Mach was Vernünftiges, Kind! – Berufe mit Zukunft
Wer vor einigen Jahren vorhergesagt hätte, dass sich Millionen von Menschen ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Produkte in Videos zu bewerben, Kommentare in sozialen Netzwerken zu moderieren und andere Personen im eigenen Auto zu befördern, wäre wahrscheinlich als Spinner abgetan worden. Heute sind Influencer, Social-Media-Manager und Uber-Fahrer ganz normale Berufe für Menschen verschiedenster Generationen.
Die Frage, was aus ihren Kindern einmal werden soll, bewegt die meisten Eltern von der frühen Jugend ihres Nachwuchses an. Doch zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte der Arbeitswelt war die Antwort auf diese Frage so kompliziert. Berufe, die jahrzehntelang als krisensicher galten und ein gesichertes Einkommen garantierten, geraten durch die voranschreitende Digitalisierung und Robotisierung ganzer Branchen zunehmend in Bedrängnis. Gleichzeitig entstehen jedes Jahr so viele neue Berufe und Berufsbilder wie noch nie zuvor.
Welche Berufsgruppen und Branchen stehen Zukunft auf der Gewinner- und welche auf der Verliererseite? Dass alle Berufe durch den Einsatz von Computern, Robotern, künstlicher Intelligenz und sonstigen technischen Errungenschaften einem mehr oder weniger massiven Wandel unterliegen, steht fest. Die Frage ist, wie sie auf diesen Wandel reagieren.
Welche Berufe sind in Zukunft bedroht?
Der Unterschied zwischen Tieren und Berufen ist gar nicht so groß, wie man denken mag: Die Liste der bedrohten Arten ist in beiden Bereichen sehr lang. Wir konzentrieren uns deshalb exemplarisch auf einige Branchen, deren Zukunft durch die Digitalisierung massiv bedroht ist.
Berufe, die mit Papier zu tun haben
Das größte Opfer der Digitalisierung ist das Papier. Die Zeiten, in denen Menschen zu Hause die Kataloge von Versandhäusern durchgeblättert, in Reisebüros in den Broschüren von Touristikunternehmen geschmökert und in Bus und Bahn eine Zeitung gelesen haben, gehören zunehmend der Vergangenheit an. Die fortschreitende Digitalisierung ersetzt das Papier durch den Bildschirm und die drahtlose Kommunikation. Die Folge ist, dass alle Berufe rund um die Herstellung und den Verbrauch von Papier gefährdet sind – angefangen von Holzfällern über Arbeiter in Papierfabriken und Briefträger bis hin zu Zeitungsreportern.
Berufe im Reisebereich
Wie die Zukunft der Tourismusbranche nach der Coronapandemie aussieht, kann derzeit niemand vorhersagen. Klar ist jedoch, dass seit Jahren bestehende Trends in der Reisebranche durch Corona und Digitalisierung beschleunigt werden. So wird sich das Sterben von klassischen Reisebüros voraussichtlich mit erhöhtem Tempo fortsetzen. Lediglich Reisebüros mit einem sehr hohen Beratungsniveau, die ihren Kunden gegenüber Angeboten im Internet einen tatsächlichen Mehrwert liefern, werden in Zukunft eine Überlebenschance haben. Auch lange Zeit als krisensicher angesehene Jobs in der Luftfahrtbranche sind im Zuge der Coronapandemie akut bedroht. Doch nicht nur das Virus sorgt für eine Verringerung des Flugaufkommens, auch das steigende Umweltbewusstsein und die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit der Bahn sorgen dafür, dass immer mehr Menschen Flugreisen kritisch gegenüberstehen.
Berufe, die von Computern und Robotern übernommen werden können
Während einige Branchen bereits seit Jahren mit den Auswirkungen der Digitalisierung zu kämpfen haben, bekommen viele Branchen deren Folgen erst seit Kurzem zu spüren. Grund dafür ist, dass nicht nur das Tempo der Digitalisierung zunimmt, sondern auch der Tiefgang der technologischen Entwicklung. Das in diesem Zusammenhang wohl am häufigsten angeführte Stichwort ist „Künstliche Intelligenz“. Waren Computer und Maschinen noch vor einigen Jahren ausschließlich in der Lage, relativ einfache und monotone Tätigkeiten auszuführen, können computerisierte Systeme und Anlagen heutzutage intelligente und komplexe Aufgaben übernehmen. Die Siege von Computern gegen den Menschen in Intelligenz- und Strategiespielen wie Schach oder Go ist nur die Spitze eines Eisbergs, der in naher Zukunft auf zahlreiche Branchen zurollt.
Auch dort, wo sich die meisten Berufstätigen derzeit noch in Sicherheit wähnen, werden Digitalisierung und Robotisierung in den kommenden Jahrzehnten einen massiven Wandel der Arbeitswelt verursachen. Wie viele Jobs dadurch bedroht sind und wie schnell sich dieser Wandel vollziehen wird, ist Gegenstand zahlloser Studien. Einige Analysen gehen davon aus, dass bereits in den beiden nächsten Jahrzehnten knapp die Hälfte aller Jobs durch Computer und Roboter übernommen werden könnten.
Das in den Medien präsenteste Beispiel ist das autonome Fahren. Systeme zur Selbststeuerung von Fahrzeugen haben inzwischen ein Niveau erreicht, bei dem die Unfallwahrscheinlichkeit geringer ist als bei einem von Menschen gesteuerten Fahrzeug. Folglich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis selbstfahrende Autos, Busse, Lastwagen und Bahnen auf den Markt kommen. Diese Entwicklung wird bereits in naher Zukunft dafür sorgen, dass ganze Berufsgruppen nicht mehr existieren werden. Heute geborene Kinder werden wahrscheinlich nie in ihrem Leben ein Auto selbst steuern, in einem Bus mit Busfahrer sitzen oder auf der Autobahn einen Lkw mit einem Brummifahrer am Lenker überholen.
Welche Berufe haben eine goldene Zukunft?
Wo es Verlierer gibt, gibt es auch Gewinner. Allen voran ist die IT-Branche der große Profiteur der Digitalisierung. Aber auch einige andere Branchen müssen die Digitalisierung nicht fürchten oder profitieren sogar durch sich dadurch eröffnende Möglichkeiten.
Berufe in der Kranken- und Altenpflege
Im Gegensatz zu ärztlichem Personal haben Berufstätige in der Kranken- und Altenpflege eine goldene Zukunft vor sich. Bereits heute ist die Personalknappheit in dieser Berufsgruppe so groß, dass sich die Arbeitsbedingungen und auch die Bezahlung von Pflegekräften langsam, aber stetig verbessern. Auch müssen sich Pflegekräfte (derzeit) keine Sorgen in Bezug auf die Digitalisierung und Robotisierung machen. Zwar laufen in Asien erste Tests mit dem Einsatz von Robotern als Pflegekräfte, doch der Tag, an dem eine Maschine eine alten oder kranken Menschen zu Hause oder in einem Altenheim versorgt, ist noch fern. Berufstätige in der Alten- und Krankenpflege können somit unbeschwert ihrer beruflichen Zukunft entgegensehen.
Berufe in der Bildung und Erziehung
Auch das Bildungs- und Erziehungswesen zählt zu den Bereichen, denen eine goldene Zukunft vorausgesagt wird. Lehr- und Erziehungskräfte werden allerorten händeringend gesucht. Die pädagogischen Berufe gehören zu den Gewinnern der Digitalisierung. Sie ermöglicht ihnen völlig neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung, ohne gleichzeitig ihre Jobs zu bedrohen. Dass eines Tages ein Roboter vor einer Klasse steht, geschweige denn eine Kindergruppe im Griff hat, ist (noch) völlig unvorstellbar.
Berufe in der IT
Agile Coach, Data Scientist, Site Reliability Engineer – die Liste neuartiger Berufsbezeichnungen in der IT wird von Jahr zu Jahr länger. Kein Wunder, durchdringt die Informationstechnik doch inzwischen unseren gesamten beruflichen und privaten Alltag. Wer seinem Kind einen Tipp in Bezug auf eine sichere Zukunft geben möchte, sollte ihm deshalb einen Beruf mit starkem IT-Bezug nahelegen. Egal, ob Softwareentwickler, App Developer oder Webmaster – alle Berufe, die mit der Digitalisierung unserer Lebenswelt zu tun haben, werden auch in den kommenden Jahrzehnten gebraucht werden. Vor allem Berufe in den Zukunftsfeldern künstliche Intelligenz und Big Data (Analyse großer Datenmengen) dürfen sich auf goldene Zeiten einstellen.
Welche Berufe müssen sich wandeln?
Neben Gewinnern und Verlierern der Digitalisierung existieren zahlreichen Branchen, die weder der einen noch der anderen Seite zugeordnet werden können. Trotzdem unterliegen die Berufe in diesen Branchen einer einschneidenden Transformation, die in Zukunft zu einem neuen Zusammenspiel von Mensch und Maschine führen wird.
Berufe in Banken und Versicherungen
Über viele Jahrzehnte galten Jobs im Banken- und Versicherungswesen als Inbegriff eines dauerhaft sicheren Arbeitsplatzes. Generationen von Eltern vermittelten ihren Kindern die Idee, dass ein Job als Bank- oder Versicherungskaufmann die beste Grundlage für ein solides Arbeitsleben ist. Doch diese Idee ist in den letzten Jahren gehörig ins Wanken geraten. Wie kaum eine andere Branche hat die Digitalisierung die Finanz- und Versicherungswirtschaft einem gravierenden Wandel unterworfen. Viele Dienstleistungen in Banken und Versicherungen, die noch vor wenigen Jahren manuell oder mit Unterstützung eines Mitarbeiters abliefen, sind heute vollständig digitalisiert:
- Der gesamte Zahlungsverkehr wird inzwischen digital abgewickelt.
- Konsumenten vergleichen und schließen Versicherungen online ab.
- Die Tage des Bargelds scheinen ebenfalls gezählt.
- Sogenannte Robo-Advisors kümmern sich um die Geldanlage von Kunden.
- Mit Internet-Banken und -Zahlungsdienstleistern sind völlig neue Geschäftsmodelle entstanden.
Vor diesem Hintergrund haben Berufe im Banken- und Versicherungswesen ein völlig neues Profil als noch vor wenigen Jahren. Bank- und Versicherungskaufmänner sind out – Mitarbeiter mit IT-Know-how sind in.
Berufe im ärztlichen Dienst
Wer ärztlichem Personal zu vermitteln versucht, dass ihre Tage als Berufstätige bald vorbei sein könnten, wird im Regelfall nur ein ungläubiges Lächeln ernten. Schließlich zählt ärztliches Fachpersonal zu denjenigen Berufsgruppen, die aufgrund ihres umfassenden theoretischen und praktischen Wissens, ihres handwerklichen Geschicks und ihres persönlichen Bezugs zu Patienten am wenigsten durch Maschinen ersetzt werden können. Doch diese Ansichtsweise könnte sich schon bald als Trugschluss erweisen, denn die Medizin gehört zu denjenigen Bereichen, in denen die Digitalisierung die größten Fortschritte macht. Vor allem die praktischen Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz sind in der Medizin nahezu grenzenlos. Aufgrund der enormen Mengen und hohen Komplexität von Daten in dieser Disziplin, sind Computer wesentlich besser für den Einsatz prädestiniert als Menschen. In vielen Bereichen, beispielsweise bei der Erkennung bestimmter Krebsarten, erzielen Computer bereits heute deutlich bessere Diagnoseergebnisse als ihre menschlichen Pendants. Für Neurologen und andere ärztliche Fachrichtungen brechen in den kommenden Jahrzehnten ungemütliche Zeiten an. Ärztliches Fachpersonal wird sich in Zukunft wesentlich stärker daran gewöhnen müssen, mit Computern zusammenzuarbeiten und häufiger als in der Vergangenheit der Technik den Vortritt zu lassen. Der Tag, an dem man als Patient in eine Maschine steigt, um sich von Kopf bis Fuß untersuchen zu lassen, ist noch fern. Doch er wird kommen – nicht nur in Science-Fiction-Filmen.
Berufe im Steuer- und Rechtswesen
Auch Angehörige rechts- und steuerberatender Berufe zählen in der allgemeinen Wahrnehmung zu denjenigen Berufsgruppen, die von der Digitalisierung wenig zu befürchten haben. Die dahinterliegende Argumentation ist ähnlich wie bei ärztlichem Personal: Das umfassende Fachwissen, die Komplexität der Beratungstätigkeit und der persönliche Bezug zu den Mandanten können nicht in vergleichbarer Weise durch computerisierte Systeme dargestellt werden, so die vorherrschende Meinung. Doch die rasanten Fortschritte der Digitalisierung im Steuer- und Rechtswesen lassen diese Meinung als immer weniger haltbar erscheinen. Studien zufolge könnten Computer mehr als drei Viertel aller Rechtsfälle in gleicher Qualität lösen wie menschliche Rechtsberater. In der steuerlichen Beratung könnte die Quote ähnlich hoch sein.
Die Angehörigen der rechts- und steuerberatenden Berufe müssen sich vor diesem Hintergrund auf eine massive Transformation ihres Berufs in den kommenden Jahrzehnten einstellen. Die HSP GRUPPE hat diese Transformation seit Langem erkannt und ihr Geschäftsmodell proaktiv weg von der reinen Deklaration hin zur Beratung von Mandaten umgestellt. Stand früher die Erfassung der Daten an erster Stelle, hat heute deren Interpretation Vorrang. Die Mitarbeiter der HSP GRUPPE sehen sich deshalb nicht als fiskalische Datenverwalter, sondern vielmehr als Berater in allen finanziellen und wirtschaftlichen Belangen.
Welche Qualitäten sind in Zukunft gefragt?
Aufgrund der massiven Transformation des Arbeitsmarktes in den kommenden Jahrzehnten müssen sich die jüngeren Generationen völlig neue Qualitäten aneignen, um fit für ihr Berufsleben zu sein. Die Zeiten, in denen der Abschluss einer einzelnen berufsbezogenen Ausbildung ausreichte, um bis zur Rente in einem bestimmten Beruf tätig zu sein, gehören der Vergangenheit an. Die Jugend von heute muss sich darauf einstellen, im Laufe ihrer Karriere eine Vielzahl verschiedener beruflicher Stationen zu durchlaufen. Dies hat zur Folge, dass junge Menschen zukünftig weniger einen bestimmten Beruf erlernen werden, als sich ein Set an Fähigkeiten für die gesamte Karriere anzueignen. Wo früher der Erwerb konkreter Kompetenzen im Vordergrund stand, wird in Zukunft die Art und Weise entscheidend sein, wie man sich schnell und effizient Wissen aneignet. Eine zentrale Rolle werden auch psychologische Aspekte spielen, wie beispielsweise die Veränderungsbereitschaft. Nur wer in Zukunft die Bereitschaft und den Willen zeigt, das Tempo der Digitalisierung mitzugehen, wird langfristig eine gute Perspektive auf dem Arbeitsmarkt haben – in welchem Beruf auch immer.
Wie sieht die Zukunft der Ausbildung aus?
Hochschulen in Deutschland und in aller Welt reagieren auf den enormen Transformationsprozess der Arbeitswelt mit einer beispiellosen Fragmentierung der Ausbildungswege. Für fast jedes neue Berufsbild gibt es in kürzester Zeit eine (mehr oder weniger) passende Ausbildung. Die jährliche Zunahme an neuen Studien- und Ausbildungsgängen hat inzwischen inflationäre Ausmaße angenommen. Für Studenten und Azubis bringt das zwar den Vorteil mit sich, sich immer gezielter auf bestimmte Berufsbilder spezialisieren zu können. Doch dieser Vorteil kann sich in einer schnellen Arbeitswelt rasch in einen Nachteil verwandeln. Spezialisten werden möglicherweise in Zukunft im Laufe ihrer Karriere eine oder mehrere zusätzliche Ausbildungen benötigen. Lebenslanges Lernen und „Training on the Job“ werden in den kommenden Jahrzehnten viel mehr sein als Schlagworte.
Fazit: Die Zukunft ist schnell und facettenreich
Die Arbeitswelt der Zukunft wird voraussichtlich nicht viel Ähnlichkeit mit jener der Vergangenheit aufweisen. Digitalisierung und Robotisierung werden ganze Branchen auf den Kopf stellen – darunter auch viele, die bislang von den Auswirkungen der digitalen Revolution verschont geblieben sind. Zahlreiche heute existierende Berufsbilder werden bereits in naher Zukunft verschwinden. An ihre Stelle treten neue Berufe, die aufgrund des schnellen technologischen Wandels kaum vorhersehbar sind. Für die heute junge Generation ist dies Fluch und Segen zugleich.
Nie zuvor in der Geschichte hatten junge Menschen die Qual der Wahl zwischen so vielen verschiedenen Berufsmöglichkeiten. Doch ebenso war noch nie zuvor die Unsicherheit so groß, ob die Berufswahl eine dauerhaft gute Entscheidung war.
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