Crowd-Finanzierung
Als alternative zu herkömmlichen Bankkrediten hat sich mittlerweile Crowdfunding als spannende Finanzierungsform etabliert. Gerne informieren wir Sie über die Funktionsweise und die Möglichkeiten der modernen Crowd-Finanzierung.
- Was versteht man eigentlich unter Crowdfunding?
- Worin besteht der Unterschied zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting?
- Welche Möglichkeiten gibt es? Welche Anbieter existieren?
Sie haben Fragen dazu? Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf!
Crowdfunding
Das Konzept des Crowdfunding stammt ursprünglich aus den USA und beschreibt die Möglichkeit Eigenkapital von einer Vielzahl von Privatpersonen einzusammeln, weshalb es auch als „Schwarmfinanzierung bezeichnet wird.
Diese alternative Finanzierungsquelle eignet sich besonders für kreative und innovative Geschäftsideen, die sich als Projekt umsetzen lassen.
Insgesamt handelt es sich um eine günstige Finanzierungsform, da die Investoren oftmals keine Zinsen erhalten, sondern durch bestimmte Sachleistungen oder immaterielle Leistungen vergütet werden. Der Wert des „Dankeschöns“ entspricht der Höhe der Spende. Man kann mehrere verschiedene und beispielsweise eine limitierte Edition anbieten. Auch hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Es kann sich um Gutscheine (z.B. für ein Essen) oder Produkte (z.B. eine Cd) handeln, die man nach dem erfolgreichen Abschluss des Projekts verschickt.
Internetplattformen besitzen die Funktion eines Vermitlers
- Präsentation der Projektidee mittels Text, Bild und Video auf der Website
- Transaktion der Spenden über Drittanbieter (PayPal, sofortüberweisung.de oder Amazon Payment)
Es entsteht keine Beteiligung am Unternehmen, so dass man als Geschäftsinhaber jegliche Entscheidungsfreiheit behält. Ein weiterer Vorteil ist die Medienpräsenz und kostenlose Werbung für die eigene, neue Geschäftsidee.
Tipps
Bei der Auswahl eines Crowdfunding-Portals sollte man unbedingt darauf achten, ob die Auszahlung des Gesamtbetrages nach dem „Alles-oder-Nichts“-Prinzip erfolgt oder man die Spende erhält, trotz dass die Mindestsumme nicht erreicht wurde. Denn auch, wenn das Projekt nicht erfolgreich umgesetzt wird, muss man dann die Beträge zurückzahlen oder schuldet ein Dankeschön. Oftmals fallen dann zusätzliche Gebühren als Provision für die entsprechenden Plattformen an.
Erfahrungen zeigen, dass von den Spendern Prämien zwischen 20 und 50€ am spontansten ausgewählt werden. Die größte Dynamik entwickelt sich, wenn der Zeitraum für die Spendensammlung auf 35 – 45 Tage beschränkt wird.
Crowdinvesting
Das Crowdinvesting ist vom –funding zu unterscheiden. Hier sind höhere Investitionssummen erreichbar. Allerdings werden es auch hier zu „mainstreamige“ Konzepte schwer haben – ein Alleinstellungsmerkmal sollte auf jeden Fall gegeben sein. Es ist außerdem vorteilhaft, wenn der Markteintritt unmittelbar bevorsteht.
Beim Crowdinvesting erwerben die Investoren z.B. eine stille Beteiligung am Unternehmen und erhalten somit eine gewinnabhängige Verzinsung ihres Kapitals sowie umfänglichere Informations- und Kontrollrechte. Um eine Projekt auf einer entsprechenden Plattform einstellen zu können, muss ein entsprechender Vertrag vorliegen, der die Rahmenbedingungen festlegt. Zudem muss häufig ein Businessplan erstellt werden.
Mehr Schutz für Kleinanleger … – Auswirkung auf das Crowdinvesting
Der Deutsche Bundestag berät sich weiterhin zum Entwurf eines Kleinanlegerschutzgesetzes. Am 23.04.2015 wurde dieser in zweiter Lesung beraten und in Ausschussfassung angenommen. Ziel ist es die Transparenz von Vermögensanlagen zu erhöhen und insbesondere den Privatanlegern aktuellere Informationen zur Verfügung zu stellen, so dass diese das Risiko besser einschätzen können.
Es wird also künftig u.a. eine Erweiterung der Prospektpflicht, die Einführung einer Mindestlaufzeit der Vermögensanlagen, sowie die Verschärfung der Rechnungslegungspflichten zu erwarten sein.
Ausgenommen hiervon sind jedoch neue Finanzierungsformen kleinerer Unternehmen mittels Crowdinvesting über Internet-Dienstleistungsplattformen bis zu einem Betrag von 1 Mio. € für angebotene Nachrangdarlehen und partiarische Darlehen eines Anbieters, wenn
- die Vermittlung über eine Internetplattform erfolgt,
- ein Anleger ohne weitere Auskünfte nicht mehr als 1.000 € anlegen kann,
- bei einer Anlage von mehr als 1.000 € bis 10.000 € der Anleger in einer Selbstauskunft darlegt, dass er über ein Vermögen von mindestens 100.000 € verfügt oder nicht mehr als den zweifachen Betrag seines durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens anlegt, höchstens jedoch 10.000 €.
- Zudem muss bei Anlagen von mehr als 250 € dem Anleger ein Vermögensanlagen-Informationsblatt übergeben und vom Anleger unterschrieben zurückgesandt oder mittels Telekopie oder als elektronisches Dokument übermittelt werden.
- Weiter sind von einer Prospektpflicht ausgenommen Nachrangdarlehen und partiarische Darlehen bis 1 €. Euro an soziale und gemeinnützige Projekte, wenn
- die Darlehen von einer Kleinstkapitalgesellschaft emittiert wurden, deren Gesellschafter eingetragene Vereine mit einer sozialen oder gemeinnützigen Zielsetzung sind und
- der Sollzinssatz der Darlehen unter dem Zinssatz von Pfandbriefen mit gleicher Laufzeit liegt.
Auch die Gewährung von Darlehen und partiarischen Darlehen von Mitgliedern einer Genossenschaft an ihre Genossenschaft werden von der Prospektpflicht ausgenommen, wenn der Vorstand der Genossenschaft den Mitgliedern die wesentlichen Informationen zur Verfügung gestellt hat.
Gemischte Plattformen: Crowdfunding und -investing
Startnext – www.startnext.com
Merkmale Projekte
- klares Ziel
- Anfang und Ende (begrenzter Zeitraum, maximal 90 Tage)
- Konkretes Ergebnis (Film , Album, Event,…)
Hohe Summen finanzierbar
- im Durchschnitt 4.323€
- Höchstbetrag 153.233,90€ durch stoersender.tv (Film/Video)
- 52% erfolgreiche Projektfinanzierung
Crowdfunding
- „Alles-oder-Nichts“-Prinzip
- kostenlos möglich
- nur bei Erfolg als Danke „Goodies“ für Unterstützer
Crowdinvesting
- nur Sozialunternehmen, Genossenschaften und Startups aus der Kreativwirtschaft
- Fundingziel mindestens 25.000 €
- Vertragsmodelle: Genossenschaftsanteile oder partiarische Nachrangdarlehen / verlangt anwaltlich erstellte und freigegebene Verträge / auf Basis Mustervertrag möglich
Kosten (brutto inkl. gesetzlicher MwSt)
- Transaktionsgebühren 4% nur bei erfolgreicher Finanzierung
- Crowdinvesting: Startgebühr 595 € (unabhängig von Erfolg fällig) – Beratung kostet extra
- Crowdfunding: Provision frei wählbar – Kosten für Erstellung und Versand Goodies
YouCan2 – www.youcan2.de
- Projektkategorien: Sozial, Kreativ oder Business
- Keine Zeitbegrenzung notwendig -> dann Ziel (€) festlegen
Auszahlungsarten
- „alles-oder-nichts“ (für BeCreative & BeBusiness)
- „bekomme-so-viel-du-kannst“ (nur für BeSocial)
BeBusiness = patriarchisches Darlehen (d.h. Crowdinvesting)
- Zins und Beteiligung (Umsatz oder Gewinn)
- Detaillierter Businessplan
- Pledges und Rewards mindestens 250€
- Kontakt zu YouCan2 notwendig
- Kostenlose Beratung, Hilfe beim Erstellen des Businessplans, Zinsen, erwartete Gewinne
Kosten
- keine Kosten bei nicht erfolgreichem „alles-oder-nichts“ Projekt
- Jeweils vom erreichten Funding (zzgl. 19% USt) / BeSocial 3% / BeCreative 5% / BeBusiness (YouCan2 kontaktieren!) 8%
- Zusätzliche Kosten durch Drittanbieter z.B. PayPal (! pro Transaktion (desto mehr Spender = höhere Kosten)
Reine Crowdfunding-Plattformen
Visionbakery – www.visionbakery.com/crowdfunding-start
- zweitgrößte Crowdfunding Plattform
- Kostenfreie Beratung durch Visionbakery (Telefonisch, per Email, Skype oder im Büro in Leipzig)
- Diverse Kategorien u.a. Handwerk, Veranstaltungen, Essen
Kosten
- Nur bei erfolgreichem Projekt
- 11,9% (Dienstleistung & Transaktionskosten) auf den benötigten Geldbetrag
- Kosten für Transaktionen
100-days – www.100-days.net
- Plattform aus der Schweiz
- 100 Tage Zeit, um von Projekt zu überzeugen
- „Alles-oder-Nichts“-Prinzip
Kosten
- Spender zahlen Gebühren an Drittanbieter
- 5% des eingesammelten Geldbetrages
Dreamojo – www.dreamojo.com/dreamwall
- Jegliche Projekte, jedoch eher geringe Summen
- „Alles-oder-Nichts“-Prinzip (optional: so viel wie möglich)
Kosten
- nur bei erfolgreichem Projekt
- Öffentliche Kampagne (Unternehmen): 6% Service-Gebühr vom Funding-Betrag
- Private Kampagne: 2,5% Service-Gebühr vom Funding-Betrag
- zusätzliche Transaktionskosten für PayPal
- nach Wunsch Kosten für Zusatzservice
Spezialisierte und regionale Plattformen
Viele-Schaffen-Mehr – www.viele-schaffen-mehr.de
- Crowdfunding Plattform der Volksbanken Raiffeisenbanken
- nur regional tätig, z.B. Magdeburg, jedoch nicht in Berlin
- „Alles-oder-Nichts“ Prinzip
- minimales Fundingziel 1.000 € / maximales Fundingziel 15.000€
Seedmatch (Crowdinvesting) – www.seedmatch.de
Voraussetzungen
- unternehmenseigene Website
- Hauptsitz Dtl
- Rechtsform GmbH oder UG
- Businessplan (nach Genehmigung Veröffentlichung)
- Executive Summary (6-8 Seiten)
Konditionen
- Zeitraum 60 Tage (ggf. 60 Tage Verlängerung)
- Auszahlung nur bei Erreichen der Fundingschwelle
- zusätzlich Fundinglimit (maximal zu sammelnder Betrag)
- keine Abgabe von Stimmrechten
- partiarischen Nachrangdarlehen (keine Einschränkung der Entscheidungsrechte)
- dadurch auch Beträge über 100.000 € möglich
- Zinsen 1% p.a.
- Gewinnbeteiligung (jährlich)
- einmalige Bonuszinsen (Kündigung bzw. Exit)
- Keine Verlustbeteiligung
- Mindestvertragslaufzeit 5-8 Jahre – danach Kündigung der Verträge jeweils zum Jahresende
Pflichten
- Beteiligung der Investoren am wirtschaftlichen Erfolg
- Gesetzlich vorgeschriebene Reportings (Quartalsberichte) und persönliche Updates für Investoren über Website
Kosten
- Seedmatch Honorar 5-10%
- Transaktionskosten Überweisung
- Präsentationsvideo
Ablauf
- Bewerbung
- Seedmatch gibt innerhalb von 10 – 15 Werktagen Rückmeldung über Eignung
- Weiter Unterlagen (BP) einsenden
- Persönliches Treffen
Companisto – www.companisto.com/de/
- partiarisches Nachrangdarlehen
- Mindestlaufzeit 8 Jahre
- Finanzierung in beliebiger Höhe
Kosten
- Provision 10% der gesammelten Investitionssumme
- Gewinnbeteiligung
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