wie um Fachkräfte. Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang auch Herausforderungen. Diese beginnen bei der konkreten Umsetzung und reichen bis hin zur Gefahr, dem Vorwurf des Greenwashings ausgesetzt zu sein.
Klimaneutralität: ein unerreichbares Ziel?
Rauchende Hochöfen, dampfende Generatoren – vor 100 Jahren wäre Klimaneutralität in Deutschland nicht möglich gewesen. Doch heute hat sich die Situation verändert. Branchen im Dienstleistungssektor haben meist einfache Möglichkeiten, betrieblichen Klimaschutz umzusetzen. Das produzierende Gewerbe steht vor deutlich größeren Herausforderungen. Aber auch hier zeichnen sich Lösungen ab. Daher lässt sich sagen, dass Klimaneutralität in Betrieben prinzipiell möglich ist. Der Weg dorthin ist jedoch je nach Branche unterschiedlich.
Für wen ist betrieblicher Klimaschutz relevant?
Sie fragen sich, ob betrieblicher Klimaschutz für Ihr Unternehmen überhaupt relevant ist? Hier lautet die Antwort so gut wie immer: Ja. In Anbetracht politischer Vorgaben und öffentlicher Erwartungshaltungen entscheiden sich fast alle Unternehmen dazu, den betrieblichen Klimaschutz voranzutreiben. Die Anreize sind aber nicht allein verpflichtender Natur. Oftmals ist der Klimaschutz mit Wettbewerbsvorteilen und Effizienzsteigerungen verbunden. Daher gibt es in der Regel verschiedene Gründe, warum betrieblicher Klimaschutz für einen Betrieb relevant wird.
Betrieblicher Klimaschutz in der Praxis
Mittlerweile herrscht in deutschen Betrieben ein breiter Konsens darüber, dass betrieblicher Klimaschutz wichtig ist. Doch bei der Umsetzung gibt es eine erhebliche Bandbreite. Manche Unternehmen konzentrieren sich auf Einzelmaßnahmen, andere erstellen ein umfassendes Konzept. Wer Umweltschutz im Unternehmen verankern möchte, hat in jedem Fall verschiedene Optionen, wie die nachfolgende Übersicht zeigt.
Ökostrom für den Betrieb
Eine der einfachsten Methoden, die Klimabilanz eines Unternehmens zu verbessern, ist die Nutzung von klimafreundlichem grünen Strom. Zum Vergleich: 2021 war eine Kilowattstunde Strom-Mix mit 420 Gramm CO2-Emissionen verbunden. Strom aus regenerativer Quelle erzeugt hingegen keinen klimaschädlichen Ausstoß für die Produktion. Wer die Möglichkeit hat, eigene Potenziale für die Stromgewinnung zu nutzen, kann den positiven Effekt noch einmal verbessern. Bekannt ist die Installation von Solarmodulen auf den eigenen Dachflächen, mittlerweile stehen auch Varianten für die Stromproduktion über die Fassade zur Verfügung. Unternehmen mit großer Nutzfläche haben zudem den Vorteil, überschüssige Kilowattstunden verkaufen zu können. Nicht zuletzt sind die PV-Anlagen ein weithin sichtbarer Beleg für das Engagement im Bereich Klimaschutz.
Emissionen
Wo im Unternehmen Emissionen entstehen, hängt stark von der Branche ab. Fast überall gibt es wenigstens eine Heizungsanlage. Schon hier lohnt sich der Umstieg auf eine klimafreundliche Technik – etwa Wärmepumpen statt einer Gasheizung. Ebenso erzeugt der Fuhrpark Emissionen. Hier besteht die Möglichkeit, auf Elektromobilität umzusteigen. Ihr Vorteil: Entsprechende Fahrzeuge werden steuerlich begünstigt. Allerdings sollte im Unternehmen die nötige Ladeinfrastruktur vorhanden sein. Daneben gibt es zahlreiche Emissionsquellen wie Gabelstapler oder Werkzeuge, die beim Thema Klimaschutz nicht sofort in den Fokus rücken. Auch hier gibt es häufig eine Alternative zur Nutzung fossiler Energieträger.
Mitarbeiter-Motivation
Neben rein betrieblichen Anstrengungen ist es häufig sinnvoll, die Mitarbeiter zu motivieren, sich an den Klimazielen zu beteiligen. Ein gängiges Beispiel sind E-Bikes für Mitarbeiter anstelle eines Firmenwagens. Viele Firmen haben damit bereits gute Erfahrungen gesammelt. Eine solche Option bietet sich immer dann an, wenn die Wege zum Arbeitsplatz kurz sind. Steuerlich lassen sich ähnliche Vorteile nutzen wie bei Dienstwagen.
Abfallwirtschaft
Nicht unmittelbar, aber doch indirekt am betrieblichen Klimaschutz beteiligt ist die Abfallwirtschaft. Hier gilt: Abfälle möglichst vermeiden. Das ist sicher einer der schwierigsten Punkte, denn Firmen können nur bedingt auf Lieferanten einwirken. Allerdings gibt es clevere Varianten, die sich auch im eigenen Betrieb umsetzen lassen. Zum Beispiel besteht die Möglichkeit, Kartons wiederzuverwenden – sogar in großem Stil. Spezielle Maschinen gewinnen daraus Füllmaterial für Pakete und Co. Wer einen Versandhandel betreibt, kann auf diese Weise etwas für die Abfallvermeidung tun.
Ressourcen
Betrieblicher Klimaschutz fokussiert sich meist auf Emissionen und Energiequellen. Tatsächlich spielen aber auch andere Ressourcen eine Rolle. Zu nennen wäre der Wasserverbrauch, der vor allem bei Industriebetrieben hoch ist. Wenn noch nicht geschehen, bieten sich Kreislaufsysteme als eine mögliche Lösung an.
Ressourcen, die in jedem Betrieb anfallen, sind Büromaterialien. Traditionell setzen viele Betriebe auf Umweltpapier für ihre interne und externe Korrespondenz. So sinkt die Umweltbelastung durch Briefe, Ausdrucke und Co. Aber auch weitere Verbrauchsmaterialien können klimaschädlich sein, etwa Einwegprodukte aus Aluminium oder Kunststoff. Hier gibt es im Detail eine große Auswahl an klimafreundlichen Optionen.
Ausgleichsmaßnahmen
Wer produziert oder Ressourcen verbraucht, kommt aktuell meist nicht umhin, Ausgleichsmaßnahmen zu veranlassen. Im einfachsten Fall kaufen Unternehmen Zertifikate. Um zum Beispiel Geschäftsreisen klimaneutral zu gestalten, gibt es verschiedene private Anbieter von weiteren Ausgleichsmaßnahmen.
Freiwillige Kompensationsmaßnahmen funktionieren so, dass Sie sogenannte Emissionsminderungsgutschriften erwerben. Die Partnerorganisation, mit der Sie zusammenarbeiten, setzt dafür Klimaprojekte um. Das soll dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck des Unternehmens zu verkleinern.
Problemthema Greenwashing
Bei Kompensationsmaßnahmen zum Klimaschutz ist jedoch Vorsicht geboten. Nicht jedes Angebot ist wirklich nachhaltig. Zunehmend viele Betriebe sind daher mit dem Vorwurf des Greenwashings konfrontiert. Kernaussage: Die Firmen investieren Geld, um ihre Emissionen scheinbar zu vermindern, ohne echte nachhaltige Konzepte zu verfolgen. Es empfiehlt sich daher, Ausgleichsmaßnahmen immer nur als einen Teil der Gesamtstrategie zu kommunizieren, um solche Vorwürfe nicht aufkommen zu lassen.
Ein individuelles Konzept entscheidet
Wie funktioniert betrieblicher Klimaschutz in der Praxis? Die Beispiele zeigen: Ihnen stehen zahlreiche Optionen zur Verfügung. Allerdings ist damit auch eine starke Diversifikation der möglichen Strategien verbunden. Zusammenfassend ist es daher in der Regel am besten, ein individuelles Konzept für betrieblichen Klimaschutz zu erarbeiten – eventuell gemeinsam mit einem externen Berater für diese Thematik.
Klimaschutz im Unternehmen: standortbezogen oder ganzheitlich?
Wer betrieblichen Klimaschutz im Unternehmen verankern möchte, steht vor einer grundlegenden Entscheidung: Soll das Engagement auf den Standort beschränkt sein oder sich über die gesamte Liefer- und Produktionskette erstrecken? Das kann einen erheblichen Unterschied ausmachen. Das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) – ein internationaler Standard für die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen – unterteilt den Ausstoß in drei Gruppen:
Scope 1: In diese Gruppe fallen alle Emissionen, die direkt am Standort verursacht werden. Sie entstehen zum Beispiel durch den Betrieb einer Heizungsanlage, einer Produktionsanlage oder durch den eigenen Fuhrpark.
Scope 2: Den Emissionen dieser Kategorie sind sich die meisten Unternehmen bewusst, auch wenn sie nicht unmittelbar am Standort entstehen. Bestes Beispiel ist die Nutzung von Strom aus fossilen Quellen. Ähnlich ist es bei Heizwärme aus Kohleverbrennung oder der Verwendung von Dampf bei der Produktion.
Scope 3: Emissionen dieser Gruppe lassen sich am schwersten einschätzen und sind meist kompliziert zu reduzieren. Scope 3 umfasst alle Ausstöße, die bei nach- oder vorgelagerten Prozessen entstehen. Klimaschädliche Emissionen können zum Beispiel bei der Produktion oder Gewinnung von Rohstoffen, bei der Logistik oder bei der externen Datenverarbeitung entstehen. Wer 100 % Klimaneutralität wünscht, muss all diese Aspekte berücksichtigen.
Klimaschutz: Vorteile nicht nur für die Umwelt
Warum ist betrieblicher Klimaschutz wichtig? Grundsätzlich sind die Herausforderungen des Klimawandels nur gemeinsam lösbar. Daher sind Unternehmen ebenso wie Privatpersonen gefragt, ihr Handeln klimafreundlicher zu gestalten. Die Mitwirkung an der Erreichung aktueller Emissionsziele ist jedoch bei Weitem nicht der einzige Grund, warum betrieblicher Klimaschutz von Vorteil ist. Die folgende Übersicht zeigt weitere positive Effekte.
Imagepflege
Klima- und Umweltschutz sind heute wichtige Aspekte der Identität eines Unternehmens. Zahlreiche Marken positionieren sich mit einem umfassenden Klimaschutzprogramm als zukunftsgerichtet, nachhaltig und sozial verantwortlich. Auf der anderen Seite führt ein mangelndes Engagement schnell zu einem Reputationsschaden. Allerdings sollte Kommunikation hier nicht vor der eigentlichen Aktion stehen. Die Öffentlichkeit ist für Klimaargumente sensibilisiert und verlangt echte Maßnahmen – Stichwort: Greenwashing.
Recruiting als geschätzter Arbeitgeber
Klimaschutz ist ein so großes Thema geworden, dass es in viele weitere Bereiche des Unternehmens ausstrahlt – zum Beispiel in die Personalgewinnung. Gerade wenn Bezahlung und Benefits sehr ähnlich sind, macht die Unternehmensphilosophie einen entscheidenden Unterschied. Vor allem vielen jungen Fachkräften ist es wichtig, in einem Betrieb zu arbeiten, der sich für Klima und Umwelt engagiert. Daher bietet es sich an, entsprechende betriebliche Bemühungen zu kommunizieren.
Vorteil bei Ausschreibungen
Klimaschutz ist nicht nur ein Thema der Öffentlichkeit, er ist in vielen Bereichen auch zur Vorgabe geworden. Daher haben Unternehmen, die klimaneutral oder zumindest klimaschonend arbeiten, bei vielen Ausschreibungen einen Vorteil. Insbesondere wenn andere Unternehmen oder öffentliche Stellen auf klimaschonende Produkte achten, positionieren Sie sich mit einem geeigneten Konzept als wichtiger strategischer Partner.
Außenwirkung als Vorreiter
Unternehmen, die sich um den betrieblichen Klimaschutz bemühen, gelten als Vorreiter. In vielen Regionen ist es sogar möglich, hier an prominenter Stelle genannt zu werden. In diesem Zusammenhang gilt es als sinnvoll, frühzeitig zukünftige Standards zu erfüllen. In Deutschland gibt es das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden. Je eher Unternehmen diese Vorgabe umsetzen, umso stärker werden sie als Vorreiter wahrgenommen.
Kostenvorteile
Betrieblicher Umweltschutz und Klimaschutz bieten darüber hinaus Potenziale, Kosten zu senken. Strom aus regenerativen Quellen ist zum Beispiel eine zukunftssichere Option, mit der sich Preisschwankungen am Markt abfangen lassen – insbesondere bei Eigennutzung einer PV-Anlage auf dem Firmengelände.
Betrieblicher Klimaschutz: viele Möglichkeiten und Chancen
Ist betrieblicher Klimaschutz wichtig? Zusammenfassend zeigt sich: Ja, auf jeden Fall. Es gibt zahlreiche Bereiche, in die die Thematik hineinspielt. Ebenso vielfältig ist das Thema selbst. Dabei geht es zunächst darum, zu identifizieren, wo Emissionen entstehen. Das muss nicht zwangsläufig am Standort des Unternehmens sein. Ebenso belasten Rohstoffe oder Strom und andere Energieträger die Klimabilanz. Zudem gibt es Aspekte wie Geschäftsreisen oder den Fuhrpark zu berücksichtigen.
Betrieblicher Klimaschutz behält idealerweise alle klimarelevanten Bereiche im Blick. In der Praxis setzen die meisten Unternehmen dafür auf eine ganzheitliche Strategie. Diese beginnt bei der Auswahl des Stromanbieters und reicht bis zur Kompensation von Flugreisen.
Wer einen strukturierten betrieblichen Klimaschutz verfolgt, darf sich auf verschiedene Vorteile freuen. Zu diesen zählen eine gute Reputation bei Auftraggebern und in der Öffentlichkeit, höhere Chancen im Recruiting sowie bei Ausschreibungen und insgesamt eine positive Außendarstellung. Allerdings sollten Maßnahmen zum Klimaschutz in der Firma immer mit Bedacht kommuniziert werden. Die Öffentlichkeit ist für Themen wie Greenwashing sensibilisiert und verlangt echte Konzepte. Um sie aufzustellen, empfiehlt es sich, Unterstützung durch externe Beraterfirmen in Anspruch zu nehmen.
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