Innovation: Die Triebfeder des Fortschritts
Innovation ist einer der wichtigsten Treiber des Wirtschaftslebens und führt zu einem permanenten technischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandel.
Kaum ein Begriff wird im täglichen Leben so häufig verwendet wie „Innovation“. In keinem Lagebericht eines Unternehmens und in keinem Programm einer politischen Partei darf das Wort heutzutage fehlen. Doch die inzwischen fast inflationäre Verwendung von Innovation hat dazu geführt, dass vielen Menschen nicht mehr klar ist, was darunter im eigentlichen Sinne zu verstehen ist. Bisweilen scheint fast jede Person ihre eigene Definition des Begriffs zu haben.
Wie wird Innovation definiert?
Die so vielseitige Verwendung von „Innovation“ ist darauf zurückzuführen, dass es keine allgemeingültige Definition des Begriffs gibt. Die sprachliche Wurzel des Wortes liegt im lateinischen Verb „innovare“, auf Deutsch „erneuern“. Das lateinische „innovatio“ lässt sich somit am besten mit „Neuerung“ oder „Erneuerung“ übersetzen – zugegebenermaßen ein sehr breit anwendbarer Begriff.
Das heutige Verständnis von Innovation im Wirtschaftsleben wurde entscheidend von dem berühmten österreichischen Ökonom Joseph Schumpeter geprägt. Für Schumpeter ist eine Innovation „die erfolgreiche Durchsetzung einer technischen oder organisatorischen Neuerung, nicht alleine ihre Erfindung“. Damit brachte Schumpeter eine zweite Innovationskomponente ins Spiel. Neben der reinen Erfindung einer Idee muss diese auch in einem Unternehmen bzw. am Markt eingeführt, genutzt und angewandt werden.
Die heutige Bedeutung von Innovationen in der Wirtschaft liegt maßgeblich in den Arbeiten von Schumpeter begründet. Für ihn sind Innovationen zentral für die wirtschaftliche Entwicklung von Volkswirtschaften. Schumpeter prägte in diesem Zusammenhang den heutzutage so häufig gebrauchten Begriff der „schöpferischen Zerstörung“. Durch Innovation entsteht ein permanenter Zyklus aus technischem, wirtschaftlichem und sozialem Wandel.
Welche Innovationskategorien gibt es?
In der Wirtschaftspraxis werden Innovationen oftmals in die drei folgenden Kategorien eingeteilt:
- Produktinnovation: Dabei handelt es sich um die Verbesserung von Wirtschaftsgütern. Sehr häufig stehen Produktinnovationen im Zusammenhang mit technischen Neuerungen, wie zum Beispiel der Erfindung der Digitalkamera oder der Entwicklung des Smartphones.
- Prozessinnovation: In diese Kategorie fallen Verbesserungen von Geschäftsprozessen. Sie dienen im Regelfall dazu, die Produktivität zu erhöhen und Kosten zu senken. Ein typisches Beispiel für Prozessinnovation ist die Einführung des Fließbands in Fabriken.
- Geschäftsmodellinnovation: Die Geschäftsmodellinnovation ist die für Unternehmen weitreichendste Form der Innovation. Bei dieser Innovationskategorie geht es um eine vollständige Erneuerung des Geschäftsmodells eines Unternehmens, einschließlich des kompletten Wandels der Wertschöpfungsarchitektur. Ein berühmtes Beispiel für Geschäftsmodellinnovation ist der Wandel von IBM vom Computerhersteller zum IT-Dienstleister.
Was ist der Unterschied zwischen inkrementeller und disruptiver Innovation?
Wenn im Wirtschaftsleben von Innovation die Rede ist, wird häufig zwischen einer inkrementellen und einer disruptiven Art unterschieden. Unter inkrementeller Innovation wird eine schrittweise erfolgende, aufeinander aufbauende Art der Innovation verstanden. Auf Grundlage bereits bestehender Produkte, Leistungen oder Verfahren werden Neuerungen eingeführt, die mit einer oder mehreren Verbesserungen einhergehen. Dabei kann es sich beispielsweise um einen höheren Kundennutzen, mehr Funktionalitäten oder niedrigere Kosten handeln.
Eine disruptive Innovation stellt hingegen eine radikale Neuerung dar, die zu einer Zerstörung eines Gleichgewichts oder eines Systems führt. Bei einer disruptiven Innovation hat eine neue, bahnbrechende Idee dramatische Folgen für bestehende Produkte oder Märkte, sodass diese im Regelfall massiv in ihrer Existenz gefährdet sind.
Ein gutes Beispiel ist der Taxi-Markt: Über viele Jahrzehnte haben Taxiunternehmen inkrementelle Neuerung eingeführt, um ihre Fahrgäste schneller und bequemer ans Ziel zu bringen. So wurden Taxizentralen gegründet und neue Buchungssysteme über Apps eingeführt. Doch dann kam plötzlich ein Unternehmen namens Uber mit der Geschäftsidee, dass jeder Mensch mit seinem eigenen Fahrzeug ein Taxiunternehmer sein kann. Ein Lehrbeispiel einer disruptiven Innovation, die zu einer dramatischen Veränderung eines bestehenden Marktes führt.
Eines der historisch lehrreichsten Beispiele für disruptive Innovation ist der Fotokamera-Markt. Anfang des 21. Jahrhunderts wurden Digitalkameras in technischer und preislicher Hinsicht massentauglich und führten zu einem radikalen Wandel des Kameramarktes. Die bis dahin gebräuchlichen Rollfilme wurden mit einem Schlag obsolet und Branchenprimus Kodak, der die Entwicklung der Digitalkamera verschlief, musste 2012 nach einer 120-jährigen Unternehmensgeschichte Insolvenz anmelden. Doch der Erfolg der Digitalkameras währte nicht lange. Mit der einige Jahre später erfolgten Markteinführung von Smartphones mit hochqualitativen Kameras sind möglicherweise auch die Tage der Digitalkamera gezählt.
Auf welche Art von Innovation sollten Unternehmen setzen?
Die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche hat dazu geführt, dass fast alle Branchen der Wirtschaft in zunehmendem Maße von disruptivem Wandel erfasst werden. Viele Unternehmer stellen sich vor diesem Hintergrund zurecht die Frage, auf welche Art von Innovation sie nun setzen sollen, um das langfristige Überleben ihrer Firma zu sichern.
Eine Pauschalantwort auf diese Frage existiert leider nicht. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen in den verschiedenen Branchen.
Zudem haben sowohl die inkrementelle als auch die disruptive Innovation ihre Vor- und Nachteile. Obwohl in den Medien häufig der Eindruck entsteht, dass die disruptive Innovation klar im Vorteil sei, muss nicht jeder disruptive Wandel auch zum Erfolg führen.
Grundsätzlich gilt, dass etablierte Unternehmen niemals alles auf eine Karte setzen sollten. Der Vorteil der inkrementellen Innovation ist, dass auf bereits bewährten Produkten, Leistungen und Verfahren Verbesserungen eingeführt werden können, die in der Regel auch vom Markt angenommen werden. Eine disruptive Veränderung birgt immer das Risiko in sich, dass sie – aus welchen Gründen auch immer – vom Markt nicht angenommen wird. Noch ist z. B. nicht gesichert, ob sich das Geschäftsmodell von Uber dauerhaft etablieren wird.
Große Widerstände vonseiten der Regulierungsbehörden könnten Uber langfristig einen Strich durch die Rechnung machen. Zudem sind disruptive Innovationen im Unterschied zu inkrementellen meist mit sehr hohen Kosten, sowohl in der Entwicklung als auch in der Vermarktung, verbunden. Unternehmen müssen bei disruptiven Neuerungen immer eine recht schwierige Kosten-Nutzen-Abwägung durchführen. Besonders für kleinere Unternehmen kann die Verfolgung einer disruptiven Innovation zu einer sehr großen wirtschaftlichen Herausforderung werden.
Für die meisten Unternehmen ist somit die beste Art und Weise, mit beiden Formen der Innovation umzugehen, ein Gleichgewicht zwischen ihnen zu finden. Inkrementelle Innovation sollte grundsätzlich ein fixer Bestandteil der Unternehmensführung jeder Firma sein. Darüber hinaus sollten Unternehmen immer den Horizont im Blick haben, um die drohende Gefahr disruptiver Innovationen rechtzeitig zu erkennen. Kodak und viele weitere Unternehmen dienen als mahnende Beispiele.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich disruptiver Wandel meist nicht von heute auf morgen ereignet. Die Digitalkamera wurde bereits Mitte der 1970er-Jahre entwickelt (ironischerweise von einem Kodak-Mitarbeiter). Bis zu ihrer Massenvermarktung vergingen mehr als 20 Jahre. Und auch heute noch zeichnet sich die technische Entwicklung disruptiver Innovationen meist über viele Jahre ab. Auch kleineren Unternehmen bleibt damit in der Regel genug Zeit, rechtzeitig auf radikalen Wandel zu reagieren.
Warum ist Innovation so wichtig für die Wirtschaft?
Innovation ist nicht nur für einzelne Unternehmen von Bedeutung, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und ihr langfristiges Überleben zu sichern, sondern auch für ganze Volkswirtschaften. Innovationen sind ein wesentlicher Treiber von Wirtschaftswachstum. Sie führen zu einer höheren Produktivität und sorgen somit dafür, dass mit gleichem Aufwand mehr Güter und Leistungen produziert werden können. Damit steigt nicht nur das Angebot an Waren und Dienstleistungen, auch die Preise sinken mit der Zeit.
Für die Menschen einer Volkswirtschaft hat Innovation somit gleich mehrere positive Wirkungen. Durch das Produktivitätswachstum erhalten sie als Arbeitnehmer*innen in der Regel höhere Gehälter. Noch dazu können sie sich aufgrund sinkender Preise mehr Waren und Dienstleistungen leisten. Gleichzeitig steigen die Gewinne der Unternehmen, die diese wiederum reinvestieren und/oder für die Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter verwenden können. Innovation setzt somit einen positiven volkswirtschaftlichen Kreis-lauf aus höherer Produktivität, höheren Gewinnen, höheren Gehältern und sinkenden Preisen in Gang.
Fazit: Das Rad der Innovation dreht sich schneller
Alternative Antriebe und selbstfahrende Autos, Drohnen und Flug-Taxis, mitdenkende Roboter und künstliche Intelligenz so weit das Auge reicht – die Geschwindigkeit von Innovation scheint sich ständig zu erhöhen. Stetig wachsende technische Möglichkeiten führen dazu, dass sich das Rad der Innovation tatsächlich von Jahr zu Jahr schneller dreht. Wohin dieser rasante Wandel in einzelnen Branchen führt, ist heute vielfach noch gar nicht abzusehen. Unternehmen müssen sich vor diesem Hintergrund jedoch wesentlich stärker mit dem Thema Innovation auseinandersetzen als in der Vergangenheit. Selbst Firmen aus Branchen, in denen die Innovationsgeschwindigkeit eher gering ist, werden zunehmend von Neuerungen erfasst. Wer Innovation nicht im Blick hat, wird schnell von ihr überrollt.
Sie haben Fragen?
Sprechen Sie gerne Ihre nächstgelegene HSP-Kanzlei an.
Sie haben Fragen?
Sprechen Sie uns gerne an.