
Der ergonomische Arbeitsplatz
Der Büroarbeitsplatz gilt als Gesundheitsrisiko, da er zu wenig Bewegung bietet. Daher spielt die Ergonomie eines Arbeitsplatzes eine wesentliche Rolle für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition, die sich schnell bezahlt macht.
Zu viel Sitzen, zu wenig Bewegung: Das ist der Standard bei Büroarbeitsplätzen. Um das Wohlbefinden und die Gesundheitsprävention zu steigern, gilt es, Arbeitsplätze unter ergonomischen Faktoren zu gestalten. Denn falsch ausgestattete (Bildschirm-)Arbeitsplätze gelten als zentrale Ursache für durch Fehlhaltungen herbeigeführte Skelett- und Muskelerkrankungen. Neben den unangenehmen Folgen für die Betroffenen sorgen Krankheiten auch für negative wirtschaftliche Folgen durch gesundheitliche Ausfälle. Daher ist die Investition in Arbeitsplatzergonomie auch eine Investition in die wirtschaftliche Stabilität eines Unternehmens.
Was ist Ergonomie?
Per Definition ist Ergonomie die Wissenschaft von der Gesetzmäßigkeit menschlicher oder automatisierter Arbeit. Ihr Ziel ist es, Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass sowohl das Arbeitsergebnis optimal ist als auch eine möglichst geringe Ermüdung und Schädigung der arbeitenden Menschen erfolgt.
Die Probleme des Büroarbeitsplatzes
Spontan schätzen wir den Büroarbeitsplatz als ungefährlich ein. Man sitzt ja schließlich den ganzen Tag nur rum. Verglichen mit z. B. harten körperlichen Arbeiten vieler Handwerksberufe fühlt sich das Büro als entspannter Ort an, an dem wenig Risiko besteht, dass einem etwas auf den Kopf fällt oder die Hand abgesägt wird. Und gerade darin liegt seine Tücke. Denn der Büroarbeitsplatz bietet viele Gesundheitsrisiken, die sich aus langem Sitzen, Bewegungslosigkeit, einem schlechten Raumklima oder einem zu hohen Lärmpegel ergeben. Aber auch die psychische Belastung, sowohl durch Stress als auch durch langweilige Routineaufgaben, haben negative gesundheitliche Auswirkungen.
Raumklima und Arbeitsumgebung
Gebäude und Räume selbst können Krankheiten auslösen. Das Sick-Building-Syndrom ist ein Beschwerdebild, dessen Symptome beim Betreten von Räumen und Gebäuden auftreten und beim Verlassen wieder verschwinden. Die Ursachen dafür können vielfältig sein: Ausdünstungen, Werkstoffe, Lacke, belastete Klimananlagen etc. Auch das Raumklima selbst hat Wirkung auf die Gesundheit: zu heiß, zu kalt, zu wenig Lüftung etc. Dies alles kann zu Allergien, Übelkeit, Erkältungen, Bindehautentzündungen etc. führen.
Langes Sitzen
Langes Sitzen ist die prägendste Eigenschaft des Büroarbeitsplatzes. Es ist Gift für den Kreislauf, verbraucht wenig Kalorien und hemmt den Stoffwechsel. Dies steigert das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder von z. B. Diabetes. Die mangelnde Bewegung führt in den Gefäßen zu Blutstau und verursacht Schwellungen oder Krampfadern. Die statische Sitzhaltung begünstigt zudem Bandscheibenvorfälle.
Lärmpegel
Lärm, wodurch auch immer verursacht, ob von Geräten, Druckern, Computern, Menschen, wirkt sich erheblich auf die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlbefinden von Menschen aus. Dies vermindert die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit.
Psychische Faktoren
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind vielfältig: Stress, Kollegen- und Vorgesetztenverhalten; zu viel, aber auch zu wenig Arbeit; zu anstrengende, aber auch zu langweilige Arbeit; zu viel, aber auch zu wenig Kommunikation etc. All dies kann sich auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden negativ auswirken. Das Tückische bei psychischen Belastungen ist, dass sie schleichend kommen und ihre Ursachen häufig viel zu spät erkannt werden.
Schlecht eingerichtete Arbeitsplätze
Viele Büroarbeitsplätze sind nicht optimal eingerichtet: Dies fängt häufig bei Bürostühlen an, die nicht nach gesundheitlichen Aspekten gestaltet oder falsch eingestellt sind, geht über Schreibtische mit falscher Höhe und endet bei schlechten und zu kleinen Bildschirmen. An einer Stelle wird somit für ein ganzheitliches Beschwerdebild gesorgt: vom Rücken bis zu den Augen geht alles kaputt.
Arbeitsplatzergonomie: kein Kosten-, sondern ein Erfolgsfaktor!
Alles schön und gut, aber was es kostet, das alles zu berücksichtigen! Das ist der falsche Ansatz. Richtiger ist die Frage, was es kostet, das alles nicht zu berücksichtigen. Denn unergonomische Arbeitsplätze sind enorm kostspielig. Sie führen zu einem höheren Krankheitsstand und zu Abwesenheit vom Arbeitsplatz und sie führen zu einer schlechteren Stimmung der Mitarbeitenden in den Anwesenheitszeiten. Alles Faktoren, die sich auf die Produktivität und Leistungsfähigkeit von Betrieben auswirken.
Die wesentlichen Vorteile einer positiven Arbeitsplatzergonomie sind:
- weniger Ausfälle durch Krankheit,
- gesteigerte Zufriedenheit, Motivation und Leistung der Mitarbeitenden,
- Steigerung der Produktivität,
- Steigerung der Qualität,
- Reduzierung von Fehlern,
- Weniger Personalfluktuation.
Bei der Arbeitsplatzergonomie vornehmlich die Kosten zu sehen, ist betriebswirtschaftlich also falsch, da die Vorteile deutlich überwiegen und sich die Investitionen schnell bezahlt machen.
Ergonomie ist individuell
Je nach Betrieb und auch je nach einzelnen Mitarbeitenden ist Ergonomie nicht gleich Ergonomie. Die optimalen Arbeitsbedingungen müssen individuell ermittelt werden. Sowohl vom Arbeitgeber anhand seiner Situation als auch von dem betroffenen Mitarbeitenden. Daher sind Mitarbeitende in die Prozesse zur Arbeitsplatzergonomie einzubeziehen, bevor arbeitgeberseitig an den Bedürfnissen der Betroffenen vorbeigeplant wird.
Nachfolgende Checkliste dient als Anhaltspunkt, um die eigene Situation zu prüfen.
- Verfügt jeder Arbeitsplatz über eine Fläche von mindestens 10 m²?
- Ist die Beleuchtung ausreichend und richtig? Ist ausreichend Tageslicht vorhanden, sind die künstlichen Lichtquellen korrekt ausgerichtet?
- Liegt die Raumtemperatur bei ca. 21°C und liegt die relative Luftfeuchte bei ca. 50 %?
- Ist für ausreichend Lüftung gesorgt?
- Sind ausreichend Pflanzen vorhanden?
- Sind die Schreibtische an die Nutzer anpassbar, optimalerweise von Sitz- auf Steharbeitsplatz umstellbar?
- Sind die Schreibtischstühle ergonomisch und auf die Nutzer individuell anpassbar?
- Entsprechen Maus, Tastatur und Bildschirm modernen Standards? Ist der Bildschirm mindestens 22 Zoll groß?
- Ist der Lärmpegel niedrig? Sind geräuscharme Geräte in Verwendung? Sind die Oberflächen von Wänden und Möbeln schallabsorbierend?
- Wie sind die Regelungen bezüglich Arbeitsintensität, Arbeitszeit und Pausengestaltung?
- Was gibt es für eine Besprechungs- und Abstimmungskultur?
- Gibt es störungsfreie Arbeitsphasen?
- Gibt es Unterstützung für das Bewegungs- und Sportverhalten der Mitarbeitenden?
Die Liste ließe sich noch weiterführen und bietet einen groben Anhaltspunkt für die Fragen, mit denen das Thema Arbeitsplatzergonomie angegangen werden kann.
Ergonomie umsetzen
Zum Teil sind Ergonomievorgaben gesetzlich geregelt. Die wichtigsten Vorgaben sind:
- die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV),
- das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG),
- die Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV),
- DIN EN ISO 9241 und DIN EN ISO 10075
Darüber hinaus können Sie jedoch an vielen weiteren Stellschrauben drehen, die zwar nicht gesetzlich geregelt sind, aber für Ihr Unternehmen erhebliche Vorteile bringen.
Empfehlungen zur ergonomischen Ausgestaltung von Arbeitsplätzen finden sich zahlreich im Internet. So können Sie sich inspirieren lassen, welche Lösungen für Ihr Unternehmen passend und sinnvoll sind. Durch professionelle Ergonomieberater können Sie sich auch kompetente externe Hilfe holen.
Nehmen Sie das Thema Arbeitsplatzergonomie ernst und beginnen Sie noch heute, daran zu arbeiten. Ihre Mitarbeitenden und Ihre wirtschaftlichen Kennzahlen werden es Ihnen Danken.
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