
Kollege KI: So holen Sie Ihr Team ins Boot
Mitarbeitende bei der KI-Einführung einbinden – Ängste abbauen, offenen Dialog fördern und eine Lernkultur schaffen, die Fortschritt möglich macht.
Montagmorgen in einem kleinen Familienunternehmen: Die Geschäftsführerin steht mit einer Tasse Kaffee vor ihrem Team und präsentiert voller Enthusiasmus ein neues KI-Tool, das künftig Routinetätigkeiten erleichtern soll. Einen Augenblick lang ist es still. Einige Teammitglieder lächeln neugierig und stellen erste Fragen – andere blicken skeptisch drein. In der Ecke verschränkt ein langjähriger Mitarbeiter die Arme und murmelt: „Hoffentlich müssen wir bald nicht den Robotern unseren Arbeitsplatz überlassen.“ Diese Szene könnte so oder ähnlich in vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) passieren. Sie zeigt: Nicht nur die Technologie selbst, sondern vor allem die Menschen im Betrieb entscheiden darüber, ob die Einführung von Künstlicher Intelligenz gelingt.
Warum der kulturelle Aspekt über Erfolg oder Misserfolg entscheidet
Die beste KI-Lösung nützt wenig, wenn sie im Alltag nicht akzeptiert und genutzt wird. Entscheidend ist daher die Kultur im Unternehmen: Wie offen ist das Team für Neues? Fühlen sich alle mitgenommen und ernst genommen? Gerade in KMU, wo man sich meist persönlich kennt, wirkt sich die Stimmung im Team direkt auf den Erfolg von Veränderungen aus. Wenn Mitarbeitende Vertrauen haben und den Sinn hinter der KI-Einführung verstehen, werden sie sich eher darauf einlassen. Ist das Betriebsklima jedoch geprägt von Angst oder Widerstand, kann selbst die innovativste Technologie scheitern. Kultur frisst Strategie – und Technik – zum Frühstück: Letztlich bestimmen die Menschen, ob KI zum Erfolg wird.
Typische Ängste und Missverständnisse – und wie man ihnen begegnet
Neue Technologien wie KI können bei Mitarbeitenden Unsicherheit auslösen. Typische Ängste und Missverständnisse in diesem Zusammenhang sind zum Beispiel:
- Jobverlust: Viele fürchten, dass KI ihren Arbeitsplatz überflüssig machen könnte. Hier hilft es, klarzustellen, dass KI vor allem Routinearbeiten erleichtern soll, während menschliche Fähigkeiten wie Kreativität, Kundenkontakt oder Problemlösung weiterhin unverzichtbar bleiben. Die Erfahrung der Mitarbeitenden ist wertvoll – sie wird durch KI ergänzt, nicht ersetzt.
- Überforderung: Einige Teammitglieder sorgen sich, mit der neuen Technik nicht Schritt halten zu können. Dem begegnet man am besten mit früher Einbindung und Schulungen (dazu später mehr). Wenn alle in Ruhe ausprobieren dürfen, sinkt die Hemmschwelle. Wichtig: Keine Frage ist dumm. Schaffen Sie eine Atmosphäre, in der niemand Angst haben muss, Rückfragen zu stellen.
- Misstrauen gegenüber der „Black Box“: KI trifft Entscheidungen oft auf Basis von Algorithmen, die nicht transparent sind. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können befürchten, diesen Entscheidungen ausgeliefert zu sein oder für Fehler der KI geradezustehen. Offenheit schafft Abhilfe: Erklären Sie, wie das eingesetzte KI-System funktioniert, was es kann und was nicht. Betonen Sie, dass die Kontrolle letztendlich beim Menschen bleibt und dass KI ein Werkzeug ist, das den Menschen unterstützt.
- Gefühl der Nicht-Beteiligung: Wenn Beschäftigte das Gefühl haben, KI werde „über ihre Köpfe hinweg“ eingeführt, entsteht schnell Widerstand. Daher sollten Sie von Anfang an für Transparenz sorgen, das Warum und Wie erklären und Feedback einholen. Wer frühzeitig einbezogen wird, entwickelt eher Eigeninitiative und Neugier statt Ablehnung.

Indem Sie diese Befürchtungen ernst nehmen und aktiv adressieren, schaffen Sie Vertrauen. Zeigen Sie praktische Beispiele, wie KI den Arbeitsalltag erleichtert: etwa indem monotone Aufgaben automatisiert werden und das Team sich spannenderen Projekten widmen kann. Machen Sie klar, dass niemand mit der Veränderung allein gelassen wird.
Kommunikation und Transparenz als Führungsaufgabe
Offene Kommunikation ist der Schlüssel, um Ihr Team bei der KI-Einführung mitzunehmen. Kündigen Sie Veränderungen nicht von heute auf morgen überraschend an, sondern bereiten Sie den Boden Schritt für Schritt vor. Teilen Sie frühzeitig Ihre Ziele: Warum möchten Sie KI einsetzen? Welche Probleme soll sie lösen, welche Vorteile bringt sie für das Unternehmen und für die Belegschaft? Seien Sie dabei ehrlich und realistisch, ohne zu beschönigen, aber auch ohne Panikmache.
Transparenz bedeutet auch, Ungewissheiten zuzugeben. Vielleicht wissen Sie selbst noch nicht alle Details – kommunizieren Sie auch das offen: „Wir probieren dieses Tool jetzt aus, um zu sehen, was es für uns leisten kann. Eure Rückmeldungen sind dabei sehr wichtig.“ Diese offene Haltung nimmt den Druck und zeigt den Mitarbeitenden, dass sie Teil des Prozesses sind. Wichtig ist, Informationen fortlaufend zu teilen – etwa in Teammeetings, per Rundmail oder am Schwarzen Brett – und beugen Sie so Gerüchten vor. Und denken Sie daran, zuzuhören: Räumen Sie in Gesprächen und Meetings genug Zeit für Fragen, Sorgen und Ideen der Mitarbeitenden ein. Wer Gehör findet, fasst leichter Vertrauen.
Schulung und Lernen im Alltag: wie Mitarbeitende handlungsfähig werden
Die beste Kommunikation nutzt wenig, wenn Ihr Team sich im Umgang mit der KI unsicher fühlt. Daher ist Schulung ein zentraler Pfeiler jeder KI-Einführung. In kleinen Unternehmen lässt sich das oft pragmatisch und ohne großen Aufwand umsetzen. Wichtig ist, frühzeitig zu beginnen: Schon bevor das neue System voll einsatzbereit ist, können Sie Grundlagenworkshops anbieten. Erklären Sie die Basics: Was ist KI überhaupt und was genau wird im Betrieb eingeführt? Lassen Sie die Belegschaft auch einmal selbst „hands on“ ausprobieren – am besten in einer spielerischen Umgebung, in der nichts schiefgehen kann.
Im Alltag sollten Sie Lerngelegenheiten schaffen. Das kann bedeuten, einzelne „KI-Pilotanwender“ im Team zu benennen, die das neue Tool zuerst testen und dann ihr Wissen an Kolleginnen und Kollegen weitergeben. Es kann auch heißen, kleine Übungsaufgaben zu stellen oder „Spielstunden“ einzuplanen, in denen das Team das KI-Programm ausprobieren darf, ohne Zeitdruck oder Leistungsdruck. Beispiel: Veranstalten Sie ein internes „Lunch und Learn“, bei dem jemand aus dem Team oder ein externer Gast zeigt, wie man mit der KI arbeitet. Das gemeinsame Lernen im informellen Rahmen nimmt Berührungsängste.
Wichtig: Unterstützen Sie Ihr Team dabei, sich weiterzuentwickeln. Bieten Sie an, fehlende Qualifikationen durch Fortbildungen zu erwerben, und erkennen Sie Lernfortschritte an. So signalisieren Sie: Niemand wird abgehängt – im Gegenteil, alle können mitwachsen. Wenn das Team im Umgang mit KI kompetenter wird, steigt das Selbstvertrauen und die Bereitschaft, das Neue auch wirklich zu nutzen.
Beteiligung schaffen: kleine Hebel, große Wirkung
Mitarbeitende wollen spüren, dass sie Teil der Veränderung sind und nicht bloße Empfänger von Anordnungen. Schon mit kleinen Maßnahmen können Sie große Wirkung erzielen und Beteiligung fördern. Ein erster Schritt ist, eine offene Feedback-Kultur zu etablieren: Fragen Sie Ihr Team aktiv nach Meinungen, Bedenken und Vorschlägen zur KI-Einführung. Das kann in regulären Meetings passieren, durch anonyme Umfragen oder Workshop-Runden. Wichtig ist, dass Ideen der Mitarbeitenden Gehör finden – vielleicht kommt aus dem Team der Vorschlag, die KI zuerst in einem kleineren Pilotprojekt zu testen, bevor man sie überall ausrollt. Solche Anregungen sind Gold wert und erhöhen die Akzeptanz enorm.

Auch können Sie Multiplikatoren im Team nutzen. Gibt es jemanden, der sich für digitale Tools begeistern kann? Diese Person könnte als eine Art „KI-Botschafter“ fungieren und anderen im Team bei Fragen helfen. Durch bereichsübergreifende Projektgruppen können Sie zudem dafür sorgen, dass alle Abteilungen vertreten sind und mitreden können, wenn es um die Umsetzung geht. So vermeiden Sie das Gefühl, dass „die da oben“ etwas über die Köpfe der Belegschaft hinweg entscheiden.
Kleine informelle Aktionen stärken ebenfalls das Gemeinschaftsgefühl: Zum Beispiel ein Ideenwettbewerb, bei dem Mitarbeitende Vorschläge einreichen, wo KI im Betrieb helfen könnte. Oder ein internes „Mini-Hackathon“ am Freitagnachmittag, um spielerisch Lösungen mit dem neuen Tool zu entwickeln. Solche Events machen Spaß, wecken Neugier und zeigen, dass alle zum Erfolg beitragen können.
Was der Betriebsrat (oder ein informeller Dialog) leisten kann
In deutschen Unternehmen ab einer gewissen Größe ist der Betriebsrat ein wichtiger Partner bei Veränderungen. Wenn es einen Betriebsrat gibt, binden Sie ihn von Anfang an in die Pläne zur KI-Einführung ein. Dieses Gremium vertritt die Belegschaft und kann helfen, Sorgen und Konflikte frühzeitig anzusprechen, und eine frühe Einbindung des Betriebsrats signalisiert Transparenz und Wertschätzung für die Belange der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zudem hat der Betriebsrat ein Mitbestimmungsrecht, wenn neue Technologien eingeführt werden, die die Arbeitsprozesse oder die Überwachung der Beschäftigten betreffen. Gemeinsam können Geschäftsführung und Betriebsrat Leitlinien erarbeiten, wie KI im Alltag eingesetzt wird (z. B. im Hinblick auf Datenschutz oder Qualifizierungsmaßnahmen für betroffene Mitarbeiter).
Nicht jedes KMU hat einen formalen Betriebsrat. In kleineren Teams kann ein informeller Dialog diese Rolle auffangen. Das bedeutet: Fördern Sie den Austausch auf Augenhöhe, zum Beispiel durch regelmäßige Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der Belegschaft oder schlicht eine offene Tür, um über Bedenken sprechen zu können. Entscheidend ist, dass Ihre Mitarbeitenden eine Stimme haben und das Gefühl, dass ihre Perspektive zählt. Dieser Dialog sorgt dafür, dass Unstimmigkeiten gar nicht erst unterschwellig gären, sondern offen besprochen und gelöst werden können.
Was tun, wenn die Stimmung kippt?
Trotz aller Bemühungen kann es passieren, dass im Verlauf des KI-Projekts die Stimmung im Team einmal kippt. Vielleicht läuft anfangs etwas nicht rund oder jemand verbreitet die Sorge, dass „bald die Hälfte der Abteilung überflüssig wird“. Jetzt heißt es: ruhig bleiben und hingucken. Erkennen Sie möglichst früh, wenn Unmut aufkommt. Signale können zum Beispiel häufige negative Kommentare, nachlassende Beteiligung in Meetings oder ein Anstieg von Krankmeldungen sein.
Der erste Schritt ist, das Gespräch zu suchen. Fragen Sie im kleinen Kreis oder in Einzelgesprächen nach, wo der Schuh drückt. Wichtig: Hören Sie aktiv zu, ohne vorschnell zu bewerten oder abzuwiegeln. Oft stellt sich heraus, dass konkrete Missverständnisse oder falsche Informationen hinter der schlechten Stimmung stecken. Vielleicht glauben einige Mitarbeiter, die Entscheidung für die KI sei schon unumstößlich – egal ob sie funktioniert oder nicht. Hier können Sie klarstellen: Wir befinden uns in einer Test- und Lernphase und Anpassungen sind möglich. Oder es gibt praktische Probleme mit dem Tool, die Frust auslösen – dann zeigen Sie, dass Sie diese ernst nehmen und an Lösungen arbeiten (etwa durch Nachbesserungen oder zusätzliche Schulungen).
Manchmal hilft es auch, Erfolge bewusst hervorzuheben, um die Stimmung wieder zu heben. Stellen Sie Quick Wins heraus: Hat die KI vielleicht schon erste Aufgaben beschleunigt oder Fehler reduziert? Teilen Sie solche Erfolgsgeschichten im Team. Jeder Fortschritt, mag er noch so klein erscheinen, kann das Vertrauen in die Veränderung stärken. Falls möglich, lassen Sie die Mitarbeiter selbst erzählen, wie ihnen der neue Ansatz geholfen hat – Peer-Erfahrungen überzeugen oft mehr als Führungsworte.
Zeigt sich dennoch anhaltender Widerstand, kann es sinnvoll sein, externe Unterstützung hinzuzuziehen. Das können Moderatoren für einen Team-Workshop sein oder Experten, die noch einmal Nutzen und Ablauf erklären. In jedem Fall gilt: Bleiben Sie dran und nehmen Sie die Bedenken ernst, statt die Flucht nach vorn anzutreten. Eine Krise in der Stimmung lässt sich meist durch Verständnis und justiertes Vorgehen überwinden.
Fazit und motivierender Ausblick
Die Einführung von KI in einem kleinen oder mittleren Unternehmen ist mehr als ein IT-Projekt – sie ist ein Kulturwandel. Technik lässt sich kaufen, installieren und skalieren, doch ob sie wirklich Mehrwert bringt, hängt von den Menschen ab, die mit ihr arbeiten. Für Unternehmerinnen und Unternehmer bedeutet das vor allem: Führung ist gefragt. Mit klarem Kurs und offenem Ohr können Sie Ihr Team durch die Veränderung navigieren. Setzen Sie weniger auf Bürokratie, dafür umso mehr auf den direkten Dialog und auf gemeinsames Lernen.
Machen Sie Mut, indem Sie selbst Neugier vorleben und kleine Schritte feiern. Heute ein „KI-Stammtisch“ in der Mittagspause, morgen vielleicht die erste Routineaufgabe, die vollautomatisch erledigt wird – so wird Fortschritt greifbar. Zeigen Sie Perspektiven auf: Wenn monotonere Arbeiten von KI übernommen werden, bleibt den Mitarbeitenden mehr Zeit für Kreativität, Kundennähe und Weiterentwicklung. Betonen Sie, dass niemand ersetzt, sondern jeder Einzelne mitgenommen wird auf dem Weg in die Zukunft.
Am Ende zahlt sich dieser Ansatz aus: Ein Team, das den Wandel mitgestaltet, wird KI nicht als Bedrohung, sondern als Chance begreifen. So wird aus der anfänglichen Skepsis Schritt für Schritt Begeisterung – und Ihr Unternehmen ist bereit für die Zukunft, weil alle an einem Strang ziehen.
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