25. August 2025

Kollege KI: So holen Sie Ihr Team ins Boot

Mitar­bei­tende bei der KI-Einfüh­rung einbinden – Ängste abbauen, offenen Dialog fördern und eine Lern­kultur schaffen, die Fort­schritt möglich macht.

Montag­morgen in einem kleinen Fami­li­en­un­ter­nehmen: Die Geschäfts­füh­rerin steht mit einer Tasse Kaffee vor ihrem Team und präsen­tiert voller Enthu­si­asmus ein neues KI-Tool, das künftig Routi­ne­tä­tig­keiten erleich­tern soll. Einen Augen­blick lang ist es still. Einige Team­mit­glieder lächeln neugierig und stellen erste Fragen – andere blicken skep­tisch drein. In der Ecke verschränkt ein lang­jäh­riger Mitar­beiter die Arme und murmelt: „Hoffent­lich müssen wir bald nicht den Robo­tern unseren Arbeits­platz über­lassen.“ Diese Szene könnte so oder ähnlich in vielen kleinen und mitt­leren Unter­nehmen (KMU) passieren. Sie zeigt: Nicht nur die Tech­no­logie selbst, sondern vor allem die Menschen im Betrieb entscheiden darüber, ob die Einfüh­rung von Künst­li­cher Intel­li­genz gelingt.

Warum der kultu­relle Aspekt über Erfolg oder Miss­erfolg entscheidet

Die beste KI-Lösung nützt wenig, wenn sie im Alltag nicht akzep­tiert und genutzt wird. Entschei­dend ist daher die Kultur im Unter­nehmen: Wie offen ist das Team für Neues? Fühlen sich alle mitge­nommen und ernst genommen? Gerade in KMU, wo man sich meist persön­lich kennt, wirkt sich die Stim­mung im Team direkt auf den Erfolg von Verän­de­rungen aus. Wenn Mitar­bei­tende Vertrauen haben und den Sinn hinter der KI-Einfüh­rung verstehen, werden sie sich eher darauf einlassen. Ist das Betriebs­klima jedoch geprägt von Angst oder Wider­stand, kann selbst die inno­va­tivste Tech­no­logie schei­tern. Kultur frisst Stra­tegie – und Technik – zum Früh­stück: Letzt­lich bestimmen die Menschen, ob KI zum Erfolg wird.

Typi­sche Ängste und Miss­ver­ständ­nisse – und wie man ihnen begegnet

Neue Tech­no­lo­gien wie KI können bei Mitar­bei­tenden Unsi­cher­heit auslösen. Typi­sche Ängste und Miss­ver­ständ­nisse in diesem Zusam­men­hang sind zum Beispiel:

  • Jobver­lust: Viele fürchten, dass KI ihren Arbeits­platz über­flüssig machen könnte. Hier hilft es, klar­zu­stellen, dass KI vor allem Routi­ne­ar­beiten erleich­tern soll, während mensch­liche Fähig­keiten wie Krea­ti­vität, Kunden­kon­takt oder Problem­lö­sung weiterhin unver­zichtbar bleiben. Die Erfah­rung der Mitar­bei­tenden ist wert­voll – sie wird durch KI ergänzt, nicht ersetzt.
  • Über­for­de­rung: Einige Team­mit­glieder sorgen sich, mit der neuen Technik nicht Schritt halten zu können. Dem begegnet man am besten mit früher Einbin­dung und Schu­lungen (dazu später mehr). Wenn alle in Ruhe auspro­bieren dürfen, sinkt die Hemm­schwelle. Wichtig: Keine Frage ist dumm. Schaffen Sie eine Atmo­sphäre, in der niemand Angst haben muss, Rück­fragen zu stellen.
  • Miss­trauen gegen­über der „Black Box“: KI trifft Entschei­dungen oft auf Basis von Algo­rithmen, die nicht trans­pa­rent sind. Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter können befürchten, diesen Entschei­dungen ausge­lie­fert zu sein oder für Fehler der KI gera­de­zu­stehen. Offen­heit schafft Abhilfe: Erklären Sie, wie das einge­setzte KI-System funk­tio­niert, was es kann und was nicht. Betonen Sie, dass die Kontrolle letzt­end­lich beim Menschen bleibt und dass KI ein Werk­zeug ist, das den Menschen unter­stützt.
  • Gefühl der Nicht-Betei­li­gung: Wenn Beschäf­tigte das Gefühl haben, KI werde „über ihre Köpfe hinweg“ einge­führt, entsteht schnell Wider­stand. Daher sollten Sie von Anfang an für Trans­pa­renz sorgen, das Warum und Wie erklären und Feed­back einholen. Wer früh­zeitig einbe­zogen wird, entwi­ckelt eher Eigen­in­itia­tive und Neugier statt Ableh­nung.
Kollege KI: So holen Sie Ihr Team ins Boot

Indem Sie diese Befürch­tungen ernst nehmen und aktiv adres­sieren, schaffen Sie Vertrauen. Zeigen Sie prak­ti­sche Beispiele, wie KI den Arbeits­alltag erleich­tert: etwa indem mono­tone Aufgaben auto­ma­ti­siert werden und das Team sich span­nen­deren Projekten widmen kann. Machen Sie klar, dass niemand mit der Verän­de­rung allein gelassen wird.

Kommu­ni­ka­tion und Trans­pa­renz als Führungs­auf­gabe

Offene Kommu­ni­ka­tion ist der Schlüssel, um Ihr Team bei der KI-Einfüh­rung mitzu­nehmen. Kündigen Sie Verän­de­rungen nicht von heute auf morgen über­ra­schend an, sondern bereiten Sie den Boden Schritt für Schritt vor. Teilen Sie früh­zeitig Ihre Ziele: Warum möchten Sie KI einsetzen? Welche Probleme soll sie lösen, welche Vorteile bringt sie für das Unter­nehmen und für die Beleg­schaft? Seien Sie dabei ehrlich und realis­tisch, ohne zu beschö­nigen, aber auch ohne Panik­mache.

Trans­pa­renz bedeutet auch, Unge­wiss­heiten zuzu­geben. Viel­leicht wissen Sie selbst noch nicht alle Details – kommu­ni­zieren Sie auch das offen: „Wir probieren dieses Tool jetzt aus, um zu sehen, was es für uns leisten kann. Eure Rück­mel­dungen sind dabei sehr wichtig.“ Diese offene Haltung nimmt den Druck und zeigt den Mitar­bei­tenden, dass sie Teil des Prozesses sind. Wichtig ist, Infor­ma­tionen fort­lau­fend zu teilen – etwa in Team­mee­tings, per Rund­mail oder am Schwarzen Brett – und beugen Sie so Gerüchten vor. Und denken Sie daran, zuzu­hören: Räumen Sie in Gesprä­chen und Meetings genug Zeit für Fragen, Sorgen und Ideen der Mitar­bei­tenden ein. Wer Gehör findet, fasst leichter Vertrauen.

Schu­lung und Lernen im Alltag: wie Mitar­bei­tende hand­lungs­fähig werden

Die beste Kommu­ni­ka­tion nutzt wenig, wenn Ihr Team sich im Umgang mit der KI unsi­cher fühlt. Daher ist Schu­lung ein zentraler Pfeiler jeder KI-Einfüh­rung. In kleinen Unter­nehmen lässt sich das oft prag­ma­tisch und ohne großen Aufwand umsetzen. Wichtig ist, früh­zeitig zu beginnen: Schon bevor das neue System voll einsatz­be­reit ist, können Sie Grund­la­gen­work­shops anbieten. Erklären Sie die Basics: Was ist KI über­haupt und was genau wird im Betrieb einge­führt? Lassen Sie die Beleg­schaft auch einmal selbst „hands on“ auspro­bieren – am besten in einer spie­le­ri­schen Umge­bung, in der nichts schief­gehen kann.

Im Alltag sollten Sie Lern­ge­le­gen­heiten schaffen. Das kann bedeuten, einzelne „KI-Pilo­t­an­wender“ im Team zu benennen, die das neue Tool zuerst testen und dann ihr Wissen an Kolle­ginnen und Kollegen weiter­geben. Es kann auch heißen, kleine Übungs­auf­gaben zu stellen oder „Spiel­stunden“ einzu­planen, in denen das Team das KI-Programm auspro­bieren darf, ohne Zeit­druck oder Leis­tungs­druck. Beispiel: Veran­stalten Sie ein internes „Lunch und Learn“, bei dem jemand aus dem Team oder ein externer Gast zeigt, wie man mit der KI arbeitet. Das gemein­same Lernen im infor­mellen Rahmen nimmt Berüh­rungs­ängste.

Wichtig: Unter­stützen Sie Ihr Team dabei, sich weiter­zu­ent­wi­ckeln. Bieten Sie an, fehlende Quali­fi­ka­tionen durch Fort­bil­dungen zu erwerben, und erkennen Sie Lern­fort­schritte an. So signa­li­sieren Sie: Niemand wird abge­hängt – im Gegen­teil, alle können mitwachsen. Wenn das Team im Umgang mit KI kompe­tenter wird, steigt das Selbst­ver­trauen und die Bereit­schaft, das Neue auch wirk­lich zu nutzen.

Betei­li­gung schaffen: kleine Hebel, große Wirkung

Mitar­bei­tende wollen spüren, dass sie Teil der Verän­de­rung sind und nicht bloße Empfänger von Anord­nungen. Schon mit kleinen Maßnahmen können Sie große Wirkung erzielen und Betei­li­gung fördern. Ein erster Schritt ist, eine offene Feed­back-Kultur zu etablieren: Fragen Sie Ihr Team aktiv nach Meinungen, Bedenken und Vorschlägen zur KI-Einfüh­rung. Das kann in regu­lären Meetings passieren, durch anonyme Umfragen oder Work­shop-Runden. Wichtig ist, dass Ideen der Mitar­bei­tenden Gehör finden – viel­leicht kommt aus dem Team der Vorschlag, die KI zuerst in einem klei­neren Pilot­pro­jekt zu testen, bevor man sie überall ausrollt. Solche Anre­gungen sind Gold wert und erhöhen die Akzep­tanz enorm.

Kollege KI: So holen Sie Ihr Team ins Boot

Auch können Sie Multi­pli­ka­toren im Team nutzen. Gibt es jemanden, der sich für digi­tale Tools begeis­tern kann? Diese Person könnte als eine Art „KI-Botschafter“ fungieren und anderen im Team bei Fragen helfen. Durch bereichs­über­grei­fende Projekt­gruppen können Sie zudem dafür sorgen, dass alle Abtei­lungen vertreten sind und mitreden können, wenn es um die Umset­zung geht. So vermeiden Sie das Gefühl, dass „die da oben“ etwas über die Köpfe der Beleg­schaft hinweg entscheiden.

Kleine infor­melle Aktionen stärken eben­falls das Gemein­schafts­ge­fühl: Zum Beispiel ein Ideen­wett­be­werb, bei dem Mitar­bei­tende Vorschläge einrei­chen, wo KI im Betrieb helfen könnte. Oder ein internes „Mini-Hacka­thon“ am Frei­tag­nach­mittag, um spie­le­risch Lösungen mit dem neuen Tool zu entwi­ckeln. Solche Events machen Spaß, wecken Neugier und zeigen, dass alle zum Erfolg beitragen können.

Was der Betriebsrat (oder ein infor­meller Dialog) leisten kann

In deut­schen Unter­nehmen ab einer gewissen Größe ist der Betriebsrat ein wich­tiger Partner bei Verän­de­rungen. Wenn es einen Betriebsrat gibt, binden Sie ihn von Anfang an in die Pläne zur KI-Einfüh­rung ein. Dieses Gremium vertritt die Beleg­schaft und kann helfen, Sorgen und Konflikte früh­zeitig anzu­spre­chen, und eine frühe Einbin­dung des Betriebs­rats signa­li­siert Trans­pa­renz und Wert­schät­zung für die Belange der Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter. Zudem hat der Betriebsrat ein Mitbe­stim­mungs­recht, wenn neue Tech­no­lo­gien einge­führt werden, die die Arbeits­pro­zesse oder die Über­wa­chung der Beschäf­tigten betreffen. Gemeinsam können Geschäfts­füh­rung und Betriebsrat Leit­li­nien erar­beiten, wie KI im Alltag einge­setzt wird (z. B. im Hinblick auf Daten­schutz oder Quali­fi­zie­rungs­maß­nahmen für betrof­fene Mitar­beiter).

Nicht jedes KMU hat einen formalen Betriebsrat. In klei­neren Teams kann ein infor­meller Dialog diese Rolle auffangen. Das bedeutet: Fördern Sie den Austausch auf Augen­höhe, zum Beispiel durch regel­mä­ßige Treffen mit Vertre­te­rinnen und Vertre­tern der Beleg­schaft oder schlicht eine offene Tür, um über Bedenken spre­chen zu können. Entschei­dend ist, dass Ihre Mitar­bei­tenden eine Stimme haben und das Gefühl, dass ihre Perspek­tive zählt. Dieser Dialog sorgt dafür, dass Unstim­mig­keiten gar nicht erst unter­schwellig gären, sondern offen bespro­chen und gelöst werden können.

Was tun, wenn die Stim­mung kippt?

Trotz aller Bemü­hungen kann es passieren, dass im Verlauf des KI-Projekts die Stim­mung im Team einmal kippt. Viel­leicht läuft anfangs etwas nicht rund oder jemand verbreitet die Sorge, dass „bald die Hälfte der Abtei­lung über­flüssig wird“. Jetzt heißt es: ruhig bleiben und hingu­cken. Erkennen Sie möglichst früh, wenn Unmut aufkommt. Signale können zum Beispiel häufige nega­tive Kommen­tare, nach­las­sende Betei­li­gung in Meetings oder ein Anstieg von Krank­mel­dungen sein.

Der erste Schritt ist, das Gespräch zu suchen. Fragen Sie im kleinen Kreis oder in Einzel­ge­sprä­chen nach, wo der Schuh drückt. Wichtig: Hören Sie aktiv zu, ohne vorschnell zu bewerten oder abzu­wie­geln. Oft stellt sich heraus, dass konkrete Miss­ver­ständ­nisse oder falsche Infor­ma­tionen hinter der schlechten Stim­mung stecken. Viel­leicht glauben einige Mitar­beiter, die Entschei­dung für die KI sei schon unum­stöß­lich – egal ob sie funk­tio­niert oder nicht. Hier können Sie klar­stellen: Wir befinden uns in einer Test- und Lern­phase und Anpas­sungen sind möglich. Oder es gibt prak­ti­sche Probleme mit dem Tool, die Frust auslösen – dann zeigen Sie, dass Sie diese ernst nehmen und an Lösungen arbeiten (etwa durch Nach­bes­se­rungen oder zusätz­liche Schu­lungen).

Manchmal hilft es auch, Erfolge bewusst hervor­zu­heben, um die Stim­mung wieder zu heben. Stellen Sie Quick Wins heraus: Hat die KI viel­leicht schon erste Aufgaben beschleu­nigt oder Fehler redu­ziert? Teilen Sie solche Erfolgs­ge­schichten im Team. Jeder Fort­schritt, mag er noch so klein erscheinen, kann das Vertrauen in die Verän­de­rung stärken. Falls möglich, lassen Sie die Mitar­beiter selbst erzählen, wie ihnen der neue Ansatz geholfen hat – Peer-Erfah­rungen über­zeugen oft mehr als Führungs­worte.

Zeigt sich dennoch anhal­tender Wider­stand, kann es sinn­voll sein, externe Unter­stüt­zung hinzu­zu­ziehen. Das können Mode­ra­toren für einen Team-Work­shop sein oder Experten, die noch einmal Nutzen und Ablauf erklären. In jedem Fall gilt: Bleiben Sie dran und nehmen Sie die Bedenken ernst, statt die Flucht nach vorn anzu­treten. Eine Krise in der Stim­mung lässt sich meist durch Verständnis und justiertes Vorgehen über­winden.

Fazit und moti­vie­render Ausblick

Die Einfüh­rung von KI in einem kleinen oder mitt­leren Unter­nehmen ist mehr als ein IT-Projekt – sie ist ein Kultur­wandel. Technik lässt sich kaufen, instal­lieren und skalieren, doch ob sie wirk­lich Mehr­wert bringt, hängt von den Menschen ab, die mit ihr arbeiten. Für Unter­neh­me­rinnen und Unter­nehmer bedeutet das vor allem: Führung ist gefragt. Mit klarem Kurs und offenem Ohr können Sie Ihr Team durch die Verän­de­rung navi­gieren. Setzen Sie weniger auf Büro­kratie, dafür umso mehr auf den direkten Dialog und auf gemein­sames Lernen.

Machen Sie Mut, indem Sie selbst Neugier vorleben und kleine Schritte feiern. Heute ein „KI-Stamm­tisch“ in der Mittags­pause, morgen viel­leicht die erste Routi­ne­auf­gabe, die voll­au­to­ma­tisch erle­digt wird – so wird Fort­schritt greifbar. Zeigen Sie Perspek­tiven auf: Wenn mono­tonere Arbeiten von KI über­nommen werden, bleibt den Mitar­bei­tenden mehr Zeit für Krea­ti­vität, Kunden­nähe und Weiter­ent­wick­lung. Betonen Sie, dass niemand ersetzt, sondern jeder Einzelne mitge­nommen wird auf dem Weg in die Zukunft.

Am Ende zahlt sich dieser Ansatz aus: Ein Team, das den Wandel mitge­staltet, wird KI nicht als Bedro­hung, sondern als Chance begreifen. So wird aus der anfäng­li­chen Skepsis Schritt für Schritt Begeis­te­rung – und Ihr Unter­nehmen ist bereit für die Zukunft, weil alle an einem Strang ziehen.


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